SPD-Bürgermeisterkandidat Hartmut Ganzke und sein CDU-Gegner Dirk Wigant, gleichzeitig der amtierende Bürgermeister: Beide machen sich jetzt für eine Absicherung einer problematischen Verkehrssituation in Unna-Massen stark. Dies ruft prompt Kritik vom politischen Mitbewerber hervor. „Ich bin verwundert“, sagte Claudia Keuchel, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat, im Gespräch mit der Redaktion.
Kandidaten kämpfen für Sicherheit
Bei einem Unfall Ende 2024 wurde an der Kleistraße eine Frau angefahren. Inzwischen engagiert sich der Massener SPD-Landtagsabgeordnete Hartmut Ganzke, Kandidat bei der Bürgermeisterwahl im September, für mehr Sicherheit an diesem Ort. Eine Fußgängerampel anstelle des Zebrastreifens und Tempo 30 statt 50 stehen als Forderungen im Raum. Ähnlich Ganzkes Konkurrent, Bürgermeister Dirk Wigant (CDU): Auch er wolle bei Straßen NRW erreichen, dass eine Ampel gebaut wird, und die Stadtverwaltung prüfe die Ausweitung von Tempo 30 auf diesen südlichen Abschnitt der Kleistraße, ließ Wigant kürzlich mitteilen.
„SPD wollte das nicht“
„Wir würden gerne mehr für die Verkehrssicherheit in Massen tun. Dafür müssen wir aber nicht auf eine Neuwahl warten“, kommentierte nun Claudia Keuchel, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Unnaer Stadtrat, mit Blick auf die anstehende Kommunalwahl. Die Grünen hätten zuletzt Maßnahmen für mehr Sicherheit auf verschiedenen Straßen im Stadtgebiet gefordert. Ein verschärftes Tempolimit an der Kleistraße in Massen hatten sie vor Jahren bereits unterstützt. „Ausgerechnet die SPD wollte das nicht“, so Keuchel.

Beratung schon 2021
Es war die FDP-Fraktion, die 2021 beantragt hatte, Tempo 30 an der Kleistraße auszuweiten, sodass das Tempolimit den Zebrastreifen einschlösse. Als das Thema im September 2021 auf der Tagesordnung des Ausschusses für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung (FSO) stand, erklärte Michael Wladacz (SPD), in dem Bereich gebe es wenig Bebauung, eine Geschwindigkeitsbegrenzung wäre schwer zu begründen. Zudem wäre Tempo 30 ein Problem für Feuerwehr und Rettungsdienst. Sein Fraktionskollege Michael Tietze allerdings bat „um weitere Überprüfung und Vorstellung einer Lösung“, wie in der Niederschrift zur Sitzung nachzulesen ist. Die Fraktionen von CDU und Grünen sowie „Die Linke plus“ sprachen sich für das Tempolimit aus.
Tempo 30 jetzt doch?
Der FDP-Antrag fand seinerzeit letztlich eine Mehrheit, bei fünf Enthaltungen der SPD. Wie berichtet ist er bisher nicht umgesetzt worden. Bürgermeister Wigant erklärte am 8. Januar dieses Jahres auf Anfrage der Redaktion, die Voraussetzungen für Tempo 30 an der südlichen Kleistraße lägen nicht vor, „weder aus Lärmschutzgründen noch nach der StVO“. Am 29. Januar dann ließ Wigant mitteilen, die Stadtverwaltung prüfe, „im Rahmen der Lärmaktionsplanung, inwieweit eine Ausweitung von Tempo 30 auf den südlichen Bereich der Kleistraße möglich ist“.
Auch Ortsvorsteher (SPD) forderte „30“
Die jüngste Initiative für mehr Sicherheit an der südlichen Kleistraße war von Massens Ortsvorsteher Meinolf Moldenhauer (SPD) gekommen, der nach dem Unfall von Dezember 2024 einen „wütenden Brief“ an den Bürgermeister schrieb und dessen Initiative für Ampel und Tempo 30 fordert. 2023 hatte der Ortsvorsteher selbst bei Straßen NRW erfolglos ein Tempolimit beantragt.
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