Nein, es sind nicht allein die Spielergebnisse der Fußball-EM-Partien Spanien gegen Deutschland sowie Türkei gegen die Niederlande und das damit verbundene Ausscheiden der von vielen Bergkamenern favorisierten Mannschaften, die derzeit für lange Gesichter in der Stadt sorgen. Es ist der Ärger um die kurzfristige Absage des Public Viewings in der Bergkamener Eishalle.
„Hintergrund der Absage waren ein nicht ordnungsgemäßer Brandschutz und zu schmale Fluchttüren“, erklärte Bergkamens Erste Beigeordnete Christine Busch am Wochenende auf Anfrage. Eishallenbetreiber Dr. Martin Brodde erfuhr davon am Freitagvormittag, wie er erklärte, die Fans allerdings lediglich per Zufall. Weder Brodde noch die Stadt hatten die Absage des öffentlich angekündigten Public Viewings rechtzeitig vor Anpfiff bekannt gegeben.
Alles in allem eine Gemengelage aus Schnellschüssen und unüberlegtem Handeln?
Offenbar. Denn als sich abgezeichnet hatte, dass es in Bergkamen kaum Gelegenheiten zum Rudelgucken geben würde, hatte Eishallen-Betreiber Dr. Martin Brodde mit einem kleinen Team spontan ein solches umsetzen wollen. Ein paar Fernseher, Beamer und Leinwände, Würstchen, ein paar Kästen Bier – und in der derzeit eisfreien Saison hätten Fußballfreunde in der Bergkamener Eishalle auch bei Wind und Wetter gemeinsam Fußball schauen können.
So wurde es angekündigt. Über die Berichterstattung unserer Redaktion, über schnell erstellte Plakate, die über Soziale Medien verbreitet wurden. Das Gespräch mit der Stadt suchte der Eishallenbetreiber aber nicht, und so gab es für ihn am Freitagvormittag eine böse Überraschung. Denn Anfang Juni sei laut Brodde eine Begehung der Halle unter anderem in Sachen Brandschutz durchgeführt worden. Von deren Ergebnis erfuhr Brodde laut eigener Aussage dann erst am Freitagmorgen. Mit der Konsequenz, dass er das geplante Public Viewing am Wochenende komplett abblasen musste – oder besser: hätte komplett abblasen müssen.

„Gegen 11 Uhr erhielt ich einen Anruf aus dem Rathaus, dass das alles so nicht ginge. Um 12.52 Uhr ging mir der offizielle Brief dann zu“, schildert Brodde. „Das war fünf Stunden vor Anpfiff“, ärgert er sich. Betrachtet man allerdings den Anruf aus dem Rathaus als Frühwarnung, waren es sieben Stunden.
Doch von der Absage am Freitagabend erfuhren die Fußballfans nichts: weder von Brodde noch von der Stadt Bergkamen. „Zum Glück“ habe sich die Zahl der eintrudelnden Deutschland-Fans in Grenzen gehalten, sagt Brodde. Warum er sie überhaupt kommen ließ, sagte er nicht. Die Stadtverwaltung hüllte sich am Montag zum gesamten Thema in Schweigen. Immerhin: Die Absage des Public-Viewings zum Türkei-Spiel am Samstag konnte rechtzeitig verbreitet werden.

Dr. Martin Brodde ärgert sich derweil über ein ganz anderes Thema: den Zeitpunkt der Gebäude-Kontrolle. Tatsächlich steht die Eishalle erst vor einer umfangreichen Sanierung. Der Umbau hätte zwar schon anlaufen sollen, wurde aber verschoben. Sehr zu Broddes Ärger. Der nun den Grund der Kontrolle hinterfragt: „Das ist doch alles Altbestand hier. Wenn etwas neu gemacht worden wäre, würde ich das ja alles verstehen. Aber was war denn dann die ganze letzten Saison? Was war mit der Ausbildungs-Messe ‚Komm auf Tour‘ vor wenigen Wochen? All das ging doch auch.“