
Redakteurin Claudia Pott ließ es sich nicht nehmen, im Rahmen der Recherche eine Packung Spekulatius zu kaufen. Den Kollegen in der Redaktion hat das Gebäck trotz der sommerlichen Temperaturen geschmeckt. © Claudia Pott
Spekulatius bei 30 Grad: Erstes Weihnachtsgebäck im Supermarkt gesichtet
Einzelhandel in Unna
Spekulatius, Stollen, Dominosteine und Co.: In Unna kann man bereits Weihnachtsgebäck kaufen. Und es wird in den nächsten Wochen immer mehr werden, wie eine Umfrage zeigt.
Wer mit Lust auf ein erfrischendes Eis durch die Norma-Filiale am Kastanienhof streift, muss erst einmal am Weihnachtsgebäck vorbei. Spekulatius, Stollen und sogar Marzipankartoffeln häufen sich dort schon seit mehreren Tagen in einem Aufsteller. Bei angenehmen klimatisierten Temperaturen warten sie darauf, dass jemand mit Lust auf Lebkuchen und Co. zugreift, während draußen geschwitzt wird. Auch an der Kasse liegen die Waren bergeweise bereit und mögen manchen Kunden irritieren.
Doch so ungewöhnlich ist der Zeitpunkt, Weihnachtsgebäck in die Regale einzuräumen, gar nicht, wie eine Anfrage an die Supermarktketten zeigt. Bei Aldi Nord werde es in diesem Jahr ab Anfang September die ersten Weihnachtsartikel geben, antwortet die Discounter-Kette – das sind auch nur noch zwei Wochen. Bei Kaufland startet der Verkauf von Weihnachtsgebäck Ende August bis Anfang September, was auch branchenüblich sei.
Allerdings gibt es dann noch keine Nikoläuse und Co. zu kaufen: „Unsere Filialen werden in dieser Zeit nach und nach mit den ersten Weihnachtssüßwaren beliefert. Schoko-Weihnachtsmänner, Marzipan und sonstige Weihnachtsartikel gibt es ab Ende September in unserem Sortiment“, so Kaufland. Es werde bis Weihnachten laufend geliefert. Auch Aldi erklärt, dass der Zeitpunkt der Auslieferung unabhängig von den herrschenden Temperaturen festgelegt wird.

Spekulatius ist bei den meisten Kunden in Unna die Nummer eins beim Weihnachtsgebäck. Aber auch Dominosteine werden gerne genascht – auch schon vor Weihnachten. © Andrea Warnecke/dpa
Industrie beginnt früh mit der Auslieferung von Weihnachtsgebäck
Ein Unnaer Einzelhändler verrät auch, warum die Auslieferung von langer Hand geplant wird und sich nicht spontan, etwa wenn das Wetter gerade gut ist, verschoben werden kann. Es brauche viel Erfahrung, Mut, Geschick und logistische Meisterleistungen, um den Kunden immer zur richtigen Zeit die richtige Ware zur Verfügung stellen zu können. In diesen Wochen werde sogar schon das Oster-Sortiment bestellt, um frühzeitig sicher zu sein, dass an Ostern ausreichend Ware da sein wird.
Weil die Industrie enorme Mengen verteilen muss, fängt sie früh an. Je nach Lagerkapazität der Supermarktketten bzw. der einzelnen Filialen tauchen die Weihnachtsartikel dann manchmal schon recht früh in den Regalen auf. Damit zum richtigen Zeitpunkt auch das da ist, was die Kunden sich in dem Moment wünschen, müssen sie also in Kauf nehmen, dass saisonale Artikel manchmal schon früh eingeräumt werden.
Und viele Kunden freut das offenbar auch, wie der Antwort von Thorsten Harhoff vom Edeka Harhoff an der Kamener Straße zu entnehmen ist. Bei ihm beginnt die Erstbelieferung mit Weihnachtsartikeln in der Regel in den Kalenderwochen 35 oder 36 – also Anfang, Mitte September. Erst kommen Spekulatius, Dominosteine, Lebkuchenherzen, Printen, Marzipanriegel und Co. Mitte Oktober folgen dann schokoladige Hohlkörperfiguren.
Und sobald die Ware im Verkaufsraum lande, werde sie auch gekauft: „Da ist es egal, ob draußen 35 Grad sind oder nicht. Der Heißhunger auf Spekulatius siegt.“