Die Straßenreinigung kostet die meisten Unnaer im nächsten Jahr fast drei Prozent mehr. Zum Glück macht sie einen eher kleinen Teil der Gebühren aus.

© Marcel Drawe

Abfall, Abwasser, Besenwagen: So hoch wird in Unna die „zweite Miete“

dzStadtbetriebe

Viele Kosten privater Haushalte in Unna steigen deutlich. Wenn im Januar der Gebührenbescheid der Stadt in der Post ist, dürfen die meisten Empfänger den Umschlag aber ohne Angst öffnen.

Unna

, 05.12.2021, 14:55 Uhr / Lesedauer: 4 min

Die Stadtbetriebe in Unna stellen ihre Gebührenberechnung für 2022 vor und geben Verbrauchern in Unna Grund zum Aufatmen. Während die Lebenshaltungskosten im Ganzen zuletzt um mehr als fünf Prozent gestiegen sind, steht die Dienstleistungstochter der Stadt für Stabilität auch bei den Kosten. Viele Haushalte können sogar auf geringfügige Entlastungen hoffen.

Die Stadtbetriebe selbst veranschaulichen es mit inzwischen drei Beispielrechnungen, die unterschiedliche Lebenssituationen berücksichtigen. Für Müllabfuhr, Kanalanschlüsse und Straßenreinigung müsste demnach eine vierköpfige Familie mit eigenem Eigenheim im kommenden Jahr 1.015,69 Euro zahlen. Das sind 6,05 Euro weniger als im Jahr 2021.

Die Bewohner eines Hochhauses in der Gartenvorstadt kämen auf 230,51 Euro pro Kopf, die für Familien mit der Zahl der Mitglieder multipliziert werden müssten. Für Vater, Mutter und zwei Kinder wären es demnach 922,04 Euro, damit sogar 17,12 Euro weniger als im Vorjahr.

Und ein Single, der es sich allein auf 45 Quadratmeter eingerichtet hat, liegt mit 261,57 Euro zarte 1,73 Euro günstiger als 2021.

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Die durchweg positive Entwicklung „unterm Strich“ ist das Ergebnis sehr unterschiedlicher Tendenzen für die einzelnen Leistungen, die die Stadtbetriebe erbringen. Positiv für die Verbraucher wirkt sich aus, dass gerade die gewichtigen Kostenblöcke etwas kleiner werden. Hier ein Überblick mit den Zahlen fürs Nachrechnen:

Abwasser

Kontrolle, Reparaturen und Neubauten im Kanalnetz sind teuer. Deshalb ist die Abwasserwirtschaft auch im Wirtschaftsplan der Stadtbetriebe der schwergewichtigste Bereich. Von 36,6 Millionen Euro, die die Stadt stellvertretend für die Stadtbetriebe bei den Bürgern in Rechnung stellen wird, entfallen über 20 Millionen auf diesen Bereich.

Muss ein Kanal neu verlegt werden, sind die Kosten dafür sechs- bis siebenstellig. Die Abwasserwirtschaft ist das kostenintensivste Aufgabenfeld der Stadtbetriebe Unna.

Muss ein Kanal neu verlegt werden, sind die Kosten dafür sechs- bis siebenstellig. Die Abwasserwirtschaft ist das kostenintensivste Aufgabenfeld der Stadtbetriebe Unna. © UDO HENNES

Dass der Aufwand im Verhältnis zur entsorgten Abwassermenge für 2020 etwas niedriger veranschlagt wird, senkt die Schmutzwassergebühr um 3,47 Prozent. Für einen Kubikmeter Frischwasserverbrauch setzen die Stadtbetriebe einen Kubikmeter Abwasser an. Er kostet im nächsten Jahr 2,78 Euro, also zehn Cent weniger als bislang. Den durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch geben die Stadtbetriebe mit 45 Kubikmetern pro Jahr an.

Oberflächenwasser

Ebenfalls Teil der Abwasserwirtschaft ist die Entsorgung von Regen, der nicht versickern kann, sondern auf Dächer und versiegelte Flächen fällt, um dann ins Kanalnetz zu gelangen. In diesem Bereich gab es zuletzt ein gewisses Hin-und-Her. Nach einer Bestandserfassung aller versiegelten Flächen kam zunächst heraus, dass Unna stärker „zugepflastert“ ist als zunächst angenommen.

Folge war, dass die Stadtbetriebe ihre Kosten in dem Bereich auf eine größere Gesamtfläche umlegten und die Gebührensätze pro Quadratmeter deutlich fielen. Jetzt aber sind einige Korrekturen nötig, weil sich bei Wohnungsbaugesellschaften und Garagenhöfen Abweichungen ergeben haben. Demnach sind in Unna doch nur 8,44 Millionen Quadratmeter versiegelt und keine 8,69 Millionen. Die Gebühr fürs Niederschlagswasser steigt demnach wieder, und zwar um 5,51 Prozent. Ab 2022 setzen die Stadtbetriebe pro Quadratmeter Dach oder Pflasterfläche 1,34 Euro an.

