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Drei von fünf Kaufnett-Sozialkaufhäuser im Kreis Unna sind derzeit geschlossen. In Holzwickede und Kamen läuft der Betrieb eingeschränkt. Für die Standorte könnte eine Öffnungsstrategie in Terminvereinbarungen liegen.
Im Vorfeld der Corona-Beratungen zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten am Mittwoch kam in NRW bereits die Idee von Terminvereinbarungen zwischen Kunden und dem Handel auf. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich zuletzt beispielsweise offen dafür gezeigt. In Rheinland-Pfalz gibt es so eine Regelung seit Wochenbeginn für Bekleidungsgeschäfte. Die Beschlüsse vom Mittwoch machen nun Hoffnung, dass das Konzept umgesetzt werden kann. Für die Kaufnett-Sozialkaufhäuser wäre das eine umsetzbare Lösung.
In NRW sind Einzelhändler zuletzt auf das Prinzip „Klicken und Abholen“ ausgewichen. Kunden können im Internet Waren wählen und vor Ort abholen. Die Kaufnett-Sozialkaufhäuser in Holzwickede und Kamen öffneten nach einem ähnlichen Prinzip: Wer hier etwas von Interesse im Schaufenster entdeckte, klingelte telefonisch im Laden durch oder machte sich kurzerhand vor Ort bemerkbar. Die Ware wurde dann im Eingangsbereich präsentiert und konnte bei Gefallen kontaktlos bezahlt werden.
Andere Standorte im Kreis in Unna, Fröndenberg und Werne hingegen sind seit drei Monaten geschlossen. Und das ist insbesondere für ärmere Familien und Ältere ein Problem: „Babys werden auch in der Pandemie geboren. Kinder wachsen. Ältere kommen auch wegen des sozialen Kontaktes zu uns“, sagt Kaufnett-Geschäftsführerin Christine Weyrowitz.
Sie sieht in den Kaufnett-Standorten der Diakonie Ruhr-Hellweg einen Beitrag zur Daseinsvorsorge. Weyrowitz hat aber auch die Angestellten im Blick, die meist aus der Langzeitarbeitslosigkeit kommen: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zu holen, hat ja auch einen sozialen Aspekt. Wir können momentan wenig tun außer immer wieder das Sortiment zu sortieren.“
Sollten in NRW Terminvereinbarungen im Handel möglich sein, würde man das sofort umsetzen: „Darüber wären wir froh, könnten wir die Angestellten wieder an ihre Arbeitsplätze schicken“, so Weyrowitz. Personal für die Terminvergaben hätte man genug.
„Statt der vorgegebenen 10 Quadratmeter pro Kunde hatten wir vor dem aktuellen Lockdown schon die Regel, dass ein Kunde auf 50 Quadratmeter kommt. Die Regeln einzuhalten, ist bei uns kein Thema. Die Kundschaft drängt sich ja nicht so wie etwa im Supermarkt“, sagt Weyrowitz.
Jahrgang 1985, aufgewachsen auf dem Land in Thüringen. Fürs Studium 2007 nach Dortmund gekommen. Schreibt über alles, was in Holzwickede passiert. 17.000 Einwohner mit Dorfcharakter – wie in der alten Heimat. Nicht ganz: Dort würden 17.000 Einwohner locker zur Kreisstadt reichen. Willkommen im Ruhrgebiet.