Andreas Nozar, Wirt vom Stilvoll im Rathaus, ist doppelt geimpft seit Juli, zog sich trotzdem Ende Oktober eine Covid-19-Infektion zu.

© (A) Jörg Heckenkamp

Harter Coronaherbst, Pandemieleugner, hohe Inzidenzen: Das Coronajahr Werne (Teil 3)

dzCoronavirus in Werne

So unbeschwert der Sommer in Werne war, so schnell hat die harte Realität der Pandemie die Werner im Herbst wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Bis auf die skandierenden Coronaleugner.

Werne

, 31.12.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eigentlich, so die Hoffnung, sollten die Impfungen gegen das Coronavirus die Antwort auf die Pandemie sein, die dadurch, so die Hoffnung vieler, ein schnelles Ende finden würde. Dem war und ist aber nicht so. Als mehr und mehr Personengruppen ihre Impfungen erhalten haben, treten immer wieder Geschichten über die ans Licht, die sich nicht impfen lassen wollen. Die Gründe dafür sind verschieden.

Beim Palliativdienst von Constanze Spellerberg etwa gab es Mitte September einige Mitarbeiter, die eine Impfung strikt ablehnten - zu groß die Angst vor Nebenwirkungen oder angeblicher Unfruchtbarkeit, etwas, das unter anderem durch die Kinderärztin Jasmin Lidgett als faktisch unmöglich erklärt wurde. Blieb in vielen Einrichtungen nur eine Möglichkeit: das tägliche Testen auf das Coronavirus. Derweil wurden die ersten geimpften Gruppen im September bereits geboostert. Darunter waren die Hochbetagten in Senioreneinrichtungen, die Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen und dem St.-Christophorus-Krankenhaus.

Lange Schlangen vor den Teststellen zu Sim-Jü in Werne

Derweil dreht sich die große Frage um Sim-Jü: Maskenpflicht ja oder nein? Es blieb bei dem Nein, die Mengen, die sich ohne Abstand und ohne Maske über die Kirmes schoben, ließen den Besuch allerdings nicht so unbeschwert verlaufen wie in den Vorjahren. Allerdings galt die 3G-Regel, die stichprobenartig kontrolliert wurde. Und die Testpflicht haben viele Besucher ernst genommen, die Schlangen vor den Testzentren waren entsprechend lang.

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Doch mit dem Oktober stiegen dann auch die Coronafälle wieder an. 17 waren es alleine zum 15. Oktober in Werne. Trotzdem entschied sich die Politik, die kostenlosen Schnelltests zeitgleich auslaufen zu lassen. Für den Abstrich-Drive-In am McDonalds war damit das Ende besiegelt, ebenso für das städtische Testzentrum am Solebad. Andere schränkten ihre Angebote und Öffnungszeiten ein. Die Coronaträgheit und das politische Wirrwarr der zurückliegenden Monate war spürbar, auch in der Werner Gastronomie: Kellner, die Masken auf „Halbmast“ trugen, flüchtige Blicke auf Impfnachweise und Personalausweise. Und in den sozialen Medien fühlten sich die Coronaleugner wieder so wohl, dass der althergebrachte Grippe-Corona-Vergleich wieder Einzug hielt.
Was für die Sim-Jü noch ging, war dann trotz langem Hoffen für den Werner Weihnachtsmarkt dann doch nicht mehr möglich: etwas mehr als eine Woche vor dem Termin wurde der Markt vom 10. bis 19. Dezember doch abgesagt. Die Coronalage spitzte sich derweil immer weiter zu, zum 22. November waren 24 Neuinfektionen gemeldet worden - wo viele hatte es zuletzt im April 2021 gegeben. Die Coronapatientenzahl im Werner Krankenhaus stieg sprunghaft an, Schulen und Kitas führen seit Wochen die Inzidenzen im Kreis Unna an. 5 Schulen und 2 Kitas waren am 11. November in Werne betroffen. Auch in einer Werner Arztpraxis fiel jeder zweite Abstrich positiv aus.

Werner Wirt erkrankt am Coronavirus gemeinsam mit seinem Sohn

Dass die Bedrohung immer noch da ist, machte nicht zuletzt die Geschichte von Andreas Nozar, Leiter des Stilvoll im Rathaus, deutlich, der sich trotz zweifacher Impfung mit dem Coronavirus infizierte. „Mein Sohn und ich hatten morgens gefrühstückt und ich dachte noch, was schmeckt das Brötchen pappig“, erzählte uns Nozar im Gespräch. Dem Wirt machte der vorübergehende Verlust seines Geschmacksinnes besonders Sorge.

Doch von derartigen Geschichten lassen sich auch die hartgesottensten Coronaleugner nicht überzeugen, sodass am 20. Dezember die erste Coronaleugner-Demonstration in Werne angekündigt war. Gut ist jedoch diese Nachricht: Der Abstrich-Drive-In am McDonalds ist wieder geöffnet und am Krankenhaus wurde eine ganz neue Teststation eröffnet.

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