Die Wassertanks für das Stadtfest in Unna stehen schon bereit. Der Anwohner Pieter Bot findet, dass sie zu viel Wasser verbrauchen. Das Stadtmarketing erklärt den Einsatz damit, dass sie im Sicherheitskonzept verankert sind und die Sperren im Notfall schnell aufgehoben werden können.

Die Wassertanks für das Stadtfest in Unna stehen schon bereit. Der Anwohner Pieter Bot findet, dass sie zu viel Wasser verbrauchen. Das Stadtmarketing erklärt den Einsatz damit, dass sie im Sicherheitskonzept verankert sind und die Sperren im Notfall schnell aufgehoben werden können. © Claudia Pott

37.000 Liter gegen Terror: Unnaer (64) fordert Alternative zu Wassertanks

dzSicherheit beim Stadtfest Unna

Für Pieter Bot aus Unna ist es Wasserverschwendung, wenn nach dem Stadtfest der Inhalt der Straßenbarrieren in die Gullis läuft. Er fordert eine Alternative. Doch so einfach ist das offenbar nicht.

von Claudia Lohmann

Unna

, 18.08.2022, 05:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Pieter Bot wohnt seit über zehn Jahren am Nordring in Unna und hat schon viele Stadtfeste miterlebt – nach dem Terroranschlag auf einem Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016 inklusive Barrieren an den Eingängen zur Innenstadt. Wie Bot bei den vergangenen Stadtfesten beobachtet hat, werden Wassertanks vor der Veranstaltung bereitgestellt, um dann kurz vorher in Position gebracht und befüllt zu werden.

Auch jetzt stehen sie schon für das Stadtfest bereit, das zwischen dem 1. und 3. September in der Unnaer Innenstadt steigen wird. Noch sind sind sie leer, bald werden sie aber befüllt. Und zwar mit viel Wasser, wie Bot weiß. Bei einem Treffen vor Ort hat er sein Maßband dabei und hält es an die Kanister: 1,15 Meter mal 1 Meter mal 1,05 Meter – macht also über einen Kubikmeter pro Tank. Und damit etwa 1000 Liter Wasser pro Behältnis.

Pieter Bot misst nach: Über 1000 Liter Wasser passen in einen Tank, den die Stadt Unna für die Terrorabwehr einsetzt. Das ist dem Unnaer zu viel Wasser, das im Anschluss im Gulli landet.

Pieter Bot misst nach: Über 1000 Liter Wasser passen in einen Tank, den die Stadt Unna für die Terrorabwehr einsetzt. Das ist dem Unnaer zu viel Wasser, das im Anschluss im Gulli landet. © Claudia Pott

Alleine an der Klosterstraße, auf Höhe der Volksbank-Hauptstelle stehen vier dieser Kanister, die demnach mit über 4000 Litern Wasser befüllt werden. Das ist ganz grob überschlagen die Menge Wasser, die ein mittelgroßes Planschbecken fassen kann.

Eine Menge Wasser, die einfach so verschwendet wird, wie Bot findet. „Die Wassertanks werden nach dem Stadtfest an Ort und Stelle entleert. Heißt, das Wasser läuft einfach die Straßen runter bis in die Gullis“, so der Unnaer. In Zeiten der Wasserknappheit ist das für ihn nicht zeitgemäß. Er schlägt deshalb vor, stattdessen mobile Beton- oder Stahlpfosten aufzustellen. Zum Beispiel jene, die er jüngst an einer Autobahnraststätte erblickt hat. Die Stadt könne davon ein paar anschaffen und immer bei Bedarf aufstellen. Bot glaubt, dass das auch sicherer sei – denn das Plastik der aktuellen Tanks sei so dünn, dass ein Loch dort schnell gemacht ist.

Für gut gefüllte Pools hat Bot übrigens mehr Verständnis. „Man kann darüber denken wie man will, ob es vernünftig ist, ein eigenes Schwimmbecken im Garten aufzustellen. Manchmal geht’s leider nicht anders. Viele Kommunen haben ihre Schwimmbäder schließen müssen wegen jahrelanger Renovierungsstaus der Bäder, die zu alt und nicht mehr zeitgemäß sind“, so der 64-Jährige.

Plan für versenkbare Poller in Unnas City wurde wieder verworfen

Die Idee, die Wassertanks zu ersetzen, ist nicht gänzlich neu: Ende 2018 hatte die Stadt Unna nach längeren Diskussionen einen Konzeptentwurf für versenkbare Poller vorgestellt. An der Hertinger-, Massener und Bahnhofstraße sollten Stahlpfosten die Zufahrten versperren.

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Bei Bedarf sollten sie im Boden versenkt werden. Gekostet hätte die Umsetzung 486.000 Euro. Viel Geld, das am Ende doch in andere Projekte floss: Etwa in die Gestaltung des Platzes am Morgentor, die wegen eines verdeckten Hohlraumes teurer wurde als zunächst gedacht. Die Poller zu realisieren wäre zudem kompliziert gewesen, weil ein Steuerungssystem für Feuerwehr und Busse hätte berücksichtigt werden müssen.

Das Stadtfest in Unna lockt stets viele Besucher an. Das Stadtmarketing schützt sie unter anderem mit Straßenbarrieren.

Das Stadtfest in Unna lockt stets viele Besucher an. Das Stadtmarketing schützt sie unter anderem mit Straßenbarrieren. © Marcel Drawe (Archiv)

Bot fordert keine steuerbaren Poller, sondern mobile Betonvarianten, die wie die Wassertanks vor Veranstaltungen in die Zufahrten gestellt werden könnten. Warum diese aber im Gegensatz zu Tanks keine Option sind, erklärt das Stadtmarketing auf Anfrage:

„Die Nutzung der IBC Container (Wassertanks) ist im Sicherheitskonzept verankert und mit allen örtlichen sicherheitsrelevanten Behörden abgestimmt. Dies gehört zur Genehmigung der Veranstaltung. Zudem müssen wir jederzeit in die Lage versetzt werden, im Notfall zu reagieren und die Sperren aufzuheben. Dies ist durch die IBC Container gewährleistet“, heißt es.

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Das Wasser werde nach der Veranstaltung dem öffentlichen Wassernetz wieder zugeführt. Wo genau die Container stehen, gibt das Stadtmarketing nicht bekannt – die Gründe dafür sind wohl naheliegend.

Auch das Ordnungsamt der Stadt Unna äußert sich auf Nachfrage zu den Wassertanks und erklärt, dass die IBC Container, die seit März 2017 eingesetzt werden, sich leichter transportieren und lagern lassen. Betonblöcke seien sicherlich auch geeignet, allerdings würden durch Handling, Transport und Lagerung die Kosten für die gesamte Veranstaltung steigen. Die Wahl erfolgte also aus ökonomischen Gründen und die Wassertanks erfüllen ihren Zweck: „Insgesamt sind die Container zum Schutz des Veranstaltungsgeländes sehr gut geeignet, da diese Großfahrzeuge aufhalten bzw. sehr verlangsamen“, so das Ordnungsamt.

Insgesamt werden laut Ordnungsamt 37 Container aufgestellt, die rund 1000 Liter Wasser enthalten. Insgesamt sind es damit also über 37.000 Liter Wasser. Zu viel für den Unnaer Pieter Bot, der mit seinem Vorschlag nicht nur auf die Wassertanks zu sprechen kommen möchte, sondern in dem Zuge auch ganz allgemein zum Wassersparen aufrufen will: „Sparsam mit Wasser zu sein, das fängt bei uns selbst an.“

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