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Abfall

Der Restmüll gilt als teuerste Müllkategorie, doch die Gebühr für seine Entsorgung sinkt im nächsten Jahr um 1,07 Prozent. Neben leicht gesunkenen Kosten bei der Entsorgung selbst spielt ein Entlastungsfaktor hinein:

Die Blaue Tonne ist für ihre Nutzer gebührenfrei und schafft bei den Stadtbetrieben Einnahmen, die zur Gebührensenkung beim Restmüll veranschlagt werden. Nach einem Preisverfall in den zurückliegenden Jahren bringt die Tonne Altpapier derzeit wieder über 52 Euro, den Stadtbetrieben und den Unnaer Verbrauchern somit eine Entlastung von 111.000 Euro. Die individuellen Kosten für den Restmüll hängen danach aber weiterhin von Gefäßgröße und Abfuhrintervall ab. Das meistgebuchte Modell in Unna ist mit 45 Prozent die 80-Liter-Tonne mit Abfuhr alle vier Wochen. Sie kostet künftig 77,64 Euro im Jahr – 1,07 Euro weniger als 2021.

Stadtbetriebe und GWA werben für eine konsequente Nutzung der Biomüll-Tonne. Eine Folge ist, dass 2022 ein zusätzliches Abfuhrfahrzeug und zwei neue Mitarbeiter gebraucht werden. Dies lässt die Gebühren steigen.

Stadtbetriebe und GWA werben für eine konsequente Nutzung der Biomüll-Tonne. Eine Folge ist, dass 2022 ein zusätzliches Abfuhrfahrzeug und zwei neue Mitarbeiter gebraucht werden. Dies lässt die Gebühren steigen. © Hennes

Biomüll hingegen verteuert sich um 1,82 Prozent. Das hat weniger mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu tun als mit einer umweltpolitischen Absicht: Nachdem Studien aufgezeigt haben, dass auch der Inhalt der Restmülltonnen zu 39 Prozent aus organischem und somit kompostierbaren Material besteht, haben Stadtbetriebe und GWA die bisherigen „Eigenkompostierer“ in Unna angeschrieben, um ihnen die grüne Tonne nahe zu legen.

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Vermutlich müssen die Stadtbetriebe nun 2000 zusätzliche Gefäße leeren. Dies erfordert aber ein neues Müllfahrzeug und zwei weitere Mitarbeiter. Sie kosten mehr, als die neuen Kunden bei den bisherigen Gebührensätzen eingebracht hätten. Daher steigt nun die Biomüll-Gebühr für alle: Die 80-Liter-Tonne bei 14-täglicher Leerung – zuletzt die Wahl für 54,5 Prozent aller Nutzer – wird im nächsten Jahr 68,28 kosten, also 1,82 Euro mehr als zuletzt.

Straßenreinigung

Vor allem Personalkosten lassen die Gebühren für die Straßenreinigung steigen. In der Fußgängerzone läuft es auf ein Plus von 1,37 Prozent hinaus, ansonsten auf einen Aufschlag von 2,94 Prozent. In der Gesamtrechnung ist die Straßenreinigung aber ein eher kleiner Posten: Die meisten Unnaer können die Kehrmaschine einmal in der Woche an ihrem Haus vorbeifahren sehen. Für jeden Frontmeter ihres Grundstücks zahlen sie in dieser Reinigungsklasse künftig 3,50 Euro. Das sind zehn Cent mehr als im Vorjahr.

Winterdienst

Diesen Posten finden die Unnaer in ihren Gebührenbescheiden etwas versteckt: Unna finanziert den Räumdienst nicht über eine Gebühr, sondern über die Grundsteuern. Diese Regelung soll für mehr Gerechtigkeit sorgen als die Umlage auf die Anwohner einer Straße. Argument dafür: Im Regelfall fährt man ja nicht nur auf der gut geräumten Straße vor der eigenen Haustür, sondern auch auf anderen Wegen des städtischen Straßennetzes. Im Wirtschaftsplan der Stadtbetriebe ist der Winterdienst mit 301.000 Euro einer der kleinsten Bereiche.

Wie viel er tatsächlich kostet, ist kaum vorauszusagen, da witterungsabhängig. In der Vergangenheit wurden in milden Wintern Rücklagen gebildet, die entweder in härteren Wintern verzehrt wurden oder bei der Festsetzung der Grundsteuern durch die Stadt berücksichtigt wurden.

Grundsteuer

Abgesehen von dem Winterdienstanteil hat die Grundsteuer mit dem Gebührenhaushalt der Stadtbetriebe nicht viel zu tun. Die Unnaer Bürger allerdings finden Gebühren- und Steuerforderungen im selben Brief. Die Grundsteuer B wird für 2022 zwar erst mit dem Haushaltsbeschluss in der letzten Ratssitzung des Jahres erlassen, aber nach derzeitigem Diskussionsstand ist es sehr wahrscheinlich, dass sie unverändert bleibt – freilich auf einem hohe Niveau von 843 Hebesatzpunkten.

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