Axel Schmeing wurde laut eigener Aussage vom Co-Trainer des TuS Sinsen ins Ohr gekniffen. © Janisch
Was für eine wilde Partie: Der Lüner SV gibt eine 3:1-Führung gegen den TuS Sinsen aus der Hand. Im Spiel kommt es zu einer Roten Karte, ein Elfmeter wird verschossen – und LSV-Coach Schmeing gekniffen.
Ein enttäuschendes Ergebnis für den Lüner SV, ein überraschender Punkt für den TuS Sinsen: Dem Dritten der Fußball-Westfalenliga reichte auch eine 3:1-Halbzeitführung nicht, weil die Gäste nach dem Seitenwechsel über den Kampf in die Begegnung fanden und ausglichen. Abseits dessen bot die Partie allerdings reichlich Zündstoff.
Westfalenliga 1
Lüner SV – TuS Sinsen 3:3 (3:1)
Auf der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel wurde weniger über Sportliches gesprochen. Vielmehr im Mittelpunkt stand eine Rudelbildung aus der 60. Minute. Axel Schmeing, Trainer des Lüner SV, hatte sich auch eine gute Viertelstunde nach Abpfiff noch nicht so richtig beruhigt: „Der Co-Trainer der Gäste hat mich tatsächlich gekniffen. Das ist einfach nur schwach und schlecht.“
Und das war nicht alles: „Marcel Reichwein wird ins Gesicht geschlagen.“ Gesehen hatte das – so die Ausführungen Schmeings – der Linienrichter sogar, der Schiedsrichter sei seinem Assistenten aber nicht gefolgt: „Das ist natürlich richtig schlecht, wenn ich nicht auf meine Linienrichter höre.“
Auslöser der Rudelbildung war ein Foul von Marcel Reichwein, der mit beiden Beinen voran in seinen Sinser Gegenspieler rauschte. Dafür gab es Gelb, weil Reichwein deutlich erkennbar weggerutscht war.
Gesprächsstoff lieferte diese Szene zwar, spielentscheidend war sie allerdings nicht. Zu diesem Zeitpunkt führte der Favorit aus Lünen mit 3:1 und die Begegnung schien den erwarteten Gang zu nehmen. Im ersten Durchgang hatten Nico Berghorst und Sebastian Hahne die Gastgeber mit 2:0 in Führung gebracht und der LSV sich für einen ordentlichen Start in die Partie belohnt.
Sinsen machte aber keinerlei Anstalten, die Punkte kampflos herzuschenken, ganz im Gegenteil. Die Elf von Trainer Timo Koscholleck ließ sich nicht hängen und belohnte sich mit dem Anschluss: Semih Gülsoy netzte nach Vorarbeit von Nils Viefhaus (44.).
„Danach müssen wir etwas cleverer sein. Da merkte man, dass es eine junge, unerfahrene Truppe ist“, sagte Koscholleck über die eigene Mannschaft – denn die fing sich noch vor der Pause das dritte Gegentor: Nach einem überflüssigen Foul hob Reichwein den fälligen Freistoß sehenswert über die Mauer (45.).
Trotz der komfortablen Führung schaffte es der LSV aber nicht, Ruhe im eigenen Spiel zu bewahren. Nach dem Seitenwechsel ging die wilde Fahrt erst richtig los, weil Sinsen nicht aufsteckte und auf wie neben dem Platz viel Feuer drin war.
Nach der Rudelbildung gelang Sinsen zunächst der erneute Anschluss durch Justin Lubkoll (67.). Dann musste Reichwein angeschlagen runter, Schmeing hätte ihn aber wohl auch so ausgewechselt, die Gelb-Rote-Karte schien nur eine Frage der Zeit. „Durch die Verletzung hat er mir die Entscheidung abgenommen“, so Schmeing.
Kurz darauf verließ auch Dzanan Mujkic das Feld, allerdings wegen einer Roten Karte. „Ein glasklarer Platzverweis“, befand Schmeing, nachdem sein Spieler sich zu einem Nachtreten hinreißen ließ (75.). Auch das hatte der Schiedsrichter nicht gesehen, zückte hier aber auf Anraten seines Assistenten den roten Karton.
Auch in Unterzahl sah der LSV wie der sichere Sieger aus, weil es nach Foul an Berghorst Elfmeter gab. Zum bereits fünften Mal in elf Spielen scheiterte ein Lüner jedoch vom Punkt: Milan Sekulic feuerte die Kugel über den Kasten (80.).
Das gab Sinsen noch einen Schub und nur zwei Minuten später jubelten die Gäste. Der LSV klärte einen Freistoß nur unzureichend, Linus Waldner bedankte sich und versenkte den Ball aus 16 Metern überlegt im Eck (82.). Im Anschluss hatten Sekulic und Berghorst noch letzte Chancen, es blieb aber beim 3:3.
„Es war unsere deutlich schlechteste Saisonleistung. Das müssen wir uns selber ankreiden, wir haben in keiner Phase das umgesetzt, was wir in der letzten Woche gut gemacht haben“, bilanzierte Schmeing unzufrieden.
Auf der anderen Seite konnte sich Koscholleck über den Punktgewinn freuen: „Die Jungs haben es nach dem 0:2 gut gemacht, richtig geackert. Dass in so einem Spiel die Emotionen hochkochen, ist ja auch klar.“
LSV: Alisic – Hildebrandt (71. Rosowski/90. Berger), Delija, Drees (90. Aydin), Reichwein (71. Mertens), Sekulic, Hahne, Mattes, Kurtulus, Berghorst, Mujkic
TuS: Richert – Zuk (85. Noack), Grzelka, Nabrotzki, Waldner, Karthaus, Gülsoy (86. Kranz), Orkas, Viefhaus (80. Delowetz), J. Lubkoll, G. Lubkoll
Tore: 1:0 Berghorst (17.), 2:0 Hahne (23.), 2:1 Gülsoy (44.), 3:1 Reichwein (45.), 3:2 J. Lubkoll (67.), 3:3 Waldner (82.)
Bes. Vorkommnisse: Sekulic schießt Elfmeter über das Tor (80.)
Rote Karte: Mujkic (75./Nachtreten)
Seit 2019 als freier Mitarbeiter für Lensing Media im Einsatz. Hat ein Faible für sämtliche Ballsportarten und interessiert sich für die Menschen, die den Sport betreiben - von der Champions League bis zur Kreisliga.