„Wir müssen so schnell wie möglich in unsere Heimat zurückkehren.“ So deutlich bringt Axel Schwarzfeller auf den Punkt, was den Königsborner Jugendeishockey-Club (KJEC) dieser Tage umtreibt. Der Verein bangt um seine Nachwuchsarbeit – denn die Laufzeiten in Bergkamen sind knapp und die Sanierung der Eishalle Unna wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die der KJEC nicht hat.
„Wir haben keine U7 und auch keine eigene U9 mehr, die bildet jetzt schon eine Spielgemeinschaft mit Iserlohn. Ohne eine gut funktionierende Laufschule können wir keinen Nachwuchs mehr gewinnen“, schildert Schwarzfeller, der die Jugendabteilung des KJEC leitet, das Problem seines Vereins. In der Bergkamener Eishalle, wo die KJEC-Mitglieder seit der Schließung der Unnaer Eishalle trainieren, sind die Zeiten extrem knapp. „Wir bemühen uns nach Kräften, aber wir können dort zur Zeit nur dienstags für eine Stunde eine Laufzeit anbieten. Das reicht aber nicht“, sagt Schwarzfeller.
Situation sei für den Verein „bedrohlich“
Die schnellstmögliche Rückkehr nach Unna wird für den Verein somit mehr und mehr zu einer Überlebensfrage. „Die Situation ist wirklich schon sehr bedrohlich. Wir können den Umschwung nur schaffen, wenn wir in Unna wieder an die Schulen und Kindergärten gehen können und auch über öffentliche Laufzeiten den Eissport der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen können“, sagt Axel Schwarzfeller.
In Bergkamen sei es durch die vielen verschiedenen Vereine und sehr knappen Eiszeiten „sehr, sehr schwierig“, nachhaltig eine gut funktionierende Laufschule ins Leben zu rufen. Zumal auch der ortsansässige Eishockeyverein in Bergkamen nun eine Nachwuchsabteilung aufbauen will und dafür eine Laufschule anbietet – Platz für die Unnaer bleibt da nicht viel.
Doch bis die Eishalle Unna wieder vom KJEC und den anderen Unnaer Eissportvereinen genutzt werden kann, wird es definitiv noch einige Zeit dauern: Im Herbst soll ein erstes Sanierungskonzept samt Fahrplan und Kostenschätzung vorgelegt werden, kündigte Unnas Technischer Beigeordneter Jens Toschläger in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause an. „Bis zur endgültigen Fertigstellung wird es wohl noch ein paar Jahre dauern“, schätzt Schwarzfeller. „Die Zeit haben wir aber nicht. Bis dahin haben wir keinen Nachwuchs mehr, der die Halle nutzen könnte.“
Gespräch mit Bürgermeister bereits geführt
Also wagt sich der KJEC mit einem ungewöhnlichen Vorschlag an die Öffentlichkeit: Eine Traglufthalle könnte als Provisorium neben die bestehende Eishalle gestellt werden und so die Möglichkeit zum Eislaufen auch während der Sanierungsphase bieten. Gespräche über eine solches „Provisorium“ haben die Verantwortlichen des KJEC kurz vor der politischen Sommerpause bereits mit der Stadtspitze geführt.
Kosten und Energieverbrauch
- Der KJEC hat seine Idee einer Traglufthalle der Stadtverwaltung vorgestellt. Die Gesamtkosten für die Halle plus das passende Eisbahnsystem lägen nach den Schätzungen des Vereins bei rund 595.591 Euro – inklusive Transport, Aufbau und Reisekosten.
- Auch den Energieverbrauch des Eis-Provisoriums hat der KJEC schon mal geschätzt und kommt bei einem Betrieb an 365 Tagen im Jahr auf rund 48.000 Kilowattstunden für die Belüftungseinheit und rund 26.000 Kilowattstunden für die Beleuchtung.
Traglufthallen bestehen aus einer festen Bodenplatte und einer aufgeblasenen elastischen luftdichten Hülle. Über eine Druckschleuse wird die Halle betreten, in der leichter Überdruck herrscht – dafür muss dauerhaft ein Gebläse laufen. Rund 280.000 Euro, so die Rechnung des KJEC, würde eine solche Halle kosten. Hinzu kommen die Erdarbeiten für das Fundament, die der Verein auf rund 50.000 Euro schätzt, sowie 30.000 Euro für drei Container für Material und als Umkleiden und rund 30.000 Euro für eine kleine Tribüne für 180 Zuschauer. Rund 390.000 Euro wären in Summe für die Traglufthalle nötig – noch ohne die notwendige Eisaufbereitung für die Eisbahn.
Halle könnte langfristig genutzt werden
Geld, das der KJEC sinnvoll investiert sieht: „Die Traglufthalle könnte problemlos als weitere Sport- oder Veranstaltungshalle in den Bestand der Stadt Unna gehen“, so der KJEC. Bedingung sei dies aber nicht. In Vorgesprächen mit einer Firma, die solche Hallen produziert, sei auch die Möglichkeit genannt worden, dass die Halle nur verpachtet werden oder nach Nutzungsende zu einem fest vereinbarten Wert zurückgekauft werden könnte.

Den Parkplatz der Eishalle Unna hat der KJEC als möglichen Standort für eine Traglufthalle ins Auge gefasst – als Übergangslösung für den Eissport, bis die Eishalle fertig saniert ist. © Hans Blossey
Die Eisinstallation, die für das Betreiben einer solchen provisorischen Eishalle notwendig wäre, könnte nach der erfolgten Sanierung der „alten“ Eishalle dort weitergenutzt werden. „Dadurch würden keine weiteren Kosten für die Eisaufbereitung entstehen“, so der Verein. Auch einen Platz für das Eis-Provisorium haben die KJEC-Mitglieder bereits ins Auge gefasst: „Der Parkplatz der Eissporthalle wäre ideal. So eine Traglufthalle würde da gut hinpassen, ohne dass sie den ganzen Parkplatz blockieren würde“, sagt Axel Schwarzfeller. Mit einer geplanten Eisbahn von 60 mal 26 Metern würde die Halle sogar „drei- bis viermal“ auf den Parkplatz passen, so der KJEC.
Stadtverwaltung priorisiert „alte“ Halle
Bürgermeister Werner Kolter sagte in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause, dass man zu diesem Thema mit dem KJEC „in Gesprächen“ bleibe, betonte jedoch auch: „Wir wollen jedoch vornehmlich den Fokus darauf legen, ein belastbares Konzept für die dauerhafte Halle zu finden.“ Der KJEC wiederum sieht in dem Provisorium nicht nur die Chance, seine Jugendarbeit zu retten, sondern auch Vorteile für die Sanierung der „alten“ Halle: „Diese könnte dann ganz ohne Zeitdruck nach modernsten Standards saniert werden.“