
Wie groß das Interesse an einem Aldi-Markt in Unna sein kann, zeigt hier beispielhaft ein Foto vom Morgen der Neueröffnung an der Kamener Straße. Doch auch Aldi beweist Geduld auf der Standortsuche. In Massen ist das Unternehmen jetzt einen großen Schritt nach vorn gekommen. © Michael Neumann
Standortsuche seit vielen Jahren: Aldis langer Weg nach Massen
Handel
Wann kommt Aldi nach Massen? Diese Frage ist nicht nur schwer zu beantworten, sondern auch brisant. Der Discounter selbst dürfte Geduld mitbringen. Auf der Suche nach einem Standort ist er seit Jahren.
Wer nach der Nachricht vom Verkauf des Edeka-Gebäudes in Massen auf eine baldige Ablösung durch Aldi wartet, dürfte enttäuscht werden. Denn nachdem schon Edeka-Marktleiter Ralf Schmitt auf seinen noch laufenden Mietvertrag verwiesen hatte, lässt nun auch Aldi selbst keine zu hohen Erwartungen aufkommen.
Das Unternehmen bestätigt nun auch offiziell, dass es auf der Standortsuche in Massen schlussendlich fündig geworden ist. „Als Grundversorger möchte Aldi Nord nah an seinen Kundinnen und Kunden sein“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage unserer Redaktion. Und: „Wir können bestätigen, dass der Kaufvertrag über ein Grundstück in Unna-Massen, Kleistraße 18-20, abgeschlossen wurde. Geplant ist hier die Ansiedlung eines modernen Aldi-Marktes.“
Allerdings schränkt Aldi auch ein: „Weitere Informationen können wir Ihnen derzeit nicht geben.“ Wann also der neue Discounter im Westen der Stadt kommen wird, bleibt offen. Das überrascht nicht, denn letztlich hat Aldi die Angelegenheit bestenfalls lose in der Hand.
Der heutige Immobiliennutzer Edeka verweist auf einen recht alten Mietvertrag, der noch aus Co-Op-Zeiten stamme und dann übernommen wurde. Seine Verlängerungsoption würde Edeka auch über das aktuelle Ablaufdatum Ende 2023 einen sicheren Verbleib an der Kleistraße ermöglichen, wenn bis dahin nicht gelingt, einen Neubau an der Massener Bahnhofstraße fertigzustellen. Wenn es nicht zu einem Vertragsstreit kommen soll, wäre es vermutlich im Sinne aller Beteiligten, wenn das Supermarktprojekt in Niedermassen nun zügig anläuft.
Ein Stückweit blockiert sich die Aldi-Ansiedlung auch selbst
An dieser Stelle aber mag gerade der Verkauf des Edeka-Gebäudes an der Kleistraße ein Problem schaffen: Voreigentümer Robert Löer schafft mit dem Verkauf an Aldi eine Situation, die das zunächst geplante Duo aus Edeka und Lidl an der Massener Bahnhofstraße verhindert. Das ist ärgerlich für Löers Projektnachfolger Ten Brinke. Aber in gewisser Weise könnte die Aldi-Ansiedlung sich nun auch selbst behindern. Denn Ten Brinke muss nun erst einmal außerhalb der Lebensmittelbranche Ersatz suchen, damit der Neubau im Ganzen rentabel wird.
Der Discount-Riese wird es verkraften können. Allein Aldis Nord-Gruppe betreibt rund 2.200 Läden. Und die Suche in Massen läuft seit Jahrzehnten. Unna im Allgemeinen scheint für Aldi ein Ort zu sein, an dem die Standortsuche schwierig ist. Grundsätzlich sind die geeigneten Flächen dort rar, und oftmals war Aldi „zweiter Sieger“ hinter dem großen Rivalen Lidl. Gerade Massen aber ist für Aldi ein regelrechtes „Sehnsuchtsland“.
Experte sah Aldi eher am Hellweg
Wie zäh die Standortsuche bislang war, beschrieb zum Beispiel im Jahr 2008 der Kölner Handelsexperte Jörg Lehnerdt. Sein „Einzelhandelsstandort- und Zentrenkonzept“ diente der Stadt über Jahre als verbindliche Richtlinie für Handelsansiedlungen. Zur Situation in Massen schrieb er unter anderem: „Ein wünschenswerter Discounter muss – auch vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus der in den letzten Jahren geführten Diskussion um einen Aldi-Standort – innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches liegen“, also nah am Massener Hellweg, bestenfalls direkt neben dem Rewe-Markt der Familie Engel.
Allerdings übersah Lehnerdt das nicht vorhandene Verkaufsinteresse des Grundeigentümers, auf dem sich der Massener Aldi demnach gut gemacht hätte. Dem Vernehmen nach soll dieser Aldi sogar ausdrücklich aufgefordert haben, dieses Thema nicht weiter in der Öffentlichkeit zu verbreiten – was der Discounter allerdings auch gar nicht getan hatte. Es war wohl eher der Gutachter selbst, der an dieser Stelle etwas übersehen hatte.
Zwischendebatte: Aldi auf dem Freibadgelände
2012 schien der Abriss des Freizeitbades – so traurig er auch für die Massener war – eine echte Chance für Aldi zu bringen, wurde doch mit einem Mal eine riesige Fläche frei, die für ruhigere Nutzungen – Stichwort Einflugschneise – nicht infrage gekommen wäre. Allerdings hatte eben das bereits erwähnte Lehnerdt-Gutachten von einem Discounter im Umfeld des Edeka-Marktes Kleistraße abgeraten, weil die Zugkraft dieses Standortes dann den Handel am Massener Hellweg gefährden würde. Außerdem galt die Verkehrsanbindung laut Stadt Unna als schwierig, was nach Jahren des Freibadbetriebes durchaus mit Verwunderung aufgenommen wurde.

So hätte das Duo aus Aldi und Edeka an der Massener Bahnhofstraße aussehen sollen. Dann allerdings tauschte Entwickler Robert Löer Aldi mit Lidl aus. Und inzwischen ist er selbst ausgetauscht worden. © Löer Immobilien
Unglücklich gescheitert an der Bahnhofstraße
Ende 2019 schien endlich Massens Stunde gekommen zu sein. Im Zuge der Diskussion um ein Einkaufszentrum an der Massener Bahnhofstraße sickerte durch, dass die Nutzer wohl Edeka und Aldi heißen würden. Später legte Entwickler Robert Löer sogar eine Visualisierung vor, auf der die Gebäude die Logos der beiden Supermarktketten trugen. Anfang 2020 allerdings schickte Löer der Redaktion für die weitere Verwendung ein „Update“: Aldi war nun durch Lidl ersetzt.
Hintergrund: Aldi wäre mit einem neuen Standort nach Massen gekommen, Lidl lediglich von der Hansastraße nach Massen gezogen. Mit etwas Wohlwollen ließ sich den Kritikern des Projektes nun erklären, dass das Supermarktangebot „in und um“ Massen doch gar nicht zunehme. Aldi schien auf der Ziellinie aus dem Rennen genommen worden zu sein. Nun allerdings zeigt es an der Kleistraße seine Ausdauerleistung.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
