Der große Tannenbaum und die Beleuchtung auf dem Marktplatz wiesen kurz nach dem Jahreswechsel noch auf die zurückliegende Weihnachtszeit hin. Mit der Besinnlichkeit war es spätestens nach dem tödlichen Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember nichts mehr. Die Sicherheitsfrage rückte andernorts schnell in den Fokus – auch in Unna.
Sicherheitskonzept: Bürger üben Kritik
In mehreren Zuschriften an unsere Redaktion wurden Bedenken über das Sicherheitskonzept geäußert. „Heute war ich in der Innenstadt unterwegs, zwangsläufig auch auf dem Weihnachtsmarkt. Nach dem gestrigen Ereignis in Magdeburg bin ich entsetzt, feststellen zu müssen, dass sämtliche Zuwegungen zum Weihnachtsmarkt nicht ausreichend bzw. gar nicht gesichert sind“, schrieb ein Leser. Rot-weiße Kunststoffgitter würden einen Auto-Attentäter kaum stoppen.
Ein anderer Leser hat am selben Tag die Situation an der Kreuzung Hertingerstraße/Flügelstraße fotografiert: Dort war ein Schrankzaun mit einem „Durchfahrt verboten“-Schild platziert. Wenige Meter dahinter – auf Höhe des Seiteneingangs vom Kaufhaus Schnückel – stand zudem ein Wassertank. Allerdings war die Barriere so weit an die Seite gerückt, dass Fahrzeuge die Engstelle problemlos hätten passieren können.
„Ohne Weiteres lässt sich mit jedem Fahrzeug ein Attentat/Anschlag durchführen. Oder glaubt man seitens der Verantwortlichen, dass ein Schild an einer mobilen Absperrung dem Attentäter suggeriert: ‚hier darf man nicht weiterfahren?‘“, schreibt der Unnaer.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte nach dem Anschlag in Magdeburg, dass man Großveranstaltungen wie Weihnachtsmärkte nie hundertprozentig absichern könne. „Es ist richtig gewesen, dass wir uns dazu entschieden haben, die Märkte möglichst zugangssicher zu machen. Wir haben auch die Polizeipräsenz erhöht. Es wird aber immer ein Restrisiko bleiben. Dass irgendwo eine Stelle ist, wo man mit dem Auto durchkommt, lässt sich wahrscheinlich nicht komplett verhindern.“
In Magdeburg sollen die Sicherheitslücken im Vorfeld bekannt gewesen sein. Die Ermittlungen laufen noch. Beide Leser befürchten, dass es Sicherheitslücken auch in Unna geben könnte.
Sicherheitskonzept für größere Veranstaltungen
Daniela Guidara vom veranstaltenden Unna Marketing erklärt auf Nachfrage: „Seit 2016 als der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz in Berlin verübt wurde, wurde für alle größeren Veranstaltungen in Unna ein zwischen den Sicherheitsbehörden abgestimmtes Konzept zur Sicherung der Zufahrt zum Veranstaltungsgelände erstellt.“ Die Umsetzung sei Teil der Genehmigung einer Veranstaltung.
Festa Italiana, Stadtfest, Weihnachtsmarkt – das Konzept werde immer wieder angepasst und auf die jeweilige Veranstaltung zugeschnitten. Es berücksichtige die Interessen nach einer „angemessenen Veranstaltungsabsicherung“, aber auch die Notwendigkeit eines schnellen Zugriffs von Rettungskräften im Einsatzfall.

2017 wurde in Unna auf Wassertanks zur Sicherung von Verkehrswegen gesetzt. An welchen Stellen diese aufgestellt werden, ob sie zeitweise zur Seite gerückt werden, beispielsweise für Anwohner- oder Lieferverkehr, und wie viel Geld in die Sicherheit beim Weihnachtsmarkt investiert wurde – dazu macht das Stadtmarketing keine Angaben. „Über Details der einzelnen Maßnahmen wird aus strategischen Gründen grundsätzlich keine Information erteilt. Wir gehen davon aus, dass die Ereignisse in Magdeburg in die regelmäßige Überprüfung und Bewertung des bisherigen Konzeptes einfließen“, sagt Daniela Guidara.
Beim Stadtfest im September 2024 hatte Unna Marketing erstmals Videokameras installiert, um die Sicherheit zu erhöhen. Damit reagierten die Verantwortlichen auf den Terroranschlag von Solingen. Dort hatte ein Mann bei einem Stadtfest drei Menschen mit einem Messer getötet und weitere verletzt.