Nicht nur die Kinos leiden in der Corona-Krise. Auch Produzenten von TV-Serien und Kinofilmen machen sich große Sorgen. Sie sollen Unterstützung vom Land Nordrhein-Westfalen bekommen. © Anna Gemünd
Pandemie
Corona-Hilfe für Filmbranche: Mittel müssen schnell fließen
Die Kinos sind geschlossen, Drehs in gewohnter Manier kaum denkbar: Die Filmbranche leidet in der Corona-Krise. Das Land verspricht Millionenhilfen, von denen aber nicht jeder profitiert.
von Dirk Becker
Kreis Unna
, 22.11.2020 / Lesedauer: 4 minAls Thorsten Kramer am 17. Oktober seinen in Unna gedrehten Film „Warum? Es kann jeden treffen!“ im Kinorama vorstellte, da war die Welt schon längst nicht mehr gut für die Filmbranche. Der erste Lockdown hatte auch die Kinos getroffen, die sich davon bis heute nicht wieder voll erholt haben – und nun, im „Lockdown light“, wieder zu den Leidtragenden gehören.
Doch es sind nicht nur geschlossene Kinos, die der Branche zu schaffen machen. Große Blockbuster wurden verschoben, der neue „James Bond“ dreht Ehrenrunde um Ehrenrunde. Es fehlten und fehlen die ganz großen Zugpferde auf der Leinwand.
Thorsten Kramer, der mit seinem Film schon zahlreiche Preise gewonnen hat, wollte seinen Film trotzdem in der Stadt vorstellen, in der er entstanden ist – nicht zuletzt, weil ihm das Thema Mobbing so sehr am Herzen liegt. Die Premiere aber war auch so etwas wie ein Dankeschön an alle in der Kreisstadt, die das Projekt mit ermöglicht haben.
Ein Filmplakat auf einer Staffelei: Thorsten Kramer und seine Eltern Brigitte und Gerhard mussten bei der Premiere von „Warum? Es kann jeden treffen!“ große Kompromisse machen. © Udo Hennes
Dafür nahm Thorsten Kramer gemeinsam mit seinen Eltern auch in Kauf, dass die Premiere im minimalistischen Rahmen stattfinden musste – ohne roten Teppich, ohne Sektempfang und in einem halbleeren Kinosaal.
Solche halbleeren Kinosäle zeigen, wie sehr Corona die Branche trifft. Es lässt sich leicht erahnen, dass sich für Betreiber damit kein Geld verdienen lässt. Und nicht nur das: Für die Umsetzung von Hygienekonzepten haben sie auch noch viel investiert.
„Ich bedaure wirklich, dass die Kinos jetzt erneut schließen mussten“, sagt Thorsten Kramer. Natürlich wisse er um die Gefahr des Virus und dass Kontakte so weit wie möglich beschränkt werden müssten. „Aber auch Guido Rottstegge hat viel dafür getan, Kino überhaupt möglich zu machen.“
Effektive Lüftungsanlagen in den Kinosälen
Tatsächlich fühlt sich auch der Kinorama-Chef durch die erneute Schließung ungerecht behandelt. Es gibt nicht wenige Schließungs-Kritiker, die darauf verweisen, dass die Lüftung in Kinosälen wegen der fehlenden Fenster ohnehin schon hochwertig und effektiv sei. Die Gefahr einer Infektion sei wegen des ständigen Frischluftaustausches geringer als in anderen geschlossenen Räumen.
Doch in der Filmbranche geht es nicht nur um das Leinwand-Erlebnis. Auch der Dreh von Filmen ist kaum noch möglich mit Maskenpflicht und Abstandsregeln. Das Land Nordrhein-Westfalen will der Branche helfen und hat deshalb angekündigt, bis zu 21 Millionen Euro Corona-Hilfe zur Verfügung zu stellen. Sie Verweist darauf, dass NRW das Filmland Nummer 1 in Deutschland ist.
Wie genau die Mittel fließen sollen, ist noch nicht bekannt. Eines aber weiß Thorsten Kramer: „Die Gelder müssen möglichst schnell ankommen.“ Nicht nur die Filmunternehmen bräuchten Hilfe, sondern auch die vielen Menschen, die an Produktionen beteiligt sind – von Kameraleuten über Licht- und Tontechniker bis hin zu den Schauspielern.
Ein Bild von den Dreharbeiten für den Film von Thorsten Kramer. Solche Drehs sind in Corona-Zeiten fast unmöglich geworden. © Marcel Drawe
„Natürlich freue ich mich, wenn das Land bis zu 21 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Aber ich werde selbst kaum darum profitieren können. Thorsten Kramer führt das Unternehmen Sartorius-Film und wird von seinen Eltern dabei unterstützt.
„Wir sind aber noch ein recht junges Unternehmen und können Ausfälle kaum beziffern“, sagt der Filmemacher. „Warum? Es kann jeden treffen!“ war der erste große Film der Firma. „Geld verdient haben wir damit aber noch nicht.“
Eigentlich sollte der beeindruckende Anti-Mobbing-Film demnächst seinen Zug durch die Kinos antreten, doch angesichts der erneuten Einschränkungen durch die Corona-Krise plant Sartorius-Film um. „Wir werden ihn über die bekannten Streaming-Dienste vermarkten, uns zunächst darauf konzentrieren“, kündigt Thorsten Kramer an.
Die Kinobetreiber (hier ein Bild aus dem Kinorama in Unna) haben Hygienekonzepte entwickelt. Trotzdem mussten sie erneut schließen. © Anna Gemünd
Dass der Blick in einen Bildschirm das Erlebnis Kino nicht ersetzen kann, weiß Thorsten Kramer durchaus. Doch er will auch nicht mehr warten – schließlich vermittelt sein Film auch eine starke Botschaft.
Die Misere in der Filmbranche zeigt sich aber nicht nur bei den großen Projekten. „Wir könnten unser Geld auch mit Imagefilmen verdienen, doch auch solche Drehs sind aktuell undenkbar“, erklärt Thorsten Kramer.
Eine Chance für innovative und mutige Ideen
Trotz aller negativen Umstände glaubt er aber auch, dass die Corona-Pandemie Filmemacher dazu verleiten könnte, innovative und mutige Ideen zu entwickeln, die sich auch in einer Pandemie umsetzen lassen.
Auch deswegen hält Thorsten Kramer es für sinnvoll, die Mittel nicht nur für Versicherungen und ähnliches zur Verfügung zu stellen, sondern auch für die Anschaffung von neuem Equipment. Mit denen lassen sich die Ideen, die jetzt entwickelt werden, schließlich auch noch umsetzen, wenn die Corona-Pandemie gestoppt worden sein sollte.
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