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Lockdown, Testzentren und erste Impfungen: Das Coronajahr 2021 in Werne (Teil 1)
Corona-Pandemie in Werne
Das Jahr 2021 fing coronatechnisch im Lockdown an, das öffentliche Leben war zum Stillstand gekommen - mal wieder. Doch schon kurz darauf nahm der Kampf gegen das Coronavirus an Fahrt auf.
Mittlerweile ist es fast zwei Jahre her, dass der Alltag seinen gewohnten Lauf gegangen ist. Damals, als noch in niemandes Sprachgebrauch regelmäßig das Wort Pandemie vorkam. Nun geht das zweite Coronajahr zu Ende. Auch in Werne. Geendet hatte das Jahr 2020 und begonnen das Jahr 2021 mit einem harten Lockdown: Vor 12 Monaten, am 16. Dezember 2020, war die neue Coronaschutzverordnung in Kraft getreten.
Schulen wurden vorerst bis zum 10. Januar geschlossen, Gastronomien waren es damals bereits und blieben es weiterhin. Und auch der Einzelhandel, ausgenommen der mit Mitteln des täglichen Bedarfs, musste schließen. Was vor Weihnachten 2020 viele Werner Bürgerinnen und Bürger dazu veranlasste, die Türen der Friseure mit der Bitte um Notfallhaarschnitte einzurennen. Damals, als es noch keine Impfungen gab, durften sich nur 2 Haushalte mit maximal 5 Personen treffen. Damals noch war die goldene Regel, die Inzidenzen unter den Wert von 50 zu bekommen. „Wir haben in der Regierung geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden“, erklärte der damalige Vizekanzler Olaf Scholz.

Frisör Willi Kleinschnittger konnte sich vor Arbeit vor dem Lockdown Mitte Dezember 2020 kaum retten. © (A) Jörg Heckenkamp
Doch zum 8. Januar trat die neue Coronaschutzverordnung in Kraft: Treffen waren nur noch zwischen je einem Mitglied zweier Haushalte möglich. Die Inzidenz in Werne lang an diesem Tag bei 130,59. Die Schulschließungen werden bis zum 31. Januar verlängert, was die Schulen in Werne in einen holprigen Distanzunterrichtsstart geschubst hat. Server wie iServ und schoolfox waren überlastet, es fehlt an zahlreichen iPads und Computern für die Schülerinnen und Schüler. Deshalb wurden etwa an der Marga-Spiegel-Schule (MSS) Materialkisten gepackt, mit denen die Kinder zu Hause lernen konnten.
Am St.-Christophorus-Krankenhaus konnten ab dem 19. Januar zahlreiche Mitarbeiter ihre erste Coronaimpfung parallel zu den Senioren in Pflegeeinrichtungen bekommen. Damals gab es noch massive Lieferprobleme der Impfhersteller, die Impfung für die Allgemeinheit war damals noch in monatelanger Ferne. Viele Impftermine und angekündigte Impfungen gingen schief, was auch beim Pflegedienst Julia in Werne für Frust sorgte. Ein Bild von der ersten Impfaktion im Christophorus-Krankenhaus in Werne.
© (A) Ludger Risse
„Du weißt teilweise nicht, wie du den nächsten Monat überleben sollst“, sagte uns Horst Nußbaum vom Stadthotel im Kolpinghaus Ende Januar 2021. Der Februar setzte sich für die Gastronomie im Lockdown fort. Viele waren auf Lieferdienste umgestiegen, wie das Stilvoll im Rathaus. Doch Kunden holten ihre Bestellungen auch gerne selber ab wie bei der Konditorei Telgmann. Ende Februar 2021 kommt die britische, noch ansteckendere Coronavariante B.1.1.7, heute nur noch Alpha-Variante genannt, in Werne an. 196 Fälle waren es am Ende - auch weil die Variante noch vor dem Sommer durch Delta verdrängt wurde. Bis zum 22. Februar hatte die Pandemie bereits 49 Menschenleben in Werne gefordert.
Nur 4 Tage später stand plötzlich ein Wohnhaus am Holtkamp unter Quarantäne - 40 Personen, vor allem rumänische Mitarbeiter dreier Firmen - wurden daraufhin auf das Coronavirus getestet. Damals fiel in 13 Fällen das Ergebnis positiv aus. Ein Sicherheitsdienst bewachte das Haus im Auftrag der Stadt, damit keiner der Bewohner die Quarantäne brach.
Anfang März dann war der Aufschrei groß, als ein Mann aus einem Fenster des Wohnhauses floh. Doch wie sich später herausstellte, stand der gar nicht unter Quarantäne. Für die Bewohner des Mehrfamilienhauses wurde derweil die Quarantäne verlängert, wie Ordnungsdezernent Frank Gründken am 12. März mitteilte - auf damals unklare Dauer. 22 Bewohner waren zu diesem Zeitpunkt von der Quarantäne betroffen. Erst am 22. März - knapp einen Monat nach Ausbruch - wurde die Quarantäne aufgehoben.

Die Quarantäne-Maßnahme für das Hochhaus im Holtkamp war nach einem Monat beendet - sehr zur Freude der Bewohner. © (A) Andrea Wellerdiek
Anfang März dann gab es für die auf den Impfstart wartende Bevölkerung einen ersten Lichtblick: die ersten Testzentren machten in Werne ihre Türen - oder besser ihre Zeltplanen - auf. Der Abstrich-Drive-In am McDonalds ging in Betrieb, kurze Zeit später auch das städtische Schnelltestzentrum am Hagen. Nach einem verhaltenen Start führten alle Testzentren wöchentlich Tausende Testungen über Monate durch.
Irritationen gab es erst, da nicht klar war, wie oft man sich wöchentlich kostenlos testen lassen würde dürfen. Bis die Politik den Weg frei machte und durchgehend kostenlose Tests erlaubte. Auch in den Supermärkten gab es einzelne Schnelltests, wofür sich die Werner - und unsere Reporter - am frühen Samstagmorgen des 6. März bei Minusgraden die Beine in den Bauch standen.
Ab März dann wurden Jahrgang für Jahrgang Senioren angeschrieben, um sich einen Termin für eine der begehrten Coronaimpfungen zu sichern. Ende März, kurz vor der dritten Welle, lag die 7-Tages-Inzidenz in Werne bei rund 140. Die Lindertturnhalle wurde ab Mitte März für mehrere Wochenenden zum Impfzentrum, in dem Erzieherinnen und Erzieher aus Kindertageseinrichtungen sowie Grundschulpersonal geimpft wurde.
An den weiterführenden Schulen sorgte das teilweise für Unverständnis, wie der Schulleiter des St.-Christophorus-Gymnasiums Thorsten Schröer damals gegenüber unserer Redaktion erklärte: „Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass wir die Speerspitze von allem sind“, sagte er. Doch zwischen chaotischen Testlieferungen, keiner Aussicht auf Impfungen und Kontakt zu Hunderten Schülerinnen und Schülern täglich lagen die Nerven oft blank: „Man fühlt sich ein bisschen verloren“, sagte er damals.

Impfen in der Linderthalle - Im Frühjahr 2021 waren die Erziehungskräfte und Grundschulmitarbeiter dran. © (A) Viktoria Michelt
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
