Mit einigen Hundert Menschen hatten die Veranstalter im Vorfeld der Demokratie-Demo am Samstag (8. Februar) in Unna gerechnet, am Ende waren es deutlich mehr. Nach ersten Schätzungen folgten rund 2000 Menschen dem Aufruf, ein Zeichen gegen Hass und Hetze zu setzen.
Demokratie-Demo in Unna: Kritik an der Asylpolitik
Als die ersten Demonstranten den Lindenplatz vor dem Zentrum für Information und Bildung (ZIB) erreicht hatten, hatten die Letzten gerade den Rathausplatz verlassen, beschrieb ein Polizist im Anschluss eindrucksvoll die Teilnehmerzahl. Die Beamten begleiteten den friedlichen Zug durch die Seitengassen der Innenstadt, mussten aber nicht eingreifen.
„Mir ist wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, dass alle Leute, die sich nicht in Social Media äußern, keine Meinung zu dem Scheiß hätten, der da abläuft“, sagte eine Demonstrantin auf die Frage, warum sie an der Demo teilnimmt. „Es ist wichtig zu zeigen, dass die stumme Mehrheit trotzdem eine Meinung hat und die sehr weit von dem abweicht, was derzeit politisch diskutiert wird.“

Damit spielte sie auf die verschärfte Asylpolitik von Kanzlerkandidat Friedrich Merz und seiner CDU an, die im Bundestag mithilfe der AfD beschlossen wurde.
Sie kritisierte außerdem, dass der Demonstrationszug nicht den Weg durch die am Samstagnachmittag gut gefüllte Bahnhofstraße nehmen durfte. Das lag an den Wahlkampfständen, die am Samstag von Parteien in der Innenstadt angemeldet waren. Die Linken hatten einen Stand auf dem Marktplatz aufgebaut und Volt in der Bahnhofstraße. Dem Vernehmen nach hatte auch die AfD einen Wahlkampfstand für diesen Tag in Unna angemeldet. Vertreter der Partei waren am Nachmittag aber nicht in der Fußgängerzone anzutreffen.
„Nationalismus macht sich breit“
Birgit Rottmayer vom Runden Tisch gegen Gewalt und Rassismus freute sich über die hohe Teilnehmerzahl. Das Unnaer Bündnis hatte die Demo kurzerhand gemeinsam mit Kirchenvertretern, der Gruppe „Omas gegen Rechts“ und dem Integrationsrat organisiert.

Hintergrund sei die Debatte zur Migrationspolitik gewesen, bestätigte Rottmayer. „Das wollten wir so nicht stehen lassen“, sagte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Zuvor hatte sie bereits in ihrem Redebeitrag erklärt, die Menschen müssten sich für die Demokratie einsetzen. „Nationalistische und menschenfeindliche Gedanken, Reden und Taten machen sich breit in unserer Gesellschaft. Das dürfen wir auf keinen Fall akzeptieren und dulden“, sagte Birgit Rottmayer.
Nach verschiedenen Redebeiträgen, darunter auch Dr. Karsten Schneider von der evangelischen Kirche in Unna und Jürgen Düsberg, der von persönlichen Erfahrungen aus dem Jahr 1942 berichtete, endete die Demonstration gegen 15 Uhr.
Eine Bilderstrecke und ein Video von der Demo finden Sie auf hellwegeranzeiger.de.
Kundgebung vor der Wahl : Demonstranten dürfen in Unna nicht mitten durch die Stadt ziehen