Ein Blick in die Glaskugel zeigt die Dinge oft falsch und verzerrt. Für manche Themen des Jahres 2022 lassen sich aber auch seriösere Vorhersagen treffen.

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Das bringt das Jahr 2022 (vermutlich) für Unna

dzAusblick

Der Blick in die Zukunft fasziniert seit Menschengedenken, obwohl er stets ein unscharfer ist. Unsere Redaktion versucht sich daran – aber natürlich nicht mit der Glaskugel...

Unna

, 04.01.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Beginnen wir unsere Jahresvorschau mit dem Ende: Am 31. Dezember 2022 wird unsere Zeitung einen Jahresrückblick veröffentlichen, in dem viele Dinge auftauchen, die niemand erwartet hätte. In dieser Hinsicht sind wir uns relativ sicher.

Ansonsten greift die Redaktion für ihren Ausblick nicht zu Glaskugel und Kaffeesatz, sondern sie blickt ganz einfach auf Projekt- und Planungsstände. Was das Jahr 2022 für Unna bringen wird, bringen kann und bringen sollte, wird auf diese Weise durchaus absehbar, wenn auch nur innerhalb der Grenzen zum Unerwarteten. Los geht‘s.

Parkscheine aus den Automaten am Straßenrand sollen 2022 nochmals teurer werden. Die genaue Höhe ist aber noch nicht festgelegt.

Parkscheine aus den Automaten am Straßenrand sollen 2022 nochmals teurer werden. Die genaue Höhe ist aber noch nicht festgelegt. © Sebastian Smulka

Was teurer wird...

Eher als Lenkungsmittel will die Stadt ein weiteres Mal die Parkgebühren für die Freiluftstellflächen in der Innenstadt erhöhen. Damit sollen Autofahrerinnen und -fahrer motiviert werden, doch lieber gleich ins Parkhaus oder in die Tiefgarage zu fahren. CDU und Grüne wollen mit ihrem Vorschlag sowohl stehende als auch rollende Autos von der Straße holen, denn wer sich gleich für das Parken unter Dach entscheidet, dreht auch keine Warteschleifen für die Parkplatzsuche im Freien. Details sind noch offen, doch laut Arbeitsauftrag ans Rathaus soll bis März ein Konzept vorliegen.

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...und was nicht

Das ist die gute Nachricht im Kostenkapitel: Die Gebühren für Müll, Abwasser und Stadtreinigung sind 2022 stabil und auch die Steuersätze der Stadt bleiben, wenn auch auf hohem Niveau, unverändert. Wer einen Menschen zu betrauern hat, gewinnt vermutlich keinen Trost daraus, aber: Die Gebühren im Friedhofswesen werden sogar gesenkt.

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Kindergarten im Container

Der Mangel an Kindergartenplätzen stellt viele Familien vor Herausforderungen, der übereilte Baustart für eine Übergangslösung am Katzenbuckel im Bornekamp war 2021 ein Ärgernis. Nach der Standortentscheidung für die Grünfläche neben der Stadthalle sollte dem Bau und der Eröffnung der Container-Kita in den kommenden Monaten wenig im Wege stehen. Doch neue Einrichtungen auf Dauer zu schaffen, bleibt 2022 ein Thema.

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In der nächsten Bürgerversammlung im Massener Bürgerhaus geht es um - das Bürgerhaus. Der Vorschlag, das historische Gebäude und den benachbarten Kindergarten durch ein neues Stadtteilzentrum zu ersetzen, lässt eine Kontroverse aufkommen.

In der nächsten Bürgerversammlung im Massener Bürgerhaus geht es um – das Bürgerhaus. Der Vorschlag, das historische Gebäude und den benachbarten Kindergarten durch ein neues Stadtteilzentrum zu ersetzen, lässt eine Kontroverse aufkommen. © Hellweger Anzeiger Archiv

Debatte ums Bürgerhaus Massen

Eng mit der Kita-Problematik verbunden ist die Sorge um den Bestand des Bürgerhauses in Massen. Ein Gedankenspiel der Stadtverwaltung, das historische Gebäude und die benachbarte Kita Wirbelwind in einem Zug zu überplanen, findet selbst unter den Ratsleuten aus Massen sowohl Zustimmung als auch Ablehnung. Da ist Streit programmiert, zum Beispiel für eine nun beschlossene Bürgerversammlung, die von der Stadtverwaltung vorbereitet werden soll.

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Zumindest für eine erneute Abstimmung aller Wahlberechtigten über die Eissporthalle fanden sich genügend Unterstützer. Wenn keine Fehler in den Unterschriftenlisten entdeckt werden, bedeutet das einen zusätzlichen Stimmzettel am Tag der Landtagswahl.

Zumindest für eine erneute Abstimmung aller Wahlberechtigten über die Eissporthalle fanden sich genügend Unterstützer. Wenn keine Fehler in den Unterschriftenlisten entdeckt werden, bedeutet das einen zusätzlichen Stimmzettel am Tag der Landtagswahl. © Marcel Drawe

Bürgerentscheid zur Eishalle

Zumindest das erneute Bürgerbegehren für die Alte Eissporthalle am Ligusterweg war erfolgreich. Mit einem deutlichen Sicherheitspuffer hat die Initiative „Unna braucht Eis“ mehr als genügend Unterstützerunterschriften von Unnaern vorgelegt, die nun eine erneute basisdemokratische Abstimmung fordern. Aktuell prüft die Stadt das Ergebnis dieser Sammlung, und wenn es keine Beanstandungen gibt, dürften die Unnaer am Tag der Landtagswahl, dem 15. Mai, ein weiteres Mal ihre Haltung zur Eishalle ausdrücken. Die Halle sanieren, eine neue bauen oder sich vom Eissportangebot verabschieden? Das bleibt sicherlich auch über jenen Tag hinaus eine umstrittene Frage.

