Der Terroranschlag von Solingen stellt vieles infrage, auch die Sicherheit bei Volksfesten. Eine Woche vor dem Stadtfest in Unna geben die Veranstalter nun neue Sicherheitsmaßnahmen bekannt.

Videoüberwachung beim Stadtfest
Stadtmarketing, Ordnungsamt und Polizei seien in enger Abstimmung: Das hatten die Behörden zuletzt noch recht allgemein auf die Frage geantwortet, ob das Sicherheitskonzept für das Unnaer Stadtfest vor dem Hintergrund der tödlichen Messerattacke in Solingen angepasst wird. An diesem Freitag (30.8.) gab die Stadt Unna nun bekannt, dass Videoüberwachung eingesetzt werden soll.
Aufnahmen für Ermittlungen
Während des Stadtfests vom 6. bis 8. September sollen erstmals Videokameras eingesetzt werden, die auf die Menschenmengen gerichtet sind. Wo genau und wie viele Kameras installiert werden sollen, verriet die Pressestelle der Stadt nicht – wohl aber, was mit gewonnenem Bildmaterial passieren soll: „Die Aufnahmen der Videokameras werden den Ermittlungsbehörden bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Straftat zur Verfügung gestellt.“ Aufnahmen, das bedeutet, dass Material aufgezeichnet wird. Dies erfolge datenschutzkonform, erklärte die Stadt.
Älterer Plan: „Crowd-Management“
Die Überlegungen zur Videoaufzeichnung, die nach Solingen auch Inhalt eines Bürgerantrags an den Bürgermeister geworden sind, entstanden nicht allein aus der aktuellen Situation, wie die Stadt erklärt. Die Installation von Videokameras auf dem Veranstaltungsgelände werde bereits seit einigen Jahren vorbereitet. Man wolle „Echtzeit-Live-Bilder“ vom Gelände erhalten. Hintergrund sei das gezielte Lenken von Besucherströmen, das sogenannte „Crowd-Management“.
Gedränge und Panik verhindern
Bilder der Videokameras sollen dazu dienen, frühzeitig zu erkennen, wenn sich in einem Bereich zu viele Besucher „stauen“. Durch kurzfristige Umleitungen sollen zu großes Gedränge und Paniksituationen vermieden werden. „Nach einem Testlauf im vergangenen Jahr im kleineren Rahmen werden auf dem diesjährigen Stadtfest nun erstmals Videokameras zu diesem Zweck im Einsatz sein und so ein gezieltes Crowd-Management ermöglichen“, kündigt die Stadt an.
Waffenverbot wird kontrolliert
Die Stadt Unna bestätigte, dass auf dem Stadtfest entsprechend der aktuellen Rechtslage (Paragraf 42 des Waffengesetzes) wie bei anderen öffentlichen Veranstaltungen ein Waffenverbot gilt. „Wer dagegen verstößt, also eine Waffe mit sich führt, kann sich strafbar machen und mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden.“ Die Einhaltung des Verbots werde anlassbezogen kontrolliert.
Einlasskontrollen hingegen wird es nicht geben. Angesichts des weit verzweigten Veranstaltungsgeländes lasse sich dies nicht umsetzen.
Sicherheitskräfte im Austausch
„In Folge der schrecklichen Ereignisse beim Stadtfest in Solingen steht die Frage nach der Sicherheit des Unnaer Stadtfestes bei vielen Besucherinnen und Besuchern sowie Bürgerinnen und Bürgern der Kreisstadt Unna in diesem Jahr verständlicherweise verstärkt im Fokus“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. Die Stadt betont, die Sicherheit der Besucher habe für Unna Marketing und die Stadt Unna „immer oberste Priorität“.
Zum nun aktualisierten Sicherheitskonzept gehören demnach Ordner, Polizisten und weiteres Sicherheitspersonal. Alle Sicherheitskräfte stünden untereinander in einem ständigen Austausch – sowohl während als auch bereits vor der Veranstaltung. „Gemeinsames Ziel ist es, allen Gästen einen friedlichen und sicheren Besuch des Unnaer Stadtfestes zu ermöglichen.“
„L‘amour toujours“ beim Stadtfest verboten
Eine weitere Sicherheitsmaßnahme übrigens ist kultureller Natur: Das wegen mitgegrölter Nazi-Parolen deutschlandweit umstrittene Lied „L‘amour toujours“ von Gigi d‘Agostino darf beim Stadtfest Unna nicht gespielt werden. Dies gibt Unna Marketing als Veranstalter vor.
Zum Thema Videoüberwachung können Sie an einer Meinungsumfrage teilnehmen: auf www.hellwegeranzeiger.de/stadtfest-unna

Keine Nazi-Parolen auf dem Stadtfest in Unna: Risiko-Partylied verboten