Das Westfalenliga-Spiel zwischen dem Lüner SV und dem TuS 05 Sinsen am vergangenen Sonntag bot Stoff für reichlich Geschichten. Sechs Tore fielen, es gab keinen Sieger, dafür einen Platzverweis gegen Lünens Dzanan Mujkic sowie den mittlerweile fünften verschossenen Strafstoß – diesmal jagte Milan Sekulic die Kugel über den Kasten.
Den wohl größten Zündstoff barg allerdings die 60. Spielminute. Mittendrin: Marcel Reichwein. Der LSV-Routinier sorgte mit einem heftigen Einsteigen dafür, dass die gesamte Sinsener Bank aufsprang und den Platzverweis forderte. „Es sieht natürlich böse aus. Ich laufe den Gegenspieler an, rutsche vor ihm weg und gehe deshalb frontal in ihn rein“, schildert der 36-Jährige die Szene selbst.
Auch das LSV-Trainerteam und die Ersatzspieler hielt es nicht auf den Sitzen – fast alle Spieler und Verantwortliche beteiligten sich an der Rudelbildung, die nach dem Foul von Reichwein entstand. Am Ende zückte der Schiedsrichter Gelb gegen Reichwein – zur großen Überraschung der Lüner blieb es dabei.
Lüner SV fordert Rote Karte
Dass es bei einer Verwarnung gegen Reichwein blieb, war gerechtfertigt. Dass der LSV-Spieler vor seinem Foul ausrutschte, war klar erkennbar. „Das hat die gegnerische Bank dann auch eingesehen und akzeptiert“, berichtete Reichwein. Weniger Verständnis hatte er für das Ausbleiben einer Roten Karte gegen Sinsen: „In der Rudelbildung schlägt mir einer von Sinsen mit der flachen Hand ins Gesicht.“
Der Linienrichter habe das auch entsprechend registriert, beschrieb LSV-Coach Axel Schmeing nach dem Spiel, der Schiedsrichter allerdings verzichtete auf den Platzverweis. „Das verstehe ich dann nicht. Es ist eine Tätlichkeit und damit eine klare Rote Karte“, zeigte sich Reichwein ratlos – insbesondere deshalb, weil der Unparteiische wenig später Mujkic des Feldes verwies, nachdem sein Linienrichter ihn auf das Nachtreten aufmerksam gemacht hatte.
Sinsens Trainer Timo Koscholleck räumte ein, dass es hoch her ging. „In der Rudelbildung wurde kräftig geschubst. Dass Marcel Reichwein da am Kopf getroffen wurde, will ich nicht ausschließen.“ Einen gezielten Schlag habe es aus seiner Sicht aber nicht gegeben. Kurioserweise bekam Sinsens Abwehrmann Noah Karthaus die Gelbe Karte vor die Nase gehalten – dabei hatte sich bei der beschriebenen Rudelbildung vor allem Mittelfeldmann Alex Zuk ins Zeug gelegt.
Lüner SV mit vielen Fehlern
Unabhängig davon war Reichwein mit dem Sonntagnachmittag reichlich unzufrieden: „Der Frust saß nach dem Spiel tief. Gegen einen schlechten Gegner haben wir es leider auch schlecht gemacht. Trotzdem führen wir mit 3:1 zur Pause, das müssen wir über die Runden bringen.“ Nach dem Seitenwechsel leistete sich der LSV einfach zu viele Fehler, während Sinsen sich den Punkt buchstäblich erarbeitete – sonderlich viel Fußball wurde nämlich nicht mehr gespielt.
„Die Gegentore dürfen so nicht fallen“, ärgerte sich Reichwein. Dass Milan Sekulic mit einem verschossenen Elfmeter auch noch das zwischenzeitliche 4:2 vergab, passte ins Bild. „Kein Vorwurf an Milan. Er hat sich sicher gefühlt und sich den Ball geschnappt“, so Reichwein.
Wadenverletzung bei Reichwein
Zu dem Zeitpunkt stand Marcel Reichwein nicht mehr auf dem Platz. Wenige Minuten nach der Rudelbildung nahm Schmeing seinen Offensivmann runter, der erstens einer Gelb-Roten Karte nahe war, zweitens mit Wadenproblemen kämpfte. „Im Spiel gegen Rödinghausen habe ich einen Schlag abbekommen. Seitdem macht es immer mal wieder Schwierigkeiten.“ Auch gegen Sinsen: „Ich habe noch mal einen draufbekommen und irgendwann hat die Wade bei jeder Aktion gekrampft. Das hat dann wenig Sinn ergeben.“ An eine Pause denkt Reichwein aber nicht: „Ich gehe davon aus, dass ich Sonntag wieder spielen werde.“
BV Brambauer rutscht nach Klatsche ins graue Mittelfeld
Rote Karte und zwei späte Gegentore – Lüner SV II fehlen zehn Minuten zum Sieg
Strafstoß-Tor leitet Sieg ein: VfB Lünen feiert überzeugenden Auswärtssieg in Hörde