Mit „Hellweg meets Niederlande“ startet die 5. Nacht der Lichtkunst in Westfalen am 30. Oktober. Neben den bekannten Lichtkunstwerken lockt ein Licht-Parcours in die Unnaer Innenstadt.
Das Kunstwerk IBM Typewriter Ball von Herman Lamers wird mit der „Fibonacci Reihe“ von Mario Merz am Schornstein der Lindenbrauerei in Unna korrespondieren. © privat
Im Rahmen des Projektes Hellweg - ein Lichtweg sind schon viele Kunstwerke in der Region entstanden. Jetzt widmet sich der Lichtweg Verein erneut in einer langen Nacht dem Thema Lichtkunst im öffentlichen Raum. Erweitert wird das Programm-Spektrum der 44 existierenden Installationen um Gastbeiträge Niederländischer Lichtkünstler sowie einem Licht-Parcours in Unnas Innenstadt, Dutch (de)Light.
Unter dem Thema „Hellweg meets Niederlande“ haben sich niederländische Lichtkünstler mit den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort auseinandergesetzt oder sind in einen künstlerischen Dialog mit einem bereits vorhandenen Werk getreten. Das Ergebnis sind temporäre Installationen, die erstmalig am 30. Oktober zu sehen sein werden und für einen begrenzten Zeitraum in den jeweiligen Städten verbleiben.
Diese 5. Nacht der Lichtkunst versteht sich als Komplementär-Projekt zum Lichtparcours in Unna, Dutch (de) Light, der anlässlich des 20. Geburtstages des Zentrums für Internationale Lichtkunst vom 29. bis 31. Oktober in Unnas Innenstadt gezeigt wird. In der Nacht des 30. Oktobers wird der Blick auf raumbezogene Lichtinstallationen um eine weitere Dimension erweitert.
Um das Erlebnis perfekt zu machen, wird es geführte Lichtkunstfahrten mit Startpunkt in den am Projekt beteiligten Städten geben, die als zentrale Anlaufstelle Unna mit seinen vielfältigen Aktivitäten rund um die Lichtkunst haben werden. Das Zentrum für Internationale Lichtkunst wird dazu seine Öffnungszeit für diese Nacht verlängern. Dort ist anlässlich seines 20-jährigen Bestehens die Jubiläumsausstellung „Faszination Licht“ zu sehen.
Herman Lamers meets Mario Merz: Die Lichtskulptur „IBM Typewriter Ball“ von Herman Lamers ist die Umkehrung einer High Tech Idee. Die IBM Selectric war eine Revolution in Bezug auf die Schrift. Jede Kugel enthält alle Buchstaben und war ein technisches Wunderwerk, besonders für ihn als Kind. Es war ein hochklassiges analoges System.
Heute erscheint das altmodisch und die junge Generation wird dieses Objekt nicht gleich verstehen, dessen Form auch den Zwiebelgewächsen entspricht. Diese Kombination aus Funktion und Zwecklosigkeit ist für Lamers und seine künstlerische Arbeit von Interesse.
Die IBM Selectric Schreibmaschine war eine sehr erfolgreiche Reihe elektrischer Schreibmaschinen, die von IBM am 31. Juli 1961 eingeführt wurde. Anstelle des „Korbs“ aus einzelnen Schreibstäben, die bei einer typischen Schreibmaschine der damaligen Zeit nach oben schwingen, um auf das Farbband und die Seite zu schlagen, verfügte die Selectric über ein „Element“ (häufig als „Typeball“ oder weniger formell als „Golfball“ bezeichnet), das sich drehte und in die richtige Position schwenkte, bevor es schlug. Das Element konnte leicht ausgetauscht werden, um verschiedene Schriftarten in demselben Dokument zu verwenden, das auf derselben Schreibmaschine geschrieben wurde. „IBM Typewriter Ball“ korrespondiert mit der „Fibonacci Reihe“ von Mario Merz am Schornstein der Lindenbrauerei in Unna.
Die Installation „IBM Typewriter Ball“ von Herman Lamers ist bis zum 7. November auf dem Lindenplatz in Unna zu sehen.
Femke Schaap ist eine Bildhauerin, die mit Licht arbeitet. Sie ist bekannt für ihre lebensgroßen dreidimensionalen Video-Installationen: Filme und Animationen werden auf ausgestanzte figürliche Kunststoff-/Styropor-Formen projiziert, die als Leinwände dienen.
Wichtiger als die Entwicklung einer theatralen Geschichte ist der Künstlerin die dreidimensionale Erfahrung, wie die physische und bildnerische Konfrontation, die die Besucherinnen mit den bewegten Bildern eingehen. Der „Kampf“ zwischen dem projizierten zweidimensionalen Film und den dreidimensionalen Aufbauten mit ihren wiederum zweidimensionalen Leinwandflächen schafft ein frappierendes Spannungsfeld.
Femke Schaap ist bekannt für ihre lebensgroßen dreidimensionalen Video-Installationen: Sie werden in Bergkamen zu sehen sein. © privat
Cinematische Aspekte wie Synchronität, Zufallsfaktor und wiederholte Loops werden genutzt, um diesen Austausch zwischen der fassbaren Realität und der filmischen Virtualität noch zu steigern. Auf diese Weise konstruiert Femke Schaap in ihren Installationen flüchtige, vergängliche Welten, in die die Besucher buchstäblich eintauchen können.
Beim Betreten der Installationen werden die Besucher von einer außergewöhnlichen Erfahrung überwältigt, einer beinahe greifbaren Irrealität, die kindliche Freude und Enthusiasmus auslösen kann. Femke Schaap ist Pionierin im Gebrauch des von einem breiten Publikum geschätzten innovativen Mediums „Videomapping“.
Jonas Vorwerk meets Tilman Küntzel: Jonas Vorwerk ist ein Multimediakünstler, der Umgebungen schafft, die sowohl die digitale und analoge Interaktion zwischen Publikum und Objekten herausfordern. Er interessiert sich für die Arbeit mit Aspekten, die sowohl im digitalen als auch im physischen Bereich vorhanden sind, wie beispielsweise Multiplizität und Modularität. Seine Arbeiten beschäftigen sich häufig mit den Ideen von Wiederholung, Interaktion, Zufall und Veränderung.
In Fröndenberg präsentiert er das Kunstwerk „AIR HARP“ (Luftharfe), bei dem es sich um ein interaktives Licht- und Tonkunstwerk handelt. Die Arbeit wird aus einer Reihe von interaktiven Ton- und Lichtelementen in Röhrenform bestehen. Jedes Röhrchen enthält einen Sensor, der Bewegung und Distanz misst. Wenn die Besucher*innen ihre Hände unter die Röhren bewegen, ändert sich das Licht und Klangtöne werden abgespielt. Die „AIR HARP“ kann dann wie eine Orgel oder eine Harfe gespielt werden ohne, dass etwas angefasst werden muss. Die Arbeit lädt die Besucher*innen ein, gemeinsam eine Sound- und Lichtshow zu kreieren und regt zu Kreativität und Spiel im öffentlichen Raum an.