
Dr. Matthias Pothmann, Chefarzt an der Klinik für Orthopädie am CKU, präsentiert den neuen „Kollegen“ in seinem Team. Der Roboter Mako wird künftig beim Einsatz von Knieprothesen eingesetzt und verspricht ein Ergebnis, das so perfekt ist wie möglich. © Claudia Pott
Immer mehr neue Kniegelenke: In Unna hilft bald ein Roboter bei OPs
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Viele Menschen leiden unter Arthrose und Knieproblemen. Manchmal hilft nur noch eine Operation. Und dabei legen im Unnaer Krankenhaus künftig nicht mehr nur Menschen Hand an.
„Bisher sind die Erfahrungen des Operateurs maßgeblich für das Ergebnis der OP verantwortlich“, erklärt Chefarzt Dr. Matthias Pothmann. Mit seinen Kollegen der Klinik für Orthopädie am CKU West setzt er über 800 Prothesen im Jahr ein – rund 35 Prozent davon sind künstliche Kniegelenke.
Beim Einsatz einer Knieprothese ist Präzision gefragt. Mit einer Säge wird Knochen abgetragen, der dann durch die Prothese ersetzt wird. Diese Präzision, die das Team durch seine jahrelangen Erfahrungen bereits verinnerlicht hat, wird nun noch perfektioniert. Und zwar durch einen neuen „Kollegen“, der die Operation dann „so perfekt wie möglich“ macht. Auch wenn der durchführende Mediziner vielleicht noch keine jahrelangen Erfahrungen gesammelt hat, hilft er, das OP-Ergebnis zu verbessern.
Der neue Kollege, der das ermöglicht, heißt „Mako“ und ist ein Roboter. Er besitzt einen Arm, an dem Werkzeuge befestigt werden, mit dem die Orthopäden dann sägen oder fräsen können. Durch eine vorherige erforderliche 3D-Computerthomographieplanung des Kniegelenks erkennt das Gerät später während der OP Schnittebenen und Grenzen millimetergenau.
Mithilfe von 70 Punkten, die am Patientenknie während der OP festgelegt und mit den circa zwei Wochen zuvor erhobenen Daten umgerechnet werden, weiß „Mako“ stets, wo genau sich die Säge gerade befindet. Zwei Computer, die mit ihm per Infrarot verbunden sind, zeigen den Medizinern in Echtzeit und 3D an, was gerade am Patienten passiert.
Wie Pothmann erklärt, weiß „Mako“ also genau, wo geschnitten werden muss und darf – und wo Grenzen liegen. „Er besitzt eine Abschaltmechanik. Bei Abweichungen schaltet er sofort ab. So werden Bänder und Nerven besser geschützt“, erklärt der Chefarzt. Auch kleinste Abweichungen unter einem Millimeter erkenne die Maschine. Wo nicht gesägt werden soll, wird also nicht gesägt.
Unterstützung, kein Ersatz: Roboter Mako arbeitet nicht autonom
Pothmann betont, dass die Maschine keinen erfahrenen Orthopäden ersetze. „Wenn ich den Arm nicht führe, macht er nichts. Mako ist nicht autonom.“ Der neue Kollege unterstützt die Mediziner also, ersetzt sie aber keinesfalls. Auch wenn sich das in Zukunft möglicherweise noch ändern wird, sei das den Patienten aktuell sehr wichtig, weiß der Mediziner. Die Maschine wird stets von einem echten Menschen bedient, der die OP auch ohne Mako durchführen könnte.
Wenn Mako am Werk ist, wird das Team bei einer OP durch eine weitere Kraft unterstützt. Denn bei jeder OP mit dem Roboter begleitet auch ein Techniker der Herstellerfirma eine Operation mit Mako, der stets auf einem Bildschirm verfolgt und kontrolliert, was Mako gerade tut.
Eine weitere Besonderheit der neuen Technik: Die Operation wird bereits vor dem richtigen Eingriff anhand eines 3D-Modells durchgeplant und durchgeführt. Somit stehen die exakten einzelnen Schritte schon vor dem ersten Schnitt fest.

