Innenstadt
Dieter Grabsch: Für ein grüneres Unna ist es noch lange nicht zu spät
Auch wenn Unnas Innenstadt immer „steiniger“ wird: Noch sei es nicht zu spät für eine bessere Stadtökologie, meint Dieter Grabsch. Grün lasse sich quasi nachrüsten. Wofür es durchaus Vorbilder gibt.
An der Massener Straße steht nun eine Baumreihe, wo es früher einmal zwei gab. Die Mühle Bremme ist praktisch pflanzenfrei. Und am Morgentor und Hertingerstraße betteln Bestandsbäume mit umgehängten Schildern darum, bei der Umgestaltung verschont zu werden: Unnas Umgang mit Grün in der Innenstadt hat zuletzt viel Kritik ausgelöst.
Dass inzwischen auch Unnas Erster Beigeordneter Jens Toschläger Bedenken äußert, mag Hoffnungen zulassen, dass Unna bei künftigen Projekten „anders“ plant. Doch mit dem Aufschieben auf Morgen gehe die Stadt nicht weit genug, meint der Unnaer Dieter Grabsch.
Der pensionierter Lehrer ist seit Jahrzehnten aktiv im Umweltschutz, etwa in der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, im Klimabündnis Unna oder als sachkundiger Bürger im Umweltausschuss. Die Entwicklung der Unnaer Innenstadt verfolgt er entsprechend lang und mit Unbehagen. Doch weil ihm das Thema zu wichtig ist, um daran zu resignieren, zeigt er auch auf die wenigen Beispiele gelungener Stadtökologie in Unna.
Ein Rundgang zeigt die Stärken und Schwächen beim Grün
Ein gemeinsamer Rundgang beginnt an der Wasserstraße, kurz vorm Markt. Grabsch stellt sich in die Sichtachse zum Turm der Stadtkirche. Zur einen Seite liegt das große Geschäftsgebäude von Strathoff mit einem dichten Blätterkleid. Auf der anderen – „nun, hier kann man direkt nebeneinander sehen, wie es gut gemacht ist und wie nicht“, sagt Grabsch.
Gleich neben Strathoff: Eine unbepflanzte Fassade mit viel fensterloser Fläche und Graffiti – stärker könne der Kontrast nicht ausfallen. © Udo Hennes
Doch zeigen will Grabsch nicht nur, wie gelungen die Fassadenbegrünung im Winkel von Wasserstraße und Krummfuß ist. Er will auch klar machen, wie mit einfachen Mitteln ein erheblicher Fortschritt von einer grauen zur grüneren Stadt gelingen könnte. „Schauen Sie einmal, wie klein diese Pflanzöffnung ist“, zeigt er auf die Öffnung, die vor einer der Säulen am Bogengang angelegt ist. „Und im Grunde würde wohl eine Pflanze reichen, um die ganze Fassade zu begrünen“, auch wenn es tatsächlich drei sind.
„Es gibt eigentlich nur drei Dinge, die die Stadtökologie ausmachen: Stadtbäume, Fassadenbegrünungen und Entsiegelungen“, sagt Grabsch. Der Ist-Zustand in Unnas Innenstadt sei zwar „nicht nennenswert“, aber zumindest fänden sich Beispiele, die das Zeug zum Vorbild haben können.
Wenig Aufwand, tolle Wirkung: Im Burgviertel leisten viele Bewohner einen Beitrag zum Stadtbild. © Udo Hennes
Wenige Minuten Fußweg weiter am Platz vor der Burg: An einem fensterlosen Gebäudeteil der Sparkasse rankt wilder Wein den Beton empor. „Auch hier reicht eine erstaunlich kleine Pflanzöffnung“, so Grabsch. Schräg gegenüber an einem der „Handwerkerhäuschen“ beginnt eine Waldrebe den Aufstieg am Fallrohr der Regenrinne – klein, aber fein.
Ein kleines, aber wie Grabsch findet witziges und provokantes Beispiel für eine Oberflächenentsiegelung findet sich am Hutladen in der Innenstadt. Direkt unter dem Schaufenster sind einige Pflastersteine herausgenommen und ein Pflanzkasten eingesetzt worden. Der ökologische Wert mag objektiv klein sein, aber die Aussage der „Guerilla-Pflanzung“ ist beachtenswert: Auch in einer Innenstadt ist es möglich, versiegelte Flächen hier und dort zu öffnen, um Regen versickern und Pflanzen wachsen zu lassen. Und das Prinzip ist nicht einmal schwierig umzusetzen.
Drei Reihen Pflastersteine ausheben, vier Pflänzchen einsetzen: Am Hutladen findet Grabsch ein „witziges und provokantes Objekt“, das auf kleinem Raum veranschaulicht, wie eine Entsiegelung in der Innenstadt aussehen kann. © Udo Hennes
Grabsch sieht eine grünere Stadt aber nicht nur als Gewinn für das Mikroklima am Ort. Die Idee, dass Städte allein durch ihre Bebauung schöner werden, lasse sich leicht entkräften – anhand von Betonflächen, die bestenfalls trist wirken, mit den ersten Graffiti aber auch schnell abstoßend. „Es muss nun heißen: Erstens Fassadenbegrünung an allen geeigneten Flächen von städtischen und privaten Gebäuden, vor allem in der Innenstadt, zweitens Entsiegelung, wo immer möglich, auch in den Fußgängerzonen.“
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