Nach tödlichen Unfällen Rücksicht auf die Angehörigen nehmen
Unfall
Am Samstagabend kommt es auf der B1 hinter Hemmerde zu einem tödlichen Unfall. Es gibt gute Gründe, warum man der Polizei einen Informationsvorsprung überlassen sollte, um die Angehörigen der Opfer zu informieren.

Nach dem schweren Unfall am Samstagabend gab es Schwierigkeiten die Identität eines der Todesopfer festzustellen, was auch die Information der Angehörigen verzögerte. © Ray Heese
Nach schweren und folgenreichen Unfällen so viele Menschen wie möglich so schnell wie möglich zu informieren, das ist eine unserer Kernaufgaben als lokales Medium. Gleichsam sind es genau die Aspekte der Schwere und der Unfallfolgen, die bisweilen auch maßvolle und zurückhaltende Berichterstattung erfordern. Der Frontalzusammenstoß zweier Pkw am Samstagabend auf der B1 war genau solch ein Fall.
Am Abend erlangt unsere Redaktion Kenntnis über einen schweren Verkehrsunfall auf der B1 auf dem Teilstück zwischen Unna und Werl. In solchen Fällen ist unser Blaulichtreporter Michael Neumann der schnelle Mann am Unfallort. Nach Rücksprache mit der Redaktion macht er sich auf den Weg, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Als unser Reporter am Unfallort eintrifft, offenbart sich ihm die verheerende Situation, er sieht völlig zerstörte, teils ausgebrannte Fahrzeuge, Rettungshubschrauber im Einsatz, die Bundesstraße ist vollgesperrt. Und: Es sind Menschen bei dem Unfall ums Leben gekommen. Das wissen zu dem Zeitpunkt die Einsatzkräfte und das weiß nun auch die Redaktion. Wer dies jedoch noch nicht weiß, das sind die Angehörigen der Verstorbenen.
Das ist auch der Grund, warum unsere Erstmeldung in solchen Fällen noch keine Details zum Unfall selbst oder den beteiligten Fahrzeugen und Personen enthält. Dennoch ist es natürlich am Samstagabend wichtig, die Nachricht von der gesperrten B1 rasch zu verbreiten.
Wir stehen in Kontakt mit Polizeisprecher Bernd Pentrop, gleichen die Fakten ab und erhalten die Bestätigung, dass Menschen bei dem Zusammenprall ums Leben gekommen sind. Gleichzeitig erfahren wir, dass es Schwierigkeiten gibt, die Identität eines der Opfer festzustellen, demnach noch keine Angehörigen benachrichtigt werden konnten.
Warten, bis die Angehörigen informiert sind
In diesen Fällen warten wir damit, mit unserer Berichterstattung mehr ins Detail zu gehen, bis wir sicher sind, dass die Angehörigen der Opfer durch Polizei und Notfallseelsorger informiert worden sind und in professioneller Betreuung gut aufgehoben sind. Immer wieder kommt es vor, dass nach tödlichen Unfällen Angehörige eben nicht von den Profis über den Verlust ihrer Lieben unterrichtet werden, sondern die Infos über andere Wege erhalten.
Das ist auch der Grund, warum die Einsatzkräfte bei schweren Unfällen mit Personenschäden sehr empfindlich auf Gaffer reagieren. Im Gegensatz zu unseren Reportern nehmen sie keine Rücksicht auf Angehörige, die unter Umständen noch nicht über ihren Verlust informiert sind. Bilder und Videos verbreiten sich schnell im Netz und erreichen die Familien so mitunter schneller, als sie die Polizei sie informieren kann. Speziell ausgebildete Seelsorger stehen den Angehörigen zur Seite, vermitteln weitergehende Hilfen – das kann ein Post auf Social Media nicht.