Rund 500.000 Euro für das Nordtor im Römerpark

Neue Pläne

Hölzern, imposant und originalgetreu – so soll das Nordtor im Römerpark einmal aussehen. Museumsleiter Mark Schrader und Ingenieur Dr. Kees Peterse wagten einen Blick in die Kristallkugel.

von Sharin Leitheiser

Bergkamen

, 25.11.2018, 15:47 Uhr / Lesedauer: 3 min
Das Römerlager soll wachsen: Mit dem Nordtor, zu dessen Nachbau Ingenieur Dr. Kees Peterse am Freitag den Mitgliedern des Museumsförderverein aktuelle Planungen vorstellte, soll der Park vollständiger werden.Drawe/Archiv

Das Römerlager soll wachsen: Mit dem Nordtor, zu dessen Nachbau Ingenieur Dr. Kees Peterse am Freitag den Mitgliedern des Museumsförderverein aktuelle Planungen vorstellte, soll der Park vollständiger werden.Drawe/Archiv © Marcel Drawe

Mit den Planungen wollen die Historiker ab sofort beginnen, um so schnell wie möglich an die vorhandene Holz-Erde-Festungsmauer anknüpfen zu können.

Wichtig ist Schrader und Peterse gleichermaßen: Alles muss genau so aussehen wie im Spätsommer elf Jahre vor Christi Geburt, als das Römerlager ursprünglich errichtet wurde. „Wir bauen das Tor genau an die Stelle, wo das Original vor mehr als 2000 Jahren auch gestanden hat“, versprach Peterse den Anwesenden. Dafür reiche es allerdings nicht, lediglich vor Ort Untersuchungen zu machen. Um sich später bei jedem Pfosten und jeder Querverbindung zu 100 Prozent sicher sein zu können, müsse er viele weitere Grabungsergebnisse sichten. „Es ist wie bei einem Puzzle – die eine Fundstätte gibt uns eine Antwort auf die eine Frage, eine zweite auf die nächste.“ Deutlich machte Peterse diese Notwendigkeit, indem er zum Beispiel anhand von Insignien auf der römischen Trajanssäule zeigte, dass die beiden Wachtürme am Nordtor wohl wie zu dieser Zeit üblich nicht überdacht waren.

Auch auf die „Schwester“ der Bergkamener Holz-Erde-Mauer in Haltern ging Peterse deshalb näher ein. Grundsätzlich habe das dortige Südtor einige Gemeinsamkeiten mit den ersten schematischen Darstellungen vom Nordtor am Oberadener Römerpark. „Es war damals üblich, einen sogenannten ‚Zwinger‘, also einen U-förmigen Vorraum, vor den Torverschluss zu setzen“, umschrieb Peterse das ungewohnte Bild.

Zwischen dem fertigen Stück Holz-Erde-Mauer und dem späteren Nordtor plant Museumsleiter Marc Schrader noch ein Bindeglied aus Eichenholz.Archiv

Zwischen dem fertigen Stück Holz-Erde-Mauer und dem späteren Nordtor plant Museumsleiter Marc Schrader noch ein Bindeglied aus Eichenholz.Archiv © Stefan Milk

400 Kubikmeter Lehm


Ein Feind, der eindringen wolle, könne so immer von drei Seiten gleichzeitig beschossen werden. Anders ist in Bergkamen jedoch zum Beispiel, da die einzelnen Holzjoche näher zusammenstehen. Und auch die Art, wie sämtliche Außenwände verschalt wurden, unterscheidet sich nicht nur optisch maßgeblich von der Halterner Variante, weiß Peterse. „Der Boden ist in Haltern sandiger, deshalb haben die Römer ihre dortige Holz-Erde-Mauer mit Brettern verschalt. In Bergkamen gehen wir von einer Lehmverschalung aus.“

400 Kubikmeter Lehm-Mische müssen Schrader und sein Team für ihr Vorhaben in den Römerpark karren. Zwischen dem fertigen Stück Holz-Erde-Mauer und dem späteren Nordtor plant der Museumsleiter zudem ein experimentelles Bindeglied aus Eichenholz. „Dafür sammeln wir gerade fleißig Material“, verriet er. Im Römerwald seien einige Eichen dem Sturm zum Opfer gefallen, „und was nicht verkauft wird, können wir gut gebrauchen.“

Museumsleiter Mark Schrader mit dem Referenten Dr. Kees Peterse und dem Beigeordneten Marc Alexander Ulrich.

Museumsleiter Mark Schrader mit dem Referenten Dr. Kees Peterse und dem Beigeordneten Marc Alexander Ulrich. © Marcel Drawe

Barrierefreie Raststation

Im kommenden Jahr wollen Schrader und Peterse ein erstes 3D-Bild des Nordtores präsentieren. Insgesamt soll das ganze Projekt deutlich schneller realisiert werden als die Holz-Erde-Mauer. Von den ersten Entwürfen Peterses bis hin zur fertigen Rekonstruktion hatte es damals über vier Jahre gedauert. Auf Nachfrage aus dem Publikum verlor Mark Schrader am Freitag außerdem einige Worte über mögliche Kosten. „Anhand von Vergleichswerten für die Holz-Erde-Mauer würde ich vage schätzen, dass wir über eine Summe von 450.000 bis 500.000 Euro reden“, so Schrader. Für genauere Zahlen müsse er sich allerdings wie alle anderen bis zum Bauantrag und der finalen Kostenanalyse gedulden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen“, bilanzierte der Museumsleiter optimistisch. Finanziell hofft er nicht nur auf die Unterstützung vom Förderverein, sondern auch von lokalen Firmen oder Sponsoren aus der Politik.

Unterstand für Workshops

Grund zum Optimismus hat Schrader allemal. Zurzeit schwimmt der Römerfan auf einer echten Erfolgswelle. Im Jahr 2018 stellte er nicht nur gemeinsam mit dem Geschichtskreis Haus Aden-Grimberg 3/4 den Museumshof inklusive Lehrstollen fertig. Vielmehr baute er gleich zwei Abteilungen im Stadtmuseum aus und erhielt zudem die Zusage für eine barrierefreie Raststation mit Toilettenanlage am Römerpark. Die Firma „Ruhr Tourismus“ wird dieses Bauprojekt komplett finanzieren. Im März oder April nächsten Jahres soll mit den Arbeiten begonnen werden. Für das Römerlager selbst hat Schrader ebenfalls einige kleinere Verschönerungen im Sinn – wie etwa einen Unterstand für die Workshops über altes Handwerk von Jörg Steinhauer. Außerdem stärkt ihm der 169-köpfige Museums-Förderverein zu jeder Zeit den Rücken. Am Freitag bedankte sich Schrader dafür mit einem gemütlichen Abend zum Jahresabschluss im Museum – direkt im Anschluss an Kees Peterses Vortrag. Neben Fördervereins-Mitgliedern waren auch LWL-Vertreter, einige Lokalpolitiker und langjährige Beteiligte wie der Archäologe Dr. Johann-Sebastian Kühlborn zu Gast.