Seile und Pflöcke zeigen schon seit geraumer Zeit, wo vor mehr als 2000 Jahren im Römerlager Oberaden das Nordtor stand. Und lange soll es nun nicht mehr dauern, bis im heutigen Bergkamen im Römerpark eine Rekonstruktion dieses Tores an genau der gleichen Stelle steht. Im Herbst 2025, nach dem großen Römerfest zum Abschluss der Saison im Römerpark Bergkamen, soll der Baustart erfolgen.
„Den offiziell ersten Spatenstich werden wir dann wohl beim Römerfest setzen“, überlegt Roland Schäfer, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Stadtmuseums in Bergkamen. Der ehemalige hauptamtliche Bürgermeister von Bergkamen ist nun als Vereinsvorsitzender der offizielle Bauherr des Vorhabens. „Ich habe den Bauantrag unterschrieben“, bestätigt Schäfer. Aber alleine habe er solch ein Mammutprojekt nicht stemmen können. „Da braucht es Fachleute, und die wesentliche Arbeit hat da Mark Schrader gemacht“, sagt Schäfer.
Doch auch der Leiter des Stadtmuseums brauchte die Unterstützung von anderen Wissenschaftlern, Planern, Statikern, Bauämtern und Co. „Aus meiner gesamten Erfahrung in der Stadtverwaltung, aber auch im Städte- und Gemeindebund weiß ich, dass man für solch große Projekte einen langen Atem haben muss“, sagt Schäfer. Und Corona und die Baukostensteigerungen hätten das Projekt alles andere als befeuert.
Denn ein großes Projekt ist der Nachbau des Nordtores in jedem Fall. „Es ist nicht nur unser Vorzeigeprojekt, es ist auch unser größtes Projekt“, sagt Schäfer im Namen des Museumsfördervereins, der es sich zum Ziel gesetzt hat, das Geschichtsbewusstsein in Bergkamen zu befeuern. „Das reicht von der Erinnerungskultur und dem Setzen von Stolpersteinen über den Bergbau bis natürlich zu den Römern“, sagt Schäfer. „Wenn das Nordtor dann steht, ist unser Park auch komplett.“

Das Nordtor soll exakt so aussehen wie das Original, das vor über 2000 Jahren die Römer an derselben Stelle bauten. Und genau das ist heutzutage eine Herausforderung. Handwerklich geht zwar Vieles leichter und schneller und durch weniger Leute als in der Antike, aber in der Neuzeit braucht es Genehmigungen, Gutachten und Ausgleichsflächen. „Wegen der Ausgleichsflächen sind wir derzeit noch mit dem Kreisumweltamt im Austausch“, sagt Schrader und bezeichnet den aktuellen Sachstand als „Endzüge des Bauantrags“. Auch Schäfer sieht das so: „Wir haben wohl alle bürokratischen Hürden genommen.“
Allerdings läuft auch noch die Antragsstellung für diverse Fördermittel – und bevor die nicht genehmigt sind, „dürfen wir nicht mit dem Bau beginnen“, erklärt Mark Schrader.
Im Herbst soll aber alles soweit in trockenen Tüchern sein und die erste Bauphase beginnen können. „Wir müssen die Topographie so herstellen, wie sie zur Römerzeit war“, erklärt Schrader. „Da müssen Profis ran. Das ist eine massive Baumaßnahme und dafür braucht es größere Fahrzeuge“ – deren Nutzung im Park ebenfalls genehmigt werden musste. Dann werden Fundamente gesetzt, die Plattform errichtet und Erdarbeiten gemacht. „Man erkennt dann schon die Grundrisse“, verspricht Schrader.
Ab der zweiten Bauphase kommen dann auch wieder Ehrenamtler ins Spiel, die eines der Aushängeschilder des Römerparks Bergkamen sind. „Wenn es darum geht, die Holzständer zu setzen, können wir jede helfende Hand zum Anpacken gebrauchen“, sagt Schrader – doch natürlich müssen sich auch dann die Profis um die Fragen der Statik kümmern.

In der dritten Bauphase wird rein ehrenamtlich gearbeitet. Dann werden Bretter vernagelt, Flechten geknüpft und mit Lehm verputzt. Eine Handarbeit, die nicht zu finanzieren wäre. „Das Material wird gesponsert und ist bereits finanziert“, sagt Schrader – aber bei allem anderen sei man noch auf Spenden angewiesen. Da helfen schon die Gelder, die Besucher des Römerparks statt des Eintritts freiwillig geben.
„Wir freuen uns aber derzeit am meisten über Geldspenden“, sagt Schäfer. Die Höhe sei dabei egal. „Ob klein oder groß, am Ende läppert es sich“, erklärt Schäfer, dass die Summe unterm Strich zählt.

Ein Bauwerk mit drei Ebenen
Wenn alles läuft wie geplant, kann das Nordtor dann Ende 2026 stehen. Das wird ein zweigeschossiger Bau mit drei Ebenen sein. „Das ist die vorhandene Holz-Erde-Mauer ja eigentlich auch“, sagt Schrader. Das neue Tor wird sich nahtlos anschließen. Aber nicht alle Ebenen werden zugänglich sein.
„Wir wollen authentisch bauen“, sagt Schrader – und das lässt sich mit heutigen Sicherheitsvorschriften nicht wirklich in Einklang bringen.
Deshalb wird Bergkamen auch niemals mit Haltern zu vergleichen sein. „Wir wollen keine Brandschutztüren einbauen oder Plexiglasscheiben zur Absturzsicherung anbringen“, sagt Schrader. In das erste Geschoss wird auch eine klassische Treppe führen, keine Rampe. „Das Tor wird nicht barrierefrei sein“, betont Schrader. Doch das Ehrenamt soll sich im Erdgeschoss der Torräume präsentieren und Veranstaltungen anbieten, so dass das kein Problem werden sollte.
Die dritte Ebene, der erweiterte Turm, spielt im Naturkonzept des Bauwerks eine bedeutende Rolle. „Dort werden wir Nistplätze für die Tierwelt anbieten“, sagt Schrader. Ungestört vom Menschen sollen dort Fledermäuse und Vögel eine Heimat finden. „Das ist ein reines Holzgebäude. Und wir sehen ja schon an der Holz-Erde-Mauer, dass die ganz lebendig ist, weil viel Leben dort eingezogen ist.“
- Die Saison im Römerpark Bergkamen wird an diesem Samstag und Sonntag (3./4.5.) jeweils von 11 bis 17 Uhr eröffnet.