
© Michael Neumann (Archiv)
Auch Massen bekommt ein Stauwerk für den Schutz vor Hochwasser
Klimawandel
Nach den Überschwemmungen im Juli wollen die Stadtbetriebe auch in Massen den Hochwasserschutz verbessern. Ein neues Stauwerk soll den Massener Bach im Zaum halten.
Die extremen Regenfälle am 14. Juli haben Unna zwei Dinge aufgezeigt: Erstens scheinen Stadtentwässerung und Hochwasserschutz in weiten Teilen der Stadt auch bei Rekordwerten zu funktionieren. Zweitens aber deckte der Regen auch die verbliebenen Schwachstellen auf. In Billmerich und Massen standen Straßen und schließlich auch Gebäudeteile unter Wasser.
Für Billmerich war dies weniger überraschend, hat das Dorf am Hang des Haarstrangs doch auch in der Vergangenheit immer wieder mit Überflutungen zu tun gehabt. Die Wucht, mit der in Massen der Massener Bach aus seinem Bett sprang, war dagegen außergewöhnlich. Sogar Teile des Hellwegs waren zwischenzeitlich nicht befahrbar.
Nun wollen die Stadtbetriebe den Hochwasserschutz im westlichen Stadtteil verbessern. Denn dass sich das Rekordhochwasser in ähnlicher Weise wiederholt, kann angesichts des erkennbaren Klimawandels nicht ausgeschlossen werden. Im kommenden Jahr laufen Planungen für den Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens an. Eine solche Anlage schützt zum Beispiel auch Lünern vor Flutwellen des Lünerner Bachs.
Wie in Lünern, nur etwas kleiner
Wann dieses Becken für Massen in Bau gehen und fertiggestellt werden soll, lasse sich noch nicht absehen, erklärt Stadtbetriebechef Frank Peters nun. So simpel das Wirkprinzip einer solchen Anlage, so umfangreich müssen die Vorbereitungen sein. Für die nächsten beiden Jahre stellen die Stadtbetriebe Planungskosten in ihren Wirtschaftsplan ein. Die Suche nach einem Fachbüro läuft bereits.
Vor allem müssen die zu erwarteten Regenmengen, das Einzugsgebiet und der verträgliche Durchfluss des Gewässersystems ermittelt werden, um die Kapazität des Beckens zu ermitteln. Danach geht es an die Suche nach einem Standort, Verhandlungen mit dem Flächeneigentümer und eben die Bauvorbereitung.
Vermutlich wird das Becken in Massen kleiner ausfallen als das im Bimbergtal. Ein sinnvoller Standort könnte an der B1 liegen, vielleicht im Westen der Karlstraße. Damit läge das Becken oberhalb der bebauten Gebiete von Massen.
Unna droht die Flutwelle vom Haarstrang
Das Problem in Massen ist grundsätzlich dem in Lünern schon gelösten ähnlich: Der Bach nimmt seinen Anfang im Süden der Stadt, wo er über kleinere Zuflüsse Regenmengen von einem vergleichsweise großen Gebiet einsammelt. Auch aus Holzwickede strömen Niederschläge in das Gewässersystem. Da sich vom Kamm des Haarstrangs bis Niedermassen ein Höhenunterschied von mehr als hundert Metern ergibt, schießt das Wasser relativ schnell zu Tal.

Bei halbwegs erträglichem Wetter ist das Hochwasserrückhaltebecken im Bimbergtal ein Biotop aus Grasland, während der Bach durch das Stauwerk hindurchfließen kann. Erst größere Flutwellen werden in dem Durchfluss „gekappt“: Durch Lünerns Ortschaft fließt weiterhin nur, was der Bach sicher abführen kann. Das Zuviel an Wasser nutzt das Becken als Warteraum. © Marcel Drawe
Das Hochwasserrückhaltebecken für Massen dürfte kleiner angelegt werden als das bei Lünern, da der Vorlauf deutlich kürzer ist. Das Prinzip wird vergleichbar sein. In Lünern verschließt ein künstlicher Damm das Tal des Baches zu einem Stausee - aber nur, wenn eine bestimmte Durchflussmenge überschritten wird.
Noch bei „normal kräftigen“ Regenfällen strömt das Bachwasser durch das Stauwerk hindurch. Erst wenn so viel Wasser aufläuft, dass es eben nicht mehr sicher durch die tiefer gelegenen Siedlungsteile strömen könnte, staut sich das Wasser im Becken auf, um bei einem Nachlassen der Flut wieder abzufließen.
Der Starkregen im Juli bewies, dass die Anlage in Lünern korrekt berechnet war: Während sich im Becken tatsächlich ein Einstau bildete, also ein Stausee auf Zeit entstand, schwoll der Bach hinter dem Werk zwar an, ohne aber sein Bett zu verlassen.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
