Zehn verlorene Jahre In Unna verblassen nicht nur die Fahrradstreifen

Zehn verlorene Jahre: In Unna verblassen nicht nur die Fahrradstreifen
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Sebastian Smulka

Den schwindenden Fahrradstreifen in Unna trauert nicht einmal der ADFC hinterher. Selten dürften sich Fahrradlobbyisten, die Planer im Rathaus und vermutlich auch Autofahrer so einig gewesen sein, wie in diesem Punkt: Die einfach auf die Straße gepinselten Behelfsradwege waren nicht der große Wurf.

Die Einigkeit, mit der man die Streifen nun ungehindert verblassen lässt, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie einmal ein großer Wurf sein sollten. Und nun, da das Scheitern des Konzepts offensichtlich ist, will die Frage neu beantwortet sein, was denn ein großer Wurf sein könnte. Unna muss sich leider eingestehen: Wir sind in dieser Frage nicht viel klüger als vor zehn Jahren.

Eine gute Idee scheitert in der Umsetzung

Seinerzeit skizzierte man im Rathaus die Idee für ein „Zielnetz 2025“, das Radfahrerinnen und -fahrern sichere Wege für die wichtigsten Routen des Alltags geben sollte. Die Verwaltung definierte ein Haupt- und ein Nebennetz, das dafür nach und nach durch die Stadt gespannt werden sollte.

Der Ansatz damals war richtig und ist es wohl auch noch heute. Nur die gewählten Mittel erweisen sich im Rückblick als teilweise unzulänglich. Nur echte Radwege sind echte Radwege – das sagt der ADFC, und selbst der ADAC würde wenig dagegen einwenden, wenn Radfahrer auf eine eigene Bahn wechseln könnten. Aber „richtige“ Radwege kosten mehr als ein paar Eimer weißer Farbe. Und „richtige“ Radwege brauchen Platz, der mancherorts irgendwem weggenommen werden müsste: dem rollenden Kraftverkehr etwa oder den Parkplatz suchenden Anwohnern.

Die Stadt Unna muss sich entscheiden, wie ernst sie es wirklich meint mit der Mobilitätswende. Sie muss klar bekennen, ob sie bei chronisch knappen Ressourcen die nötigen Mittel dafür aufbringen und auch eine Umverteilung von Verkehrsräumen wagen will.

Gänzlich vom Tisch ist das Thema nicht. Nach dem Zielnetzkonzept soll das neue Mobilitätskonzept der Stadt die Grundlage für die Entwicklung auch des Radverkehrs bilden. Hoffentlich schafft es Dinge, um die man in zehn Jahren trauern würde, wenn es sie plötzlich nicht mehr geben würde.