Verhinderungshilfe vom Gutachter Unna lässt den Freibadbau unnötig teuer aussehen

Gutachten lässt ein Freibad unnötig teuer aussehen
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Sebastian Smulka

Schon oft sah sich Unnas Stadtverwaltung dem Verdacht ausgesetzt, dass ihre mitunter teuren Gutachteraufträge nicht dazu beitragen sollten, Dinge möglich zu machen, sondern Dinge unmöglich aussehen zu lassen.

Es ist ein Vorwurf, vor dem Bürgermeister Dirk Wigant nun nicht besser gefeit zu sein scheint als sein Vorgänger Werner Kolter, in dessen Amtszeiten die Stadt das Freizeitbad Massen und die Eissporthalle aufgegeben hat.

Was letztlich dran war an solchen Vermutungen, lässt sich schlecht überprüfen – auch dafür kauft man ja die Autorität des Fachmanns ein. Doch Ansatzpunkte für Zweifel sind im aktuellen Fall unübersehbar.

Bürgermeister orakelte schon 2023 über einen Kostenschock

Dass der Bürgermeister kein Freund eines neuen Freibades in Massen ist, wurde bereits im Juni 2023 deutlich, als die Politik gerade diese Option in den Prüfauftrag für WBU und Verwaltung aufnahmen. Seinerzeit schrieben wir aus jener Sitzung über erkennbare Vorbehalte aufseiten der Verwaltung: „Es solle ja auch Kommunen gegeben haben, die bei der Prüfung eines neuen Freibades doch überrascht gewesen seien angesichts der Kosten, hielt Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) zunächst der SPD-Fraktion um Sebastian Laaser entgegen, die sich maßgeblich für eine Freibadoption in Massen ausgesprochen hatte.“

Im Freibadpaket stecken 25 Meter Ballast

Anderthalb Jahre später scheint Wigants Weissagung einzutreten: 6,5 Millionen Euro für ein Lehrschwimmbecken, 20 Millionen Euro für ein Paket, in dem auch ein Freibad steckt – da dürfte klar sein, in welche Richtung die politische Beratung laufen wird. Oder soll.

Im 25-Meter-Becken der Schwimmsporthalle am Bergenkamp in Unna ziehen junge Sportler ihre Bahnen im Brustschwimmen.
Die Idee eines zusätzlichen 25-Meter-Beckens in Massen gefällt zumindest in dem Sinne, dass es dem Schwimmsport in Unna bessere Bedingungen geben würde. Allerdings verteuert sich der Bau eines möglichen Bäderneubaus in Massen dadurch: Mit Außenbecken würde das Paket etwa 20 Millionen Euro kosten, ohne Außenbecken immer noch 17,5 bis 18,5 Millionen Euro. © Grzelak

Man muss allerdings nicht allzu intensiv über die vier nach aufsteigenden Kosten sortierten Szenarien nachdenken, um zu bemerken, dass ein wichtiges darin fehlt. Niemand aus der Politik hatte im Juni 2023 nach einem neuen 25-Meter-Becken gefragt, das das Freibad natürlich erst einmal teurer aussehen lässt, als es müsste.

Was sinnvoll ist, hat am Ende erst der Rat zu entscheiden

Dass man die ursprünglich gewünschte Variante eines Lehrschwimmbeckens mit Außenbecken dabei kommentarlos unter den Tisch fallen lässt, befremdet zunächst. Böse Zungen könnten von einem sehr plumpen Versuch sprechen. Aber auch die Erklärung, die die Stadt auf Frage der Redaktion nachliefert, überzeugt nicht.

Zum einen überzeugt sie sachlich nicht: Das Freibad im Bornekamp ist der Beweis, dass ein Außenbecken auch ohne benachbartes Hallenbad funktioniert. Und die beiden Hellwegbäder haben über Jahrzehnte bewiesen, dass ein Lehrschwimmbecken ohne Außenbecken funktioniert. Wenn beides also alleine möglich ist, warum dann nicht auch nebeneinander? Diese Frage beantwortet die Stadt nur unzureichend.

Deutlich schlimmer aber ist, dass sie überhaupt eine Entscheidung darüber trifft. Wie sinnvoll die Option „Lehrschwimmbecken plus Außenbecken“ ist, darf natürlich auf Grundlage einer gutachterlichen Stellungnahme bewertet werden – aber genau wie alle anderen Szenarien vom Stadtrat.