
Max Heumann (l) und Sven Hüchtmann bei der Eröffnung des Corona-Schnelltestzentrums auf dem Breitenbachgelände in Unna. Das Testzentrum und das in Kamen bleiben weiter geöffnet, während der Standort an der Massener Straße und die Teststelle in Bergkamen schließen. © Marcel Drawe
Erste Schließung: So gehen Unnas Teststellen mit der neuen Verordnung um
Coronavirus
Zuletzt stieg die Nachfrage an Coronatests an einigen Unnaer Teststellen. Das könnte sich mit der neuen Testverordnung nun aber ändern. Ein Testzentrum schließt deshalb.
„Wir schließen die Teststellen an der Massener Straße in Unna und auch die Teststelle in Bergkamen.“ Für Maximilian Heumann und seinen Geschäftspartner Sven Hüchtmann lohnt es nicht mehr, vier Teststellen in Betrieb zu lassen. Die Teststellen in Bergkamen bei Schnückel und an der Massener Straße in Unna öffnen seit Freitag (1. Juni) nicht mehr. Künftig testet das Unternehmen nur noch in Kamen bei der Firma Vahle und in Unna auf dem Breitenbachgelände. „Die Zeiten bleiben gleich“, erklärt Heumann.
Seit etwa sechs Wochen habe sich der Betrieb der Teststellen nicht mehr rentiert. „Wenn jetzt die Tests noch drei Euro kosten, dann sinkt die Nachfrage weiter“, ist sich Heumann sicher. Dabei nahmen die Zahlen der positiven Fälle in den vergangenen Wochen zu. An einem Tag seien noch etwa 10 Prozent der Tests positiv.
Künftig werden vermutlich noch weniger Fälle aufgedeckt werden, denn mit der neuen Testverordnung sind die Schnelltests nicht mehr für jeden kostenlos. Nur noch vulnerable Gruppen wie Krankenhausbesucher, pflegende Angehörige oder Kinder unter fünf Jahren müssen künftig gar nichts mehr zahlen. Wer eine Veranstaltung im Innenraum besucht und sich dafür testen möchte oder bei wem der Verdacht besteht, dass aufgrund eines positiven Kontaktes oder einer roten Warn-App eine Infektion besteht, zahlt drei Euro und der Rest zahlt den kompletten Preis.
Wer sich ohne Grund testen lassen möchte, zahlt den vollen Preis
Wer diesen Preis zahlen muss und welche Begründungen ausreichen, um doch „nur“ drei Euro zahlen zu müssen, sei gar nicht so klar. Eine mehrseitige Verordnung, in der zum Beispiel eindeutig beschrieben steht, was genau als „Innenraumveranstaltung“ zu verstehen ist und was nicht mehr darunter fällt, hat er bislang nicht erhalten, sondern nur Stichpunkte.

Das Testzentrum an der Feldstraße (Globus-Baumarkt) bleibt geöffnet, auch die Zeiten bleiben gleich. © privat
Sicher nur drei Euro zahlen müssen Krankenhausbesucher. Wer die Kliniken des Christlichen Hospitalverbundes besucht, bekommt am Eingang eine Bestätigung über den Besuch. „Bei Vorlage dieser Bestätigung wird der Test im jeweils benachbarten Testzentrum unseres Hauses kostenfrei durchgeführt“, erklärt Sprecherin Karin Riedel auf Nachfrage. Die Testzentren am CKU Mitte und am CKU West bleiben zu den normalen Zeiten geöffnet, die Nachfrage an Tests ist laut Riedel in den letzten drei bis vier Wochen stetig gestiegen. „Auch die Zahl der positiven Tests ist deutlich angestiegen.“
Abrechnung der Tests ist ein Bürokratiemonster
Gleiches erlebt das Testzentrum am Rewe Center Engel am Massener Hellweg. „Die Nachfrage nach einem Schnelltest ist aktuell wieder deutlich angestiegen. Hier spiegelt sich das aktuelle Geschehen wieder, der Positiv-Trend steigt an und die Kunden lassen sich aus Sorge infiziert zu sein, wieder vermehrt testen“, so Linda Schöneberg. Die Anzahl an positiven Tests habe sich im Vergleich zum Vormonat fast verdoppelt. Die Teststelle will das Angebot aufrecht erhalten und sich genau an die neue Testverordnung halten – „sicherlich wird es hier zunächst zu vielen Fragen kommen und wir werden versuchen, gemeinsam mit unseren Kunden das neue Bürokratiemonster zu bewältigen“, so Schöneberg.
Über das beschweren sich übrigens auch die Kassenärzte. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sagen Medienberichten zufolge, dass sie die Tests nicht mehr abrechnen und auszahlen könnten, weil die Anspruchsvoraussetzungen nicht überprüft werden könnten. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, fordert sogar die komplette Einstellung der Tests.
Wie andere Teststellen in Unna, hat auch Elke Kieninger vom Testzentrum am Globus Baumarkt zuletzt eine größere Nachfrage beobachtet und deutlich mehr positive Tests. Die Teststelle bleibt geöffnet, doch auch Kieninger vermutet, dass die Nachfrage aufgrund der Kosten sinken wird.
Heiko Giebig vom Unternehmen CoviMedical, welches das Testzentrum an der Alten Eissporthalle betreibt, berichtet ebenfalls, dass es seit Pfingsten eine deutliche Kehrtwende der Nachfrage gibt – mit gestiegener Positivrate. Das Testzentrum bleibt geöffnet, die Arbeitsplätze damit „erst mal erhalten“.
Auch Sascha Schwenke, der das Testzentrum in Lünern leitet, will auf jeden Fall weitermachen. Die Aktion im Dorf sei nicht gewinnorientiert. Dem Team liege am Herzen, dass die Menschen vor Ort eine Testmöglichkeiten haben – vor allem auch jene, die nicht mobil sind. „Wir sind gerade dabei, eine Selbstauskunft zu erstellen, in die jeder schreiben kann, wofür er den Test benötigt“, erklärt er. Schwenke ist gespannt, wie es weitergeht mit den Tests und hofft, dass er nicht schließen muss – auch der jungen Mitarbeiter wegen. „Wir schließen erst, wenn wir Minus machen“, verspricht er.
Er geht zudem davon aus, dass die Nachfrage im Herbst wieder steigen wird und dann wieder mehr Tests benötigt werden. Das glaubt auch Heumann vom Testzentrum am Breitenbachgelände. Er sieht die Neuregelung, die mutmaßlich mit Schließungen einhergehen wird, deshalb auch skeptisch. Seine Testzentren in Bergkamen und in Massen könnten aber schnell wieder aktiviert werden.