Streit um Wohnungsbau in Kessebüren Architekt wehrt sich gegen „Fake“-Bilder

Architekt wehrt sich gegen Kritik aus Kessebüren
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Ein größeres Wohnbauprojekt in Kessebüren hängt seit Jahren in der Schwebe. Inzwischen wankt auch der politische Rückhalt. Auf Veröffentlichungen der kritischen Bürgerinitiative (BI) reagiert nun der beauftragte Architekt.

Südlich der Fröndenberger Straße sollen auf einer Freifläche, bekannt als „Zabel-Grundstück“, Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 17 Mietwohnungen gebaut werden. Eine Bürgerinitiative arbeitet dagegen, will nach eigenem Bekunden vor allem kleinere Bauten erreichen. Es kursiert ein Prospekt, mit Argumenten der Gegner. Der mit den Planungen beauftragte Architekt Michael Deterding kritisiert nun falsche Darstellungen darin.

Was bedeutet „dorfverträglich“?

Die BI erklärt stets, sie sei nicht gegen eine Bebauung auf der auserkorenen Fläche. Diese solle aber „dorfverträglich“ sein. Die nun geplanten Gebäude hingegen seien eher „stadttypisch“, für Kessebüren überdimensioniert und nicht verhältnismäßig im Bezug zum Dorf. „Wer legt eigentlich eine Dorfbebauung fest und was ist das?“, fragt Deterding. Sofern es um dörfliche Gebäude geht, die vor dem Krieg gebaut wurden, so sei alles, was in Kessebüren danach entstanden ist, nicht passend zum Dorf, inklusive der Häuser der Projektkritiker. Deterding mutmaßt, diese hätten vor allem Sorge, dass ihre bisher freie Aussicht zugebaut wird.

Architekt: „Das sind nicht meine Häuser!“

In dem Faltblatt sind unter anderem Fotomontagen abgebildet. Unter einem Foto der aktuellen Fröndenberger Straße ist das gleiche Bild mit hineinkopierten Neubauten und dem Titel „Von einer Bebauung wie in dieser Ansicht ist aktuell auszugehen“. Architekt Deterding erklärt hingegen: „Diese Häuser sind nicht von mir. Ich baue schöner.“

Auch eine geplante Tiefgarage ist ein Stein des Anstoßes. Der Prospekt der BI zeigt ein Foto einer Anlage bei einem anderen Bauprojekt in Unna mit dem Hinweis, „so könnte es auch in Kessebüren aussehen“. Der Architekt plant tatsächlich eine Tiefgarage, aber nicht so, sagt er.

Der Sinn einer Tiefgarage

Detaillierte Baupläne gebe es noch gar nicht, denn bisher sei ja nur an einem Bebauungsplan gearbeitet worden. „Ich weiß als planender Architekt noch nicht, wie das Gebäude aussieht, die Bauherrin auch nicht, aber die Gegner wissen schon, wie Gebäude und die Tiefgaragenzufahrt aussehen“, sagt Deterding. „Das ist nicht meine Architektur, sondern Fake.“ Hier würden offensichtlich Bilder eingesetzt, „um Leute zu verschrecken“.

Der Architekt verteidigt die Idee einer Tiefgarage: „Das ist etwas Positives.“ Die Anlage diene dazu, Autos im Untergrund zu verstauen, damit sie nicht „die Landschaft verschandeln“. Es würden mehr Stellplätze pro Wohnheinheit geplant als vom Gesetzgeber verlangt, außerdem werde hier Kessebürens erstes Wohngebäude geplant, bei dem auch Fahrradstellplätze nachgewiesen werden müssen.

Ein Ausschnitt aus dem Faltblatt: So würde es in Kessebüren nicht aussehen, wenn die Tiefgarage gebaut wird, erklärt der Planer.
Ein Ausschnitt aus dem Faltblatt: So würde es in Kessebüren nicht aussehen, wenn die Tiefgarage gebaut wird, erklärt der Planer. © Raulf

Begehrter Wohnraum: Je später, desto teurer

Ein erster Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan an dieser Stelle ist von 2019. Der Architekt berichtet von hohen Kostensteigerungen für die Investoren durch die Zusatzauflagen und Verzögerungen, die das Verfahren bisher hervorgebracht hat. Beispiel: Die künftigen Gebäude würden nicht höher als Bestandsbauten im Umfeld. Sie würden aber auf Wunsch der Bürger „in das Gelände hineingedrückt“, damit sie weniger hoch aufragen. Dies werde aufgrund des felsigen Untergrunds ein teures Unterfangen.

Gleichzeitig arbeitet die Zeit hier wie bei jedem Bauprojekt gegen den Bauherrn. Jahr für Jahr seien Baukosten seit Beginn der Planung um bis zu 14 Prozent gestiegen. Die künftigen Mieten würden zwangsläufig teurer. Deterding appelliert, es sollten nicht nur kritische Stimmen zu dem Projekt gehört werden, sondern auch die von Familien auf der Suche nach Wohnungen. „Jede Wohnung entlastet den Mietwohnungsmarkt.“

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