„In Unna werden mehr Bäume gefällt als nachgepflanzt“ Ex-Landrat wirbt um weitere Spenden

Spenden für neue Buche: Initiative will mehr Neupflanzungen anregen
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Die Initiative „Rotbuche am Ring“ zieht eine gute Zwischenbilanz ihrer Spendensammlung. Einen erneuten Aufruf verbindet sie mit einem kritischen Seitenhieb auf die Baum-Politik der Stadt Unna.

Am Stamm der inzwischen gefällten Buche hängt das Schild, mit dem Naturdenkmäler ausgezeichnet werden.
Die 2019 gefällte Buche wurde im Kataster des Kreises Unna als Naturdenkmal geführt. Sie stand unter besonderem Schutz. Da sie im Begriff war, direkt neben dem Verkehrsring auseinanderzubrechen, führte an ihrer Fällung aber kein Weg vorbei. © Archiv

Bürger spenden für neuen Baum

An der Stelle der 2019 gefällten Rotbuche am Beethovenring gegenüber der Polizei soll ein neuer Baum gepflanzt werden. Um dieses Projekt umzusetzen, sammelt eine Initiative Spenden. Über 3000 Euro haben Bürger oder Unternehmen in den ersten rund zwei Wochen seit dem Aufruf bereits überwiesen, um das Projektziel zu erreichen. „Dass sich so viele in so kurzer Zeit für mehr Grün und damit für Umwelt und Natur in Unna einsetzen, ist ermutigend“, meint der Schirmherr, Michael Makiolla, Landrat a.D.

Initiative braucht 7000 Euro

Diese Unterstützung muss jetzt weitergehen. 7000 Euro werden benötigt, weil die alten Wurzeln der einst mächtigen Buche entfernt werden müssen und der Boden aufbereitet werden muss, damit an der Stelle vor dem Gebäude der Werkstatt im Kreis Unna ein neuer Baum gepflanzt werden kann. Die neue Rotbuche selbst würde der Kreis Unna bezahlen, wie die Baum-Initiative mitteilt.

Animieren, mehr Bäume zu pflanzen

Das Klimabündnis und die Pfarrgemeinde St. Katharina unterstützen das Projekt. Viele Einzelpersonen, aber auch Verbände würden den Aufruf teilen, für die Baumpflanzung zu spenden. Die Initiatoren wollten aber durchaus mehr, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Gruppe. „Mit dem Projekt wollen wir auch das Augenmerk darauf lenken, dass in Unna zurzeit mehr Bäume gefällt als nachgepflanzt werden“, sagt der prominente Schirmherr Makiolla. „Wir wollen also animieren, mehr Bäume zu pflanzen und das sowohl im öffentlichen wie im privaten Raum.“

Zum Thema

Spenden

Wer das Projekt „Buche am Ring“ unterstützen möchte, kann auf ein Konto der Volksbank Geld überweisen. Die Bank verdoppelt jede Spende mit bis zu 10 Euro. Und so geht es:

Auf dem Bild ist ein abgesägter, mit Flatterband umwickelter Baumstumpf zu sehen.
Eines von mehreren Beispielen für abgesägte Bäume zeigt dieses Bild von der Bergischen Straße, das uns Leser Manfred Jedamski zusandte. Sein Kommentar: "Der trostlose Anblick wird wohl auch dieses Jahr so bleiben und auch bei der nächsten Kirschblüte 2025 so sein. Schade!" © privat

Forderung: Pflicht zum Nachpflanzen

Apropos „zu wenig neue Bäume“: Holger Zühlke, der kürzlich unabhängig von dem obigen Spendenprojekt auf einen Mangel an Neupflanzungen in Unna hingewiesen hat, will nun erreichen, dass sich die Politik damit beschäftigt. Er beantragt eine Änderung der Schutzsatzung, die in Unna für städtische Bäume gilt. Müssen Bäume gefällt werden, dann sollen möglichst am selben Standort Ersatzpflanzungen erfolgen, fordert Zühlke. Würden Fällungen weiterhin nur ersatzlos „zur Kenntnis genommen“, dann „wird im Jahre 2050 Unna baumlos sein“.

Fällungen und Pflanzungen

Im Stadtgebiet gab es im Jahr 2024 bisher 45 abgängige Bäume, also solche, die gefällt werden mussten. Wie aus einem Papier aus dem Rathaus weiter hervorgeht, waren davon 28 Straßenbäume. Den Fällungen gegenüber stehen im selben Zeitraum 39 Neupflanzungen, davon wiederum elf Straßenbäume. Weitere Pflanzungen sollen geplant sein in der kommenden Pflanzperiode, also ab Herbst.

In der Logik der Verwaltung gibt es Ersatzpflanzungen nur, wenn Bäume beispielsweise wegen Baumaßnahmen gefällt werden müssen, wenn also ein Verursacher für Ersatz sorgen muss. Wenn ein Baum vertrocknet oder vom Sturm umgestürzt wird, gibt es keinen Verursacher, also auch keine Ersatzpflanzung. Neupflanzungen hingegen nimmt die Stadt vor: Es steht im aktuellen Haushalt ein Budget von 200.000 Euro pro Jahr dafür zur Verfügung.