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Diese Baustellen kommen...

Andere Bauprojekte sind greifbarer oder sogar schon im Gang. So münden die Tiefbauarbeiten im Burgviertel, bei denen Kanäle neu verlegt und Oberflächen neu gepflastert worden sind, bald in Phase 2 der Neugestaltung am Morgentor. Nachdem unterhalb des Güldenen Trogs zuletzt schon die Gastronomie-Terrassen hergerichtet worden sind, bringt der nächste Bauabschnitt eine Überplanung des Fahrbahnbereichs am Schnittpunkt von Morgenstraße, Burgstraße und Ring sowie des angrenzenden Parkplatzes. Eine angedeutete Fortführung der Stadtmauer soll Unnas Eingangstor auf der Seite der aufgehenden Sonne mit historischem Charme aufwerten und die Verweilqualität erhöhen.

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Andere Baustellen in und um Unna wirken weniger erhebend. Wer regelmäßig die A1 in Richtung Köln benutzt oder in Gegenrichtung nach Hause kommt, muss in diesem Jahr und in den fünf folgenden mit Staus rechnen, weil die Autobahnbrücke Liedbachtal erneuert wird. Unter dieser Brücke ist die Straße gesperrt, der Ortsverkehr der Massener Heide wird zu Umwegen gezwungen.

Die Arbeiten laufen noch an der Massener Straße, aber die bereits gepflasterten Flächen geben einen guten Eindruck davon, wie die Fußgängerzone in diesem Bereich künftig wirken wird.

Die Arbeiten laufen noch an der Massener Straße, aber die bereits gepflasterten Flächen geben einen guten Eindruck davon, wie die Fußgängerzone in diesem Bereich künftig wirken wird. © Marcel Drawe

...und diese gehen.

Wie erwähnt: Der Tiefbau im Burgviertel kommt zum Abschluss. Aber auch in der Fußgängerzone wird sich ein lang erwartetes Projekt vollenden, wenn der Neubau der Massener Straße zwischen Markt und Lindenplatz zum Abschluss kommt. Schon jetzt kann man gut sehen, wie es später wirken mag.

Ebenfalls innenstadtnah ist die Baustelle auf und an dem Gelände der Mühle Bremme. Eine Eröffnung des Einkaufszentrums ist bis zum Sommer vorgesehen. Das bringt zumindest freie Fahrt auf Ring und Kantstraße – und führt diesen Ausblick zum nächsten Thema.

Das „Traumschiff“ darf bald in See stechen: Bis zum Sommer soll das neue Einkaufszentrum auf dem Gelände der Mühle Bremme in Betrieb gehen.

Das „Traumschiff“ darf bald in See stechen: Bis zum Sommer soll das neue Einkaufszentrum auf dem Gelände der Mühle Bremme in Betrieb gehen. © www.blossey.eu

Das große Stühlerücken im Handel

Wenn die Mühle Bremme in Betrieb geht, werden an anderer Stelle Ladenlokale ausgekehrt. Die Eröffnung des neuen Einkaufszentrums zieht mit Rossmann und Deichmann gleich zwei zugkräftige Ketten aus der Fußgängerzone ab. Dass fast gleichzeitig auch C&A die Filiale am Alten Markt aufgibt, hat allerdings nichts mit der neuen Konkurrenz im Ort zu tun, sondern ist Folge eines Sanierungsprogramms bei dem Textilriesen.

Diese drei Abgänge sind leider nicht die einzigen Leerstände, die sich im lockdowngeschädigten Innenstadthandel zeigen. Interessant wird nun abzusehen, ob das neue Einkaufszentrum der Innenstadt mit einem großen neuen Edeka-Markt hilft, weitere Kundenströme anzuziehen, oder ob es der Fußgängerzone eher noch Kunden wegnimmt.

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Zumindest ein Anbieter im Geschäftsbesatz der Innenstadt dürfte sich aber darauf freuen „aus“ der Fußgängerzone zu verschwinden: Die Deutsche Bank sollte nach ursprünglichen Planungen schon 2021 aus der Containeranlage auf der Tunnelplatte in das frisch umgebaute historische Postamt wechseln. Im neuen Jahr sollte es wohl etwas werden.

Die große Unbekannte: Kultur

Was das Veranstaltungswesen bringen wird, ist gleichlautend mit der Frage nach der Entwicklung der Corona-Pandemie zu beantworten: Man weiß es nicht. Aktuell ist Unna im De-Facto-Lockdown. Zwar sind Veranstaltungen grundsätzlich nicht undenkbar, aber die scharfen Regeln machen sie kaum durchführbar oder unrentabel. So wurde die für den 28. Januar angekündigte Neuauflage der beliebten Musical-Highlights in der Erich-Göpfert-Stadthalle bereits wieder abgesagt.

Etwas mehr Optimismus mag es nach dem ersten Corona-Weihnachtsmarkt für Außenveranstaltungen in der Innenstadt geben. Zumindest für den Westfalenmarkt führt das Stadtmarketing auf seiner Internetseite einen Termin (2. April), für Stadtfest und eine Neuauflage der Festa Italiana aber (noch) nicht.

Was wird aus dem ersten Teich?

Vom Kaffeesatz zum Bodensatz: Die Fragen, ob der neu gebaute Teich im Bornekamp jemals dicht werden wird, wie dies geschieht und wann, sind noch offen. Nach Bodenproben im vergangenen Jahr muss 2022 aber endlich eine Antwort bringen.

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