Chefarzt Dr. Matthias Pothmann und Oberarzt Dr. Axel Küpper präsentieren den Roboter Mako. Das Gerät arbeitet nicht autonom, unterstützt die Mediziner aber mit modernster Technik. © Claudia Pott
Die Orthopäden am CKU werden Mako Anfang September das erste Mal einsetzen. Freilich wird vorher alles mit dem Patienten abgesprochen und der entscheidet dann, ob er den Einsatz mit Mako wünscht.
Generell sprechen die Orthopäden vor einer OP intensiv mit ihren Patienten – und im Idealfall lässt sich eine OP sogar verhindern, erklärt Dr. Pothmann. Eine häufige Ursache für eine Arthrose sei das Alter – etwas gegen das man freilich nichts tun kann. Eine starke Muskulatur könne einem Verschleiß jedoch entgegenwirken bzw. ihn kompensieren, weiß der Experte.
Eine andere Ursache, gegen die der Patient aber anarbeiten kann, sei Übergewicht. Auf das sprechen er und sein Team die Patienten im CKU direkt an. „Das machen nicht alle.“ Eine angepasste Ernährung und Sportübungen, die sich auch leicht in den Alltag integrieren lassen, könnten durch Gewichtsverlust eine Operation verhindern. „Wir raten den Patienten wirklich nur zu einer OP, wenn wir es auch unseren eigenen Verwandten empfehlen würden. Eine Operation, die nicht notwendig ist, ist immer die beste Lösung“, so der Mediziner.
Orthopäden glauben, dass die Technik sich durchsetzen wird
Und doch steigen die Zahlen der Knie-OPs an, nicht nur am CKU. Alleine deshalb, weil die Menschen immer älter werden. Immer häufiger könnten bei solchen Operationen künftig Roboterarme die Mediziner unterstützen.
Pothmann jedenfalls ist überzeugt, dass sich die Technik durchsetzen wird. Und das ist er bei weitem nicht immer. „Wir springen nicht auf jede noch nicht bewährte Innovation auf, sondern überlegen uns das vorher gut“, erklärt er. Die Ärzte des CKU seien vorab nach Bayern in eine Klinik gefahren, die die Technik schon einige Jahre einsetzt, um sich ein Bild davon zu verschaffen. Auch Zahlen und Daten wurden vor dieser besonderen Anschaffung analysiert. Nachdem die Entscheidung für Mako gefallen war, mussten alle Ärzte, die das Gerät bedienen werden, eine Zertifizierung erlangen. Es war also einiges an Vorlauf notwendig.
30 Kliniken in Deutschland arbeiten schon mit Mako
Mühe und Geld, die sich lohnen werden – da ist sich das CKU um die Geschäftsführer Thorsten Roy und Dr. Dietmar Herbold sicher. „Mit der Investition in die neue Technologie investieren wir in eine weitere Verbesserung der Versorgungsqualität und Zufriedenheit der Patienten“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des CKU und Geschäftsführer des Katholischen Hospitalverbundes Hellweg, Christian Larisch.
Das CKU sei das erste Krankenhaus im mittleren Westfalen und im Ruhrgebiet, das die neue Technik einsetzen werde, so Pothmann. Es sei aufgrund der Erfahrung Wunschklinik des amerikanischen Mako-Herstellers gewesen. In Deutschland arbeiteten aktuell 30 Kliniken mit dem künstlichen OP-Helfer Mako, weltweit wurden damit etwa 850.000 OPs durchgeführt.
Und es werden immer mehr werden, ist Pothmann überzeugt. Besonders in Kliniken, in denen nicht so häufig Prothesen eingesetzt werden, würden die Ergebnisse mit Makos Hilfe deutlich besser werden. Dazu zählt die Orthopädie-Klinik am CKU, das als Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung zertifiziert ist, zwar nicht, aber das Team möchte dennoch von den Vorteilen, die Mako mit sich bringt, profitieren. Aber natürlich nur, wenn die OP nicht durch sinnvolle andere Maßnahmen verhindert werden kann.