Die möglichen Antworten lieferte ein Mann, der in der Region als „Bäderpapst“ gelten darf. Dieter Vatheuer betreibt in Hamm seit 1999 eine Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Bädermanagement, die Kommunen nicht nur bei Planungen begleitet, sondern in einigen Fällen auch die Betreiberschaft der Bäder leistet. So ist Vatheuers Prova im Grunde die Betreiberin des Maximare in Hamm.
Für Unna hat Vatheuer den Bedarf an Wasserflächen, das Angebot innerhalb der Stadt und im Umland, vor allem aber die Kosten etwaiger Neubauten ermittelt. Sein Vortrag in der letzten Ratssitzung des Jahres soll die Grundlage bilden für eine Diskussion, die nun in der Politik anlaufen kann.
Eine Nullvariante ohne Neubau empfiehlt sich eher nicht
Vieles dürfte am Ende davon abhängen, wie viel Wasserfläche sich Unna in Massen leisten kann oder will. Bürgermeister Dirk Wigant überschrieb das Thema im Rat mit „Lehrschwimmbecken oder mehr, Fragezeichen“.
Zumindest in einem Punkt gab Vatheuer eine Empfehlung vorweg: Dass das alte Hellwegschwimmbad in der Realschule ein Auslaufmodell ist und trotz der aktuell laufenden Sanierung einen Nachfolger bekommen sollte, erscheine ihm eindeutig. Für das, was diese Nachfolgefunktion leisten kann oder darüber hinaus geht, legte er je nach Zählweise vier oder fünf Varianten vor.
Die Varianten im Überblick
Variante 1 wäre ein einfaches Lehrschwimmbecken, das als Neubau auf dem Gelände des früheren Freizeitbades entstehen könnte. Für die Baukosten setzt Vatheuer 6,5 Millionen Euro an, der Betrieb dürfte jährlich 339.000 Euro kosten. Dafür bekäme Unna ein 10 mal 16 Meter großes Becken mit durchgehendem Hubboden.

Variante 2 würde aus zwei nur mit einer variablen Trennwand verbundenen Lehrschwimmbecken dieser Größe bestehen, die dadurch zugleich ein „Aktivbecken“ bieten. Die Nutzungskapazität würde sich verdoppeln, weil zeitgleich etwa im einen Becken Schwimmkurse und im anderen Wassergymnastikangebote laufen könnten. Die Kosten würden gegenüber Variante 1 geringer steigen als der Nutzen: Acht Millionen Euro für den Bau und 410.000 Euro jährlich für den Betrieb würden die Kombination nicht zur billigsten, aber zu einer sehr günstigen Lösung machen, so Vatheuer.
Will Unna sich mehr gönnen, könnte es als Variante 3 ein Hallenbad mit einem kleineren Lehrschwimmbecken von 8 mal 12 Metern und einem 25-Meter-Sportbecken leisten. Dies dürfte dann aber schon 17,5 bis 18,5 Millionen Euro Baukosten und 1,2 Millionen Euro Jahreszuschuss für den Betrieb erfordern.

Variante 4 hat Vatheuer in zwei Ausführungen berechnet. Die Sportbecken-Lehrschwimmbecken-Kombination aus Variante 3 würde noch um ein Außenbecken ergänzt. Die Investitionssumme stiege damit auf mindestens 20 Millionen Euro. Für den Betriebskostenzuschuss kommt Vatheuer auf 1,495 Millionen Euro im Saisonbetrieb von Mai bis September oder 1,542 Millionen Euro im Ganzjahresbetrieb, der zwar mehr Energie verschlinge, aber auch mehr Gäste anlockt.

Wie viel Bad sollte Unna sich leisten?
Die Option eines Freizeitbades, wie Massen es einmal hatte, hat Vatheuer nicht geprüft. Seine Erklärung: Wer auf der Landkarte die Fläche markiert, die von Unna aus in 30 Minuten Autofahrt erreichbar ist, stoße auf genügend Bäder dieser Kategorie, die insgesamt schon ein Überangebot ergeben.
Sympathien ließ Vatheuer für die Varianten mit Außenbecken erkennen. „Wenn man sich als Kommune ein solches Außenbecken leisten kann, das ist schon schön“, sagte er. „Es wird sich allerdings nicht über die Besucher refinanzieren.“