Lockdown-Lockerung mit Shopping-Terminen? „Verständnis nimmt ab, Verzweiflung nimmt zu“

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Lockdown-Lockerung mit Shopping-Terminen? „Verständnis nimmt ab, Verzweiflung nimmt zu“

dzEinzelhandel

Einkaufen erst mal nur mit Termin? Der Sprecher der Unnaer Einzelhändler fordert mehr: endlich echte Perspektiven für die in Not geratenen Geschäftsleute!

Unna

, 03.03.2021, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wie geht es weiter mit Einzelhandelsgeschäften, die nicht Lebensmittel oder Blumen verkaufen? Sollen Kunden Termine vereinbaren, ehe sie Kleidung im Geschäft anprobieren können? Der Sprecher der Unnaer Händler kann inzwischen nur noch den Kopf schütteln.

Rheinland-Pfalz lockert mit Termin-Shopping

„Click and meet“: Seit Montag dürfen in Rheinland-Pfalz Kunden wieder Einzelhandelsgeschäfte betreten, die bisher aufgrund der Corona-Eindämmung komplett geschlossen waren. Sie müssen im Vorfeld einen Termin vereinbaren, um dann gemeinsam mit den Angehörigen ihres Haushalts im Laden stöbern zu dürfen. Dieses Modell soll ab dem 8. März auch Teil der am Mittwochabend beschlossenen Öffnungsstrategie sein: wenn die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 liegt, aber über 50. Der Kreis Unna hat (Stand 4. März) einen Wert von knapp unter 70.

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Verärgerung nach vielen Wochen Lockdown

Shoppen nur mit Termin? „Was soll dabei herumkommen?“, fragt Thomas Weber, Inhaber des „Hosen-Spezialist“ und Vorsitzender des City-Werberings in Unna. Nach über zwei Monaten Lockdown und nun solchen Lockerungsvorschlägen ist dem Händler die Verärgerung deutlich anzumerken. Erinnerung: Seit Mitte Dezember gehören Modegeschäfte zu denen, die nicht öffnen dürfen. Dadurch war bereits das ansonsten lukrative Weihnachtsgeschäft für den stationären Einzelhandel weitgehend verloren.

Händler fordert mehr Perspektiven

„,Click and meet‘ wäre im Grunde nichts anderes als das, was wir jetzt schon machen.“ Kunden können bei Weber Ware bestellen und anprobieren. Er macht es so, dass er Hosen zu den Menschen bringt und gegebenenfalls wieder abholt. Das Termin-Shopping brächte den Unterschied, dass das Anprobieren im Laden passiert. Marginale Veränderungen, meint Weber. „Das geht mir nicht weit genug. Wir brauchen mehr Perspektiven.“ Wie andere Modehändler stehe er kurz vor dem Ostergeschäft, die Sommerware sei bestellt und müsse auch bezahlt werden.

„Einzelhandel als Bauernopfer“

Weber erklärt, er habe kein Verständnis mehr dafür, „dass der Einzelhandel das Bauernopfer sein soll“. Die Händler hätten gute Hygienekonzepte gehabt. „Bei uns hat sich niemand angesteckt.“ Nach fast drei Monaten Schließung habe er auch noch keinen Euro Finanzhilfe erhalten. Die Händler in den Innenstädten seien in einer schlechten Lage. „Wir werden langsam ausbluten. Sie können fragen, wen sie wollen. Das Verständnis nimmt rapide ab und die Verzweiflung nimmt zu.“