
Zu Beginn der Arbeiten ließ Ten Brinke nicht nur die alte Mühle Bremme abreißen, sondern auch so gut wie alle Bäume auf dem Grundstück fällen. Angeblich waren es rund 200 Stück. © Sebastian Smulka (Archiv)
Die Mühle Bremme zeigt, wie Nachhaltigkeit nicht geht
Meinung
Man könnte ja auch darüber schmunzeln, dass ausgerechnet ein holländischer Investor am Kauf zeitgemäßer Fahrradständer scheitert. Aber im Grunde ist das Thema zu ernst, wie unser Autor meint.
Für heimische ADFC-Mitglieder ist Holland immer noch ein Sehnsuchtsland: Autofahrer, die Fietsers als Menschen achten. Endlose gut ausgebaute Radwege. Und an jedem Supermarkt eine großflächige Abstellanlage, an der man sein Fahrrad mit dem Rahmen gegen Brett oder Bügel ketten kann. Und nun fahren Sie mal mit dem Fahrrad zur Mühle Bremme...
Dass nun ausgerechnet ein niederländischer Investor sein Versprechen von 160 (!) Fahrradstellplätzen mit einem Ständerwerk erfüllen möchte, das die Stadt Unna aktiv aus der Fußgängerzone verbannen will, kann man als peinliche Panne sehen – aber leider auch als Ausdruck mangelnden Stellenwertes für alle Themen, die wir heute unter der Überschrift „Nachhaltigkeit“ vereinen. Denn die „neue Mühle“ ist ein Bauprojekt, das so ganz und gar nicht mehr in diese Zeit zu passen scheint. Ein Dinosaurier aus Beton gewissermaßen.
Gelobt sei, was Rendite bringt
Da passt der Fahrradständer vom Typ „Felgentod“ dann zum plumpen „Nein“ der Firma Ten Brinke auf Fragen nach einer Begrünung. Und auch die Kannibalisierungseffekte zulasten der Fußgängerzone tragen nicht dazu bei, die gewachsenen Strukturen des Innenstadthandels mit Nachhaltigkeit zu segnen. Gelobt sei, was Rendite bringt – mag es auch Bäume kosten, Flächen versiegeln, den Umbau eines ohnehin überlastetes Verkehrssystems nötig machen oder Ladenflächen im Umfeld aussaugen.
Wie nachhaltig diese Ansiedlungspolitik für den Investor ist, wird die Zeit zeigen. Und wahrscheinlich geht seine Rechnung auf. So lange genügend Kunden kommen, dass die Mieter der Mühle ihre Miete zahlen können, passt die Sache schon. Und das wird wohl schon klappen. Warum also sollte es ihn kümmern, welche Auswirkungen sein Projekt für die Stadt hat, in der es steht?
Anders allerdings müsste die Stadt selbst darauf schauen. Denn sie war alles andere als machtlos, als es um die Planung des neuen Einkaufszentrums ging. Vom ursprünglichen Bebauungsplan über den endgültigen Bauantrag samt Umbaukonzept für Ring, Poststiege, Kantstraße und eine erstaunlich fern gelegene Ampel am Kreishauskreisel hat sie alles gesehen, alles gebilligt: den Verkehr, den Beton und den Wegfall der Bäume. Einem Investor wird man es vielleicht gar nicht vorwerfen dürfen, wenn er eine Fläche renditeoptimiert beplant. Einer Stadt aber kann man vorwerfen, wenn sie ihn lässt.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
