Bülent Kara startet mit geschenkten Punkten als Trainer beim Lüner SV „Qualität ist nicht alles“

Bülent Kara startet mit geschenkten Punkten als Trainer beim Lüner SV
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Dieses Kunststück soll ihm erstmal jemand nachmachen. Bülent Kara stand noch nicht einmal als Trainer des Lüner SV an der Seitenlinie und ist trotzdem schon einen Tabellenplatz in der Westfalenliga 2 geklettert. Die drei geschenkten Punkte aus der Absage des FC Brünninghausen tun gut, sollen aber erst der Anfang sein.

Bülent Kara vor Auftakt beim Lüner SV

„Als das Spiel abgesagt wurde, war es schon eine Erleichterung für uns. Aber nicht unbedingt nur wegen der Punkte. Weil direkt danach durch Karneval nochmal frei war, hatten wir als Trainerteam jetzt richtig Zeit, dem Team unsere Ziele und Forderungen mitzugeben. Hätten wir direkt gegen Brünninghausen spielen müssen, wäre es schon schwer geworden. Was soll ich den Jungs in ein paar Tagen vorgeben?“, schaut Bülent Kara zurück.

Knapp zwei Wochen sind nun vergangenen, seitdem der 48-Jährige das Amt in Schwansbell von Hayrettin Celik übernommen hat. Neben einigen Trainingseinheiten standen vor allem Einzelgespräche auf dem Tagesplan. „Wir mussten schon viel aufarbeiten, die Mannschaft ist verunsichert. Aber das ist ganz normal, wenn du da unten drinstehst. Abstiegskampf ist für ein Team nie einfach“, so Kara.

Den Kampf um den Klassenerhalt kennt der neue Coach dabei durchaus aus seiner Zeit bei Türkspor Dortmund, dort übernahm Bülent Kara interimsmäßig für ein paar Wochen in der Regionalliga das Ruder.

„Ich kenne mich mit dem Abstiegskampf aus. Mit Schönspielen gewinnst du da nichts. Man muss die Jungs motivieren. Sie daran erinnern, was sie können. Qualität ist in so einer Situation nicht alles“, gibt der Lüner Trainer die Marschroute vor.

Dario Biancardi dribbelt im Zweikampf.
Dario Biancardi (r.) ist einer von den hochkarätigen Neuzugängen beim Lüner SV. © Günther Goldstein

Sechs Punkte Rückstand hat der LSV aktuell auf das rettende Ufer, auf dem sich der TuS Erndtebrück befindet. Dazu hat Lünen das schwächere Torverhältnis. „Ich will, dass die Jungs an unsere Chance glauben. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und immer weitermachen. Selbst, wenn es vielleicht nochmal einen Rückschlag geben sollte“, so Bülent Kara. „Wer nicht daran glaubt, hat sowieso schon verloren.“

Die ersten Eindrücke beim neuen Klub seien durchweg positive gewesen, verrät der 48-Jährige. „Die Trainingsbeteiligung war wirklich super, alle haben mitgezogen.“ Auch der Spaß soll hier und da im Vordergrund gestanden haben, selbst wenn es kein besonderes „Karnevals-Training“ gab. „Das kommt dann vielleicht im nächsten Jahr“, sagt Kara lachend. „Aber ich baue immer wieder ein paar lustige Bausteine in mein Training ein. Es ist in so einer Situation sehr wichtig, den Spaß am Fußball wiederzufinden.“

Abstiegskampf in der Westfalenliga 2

Gute Laune kommt dann aber vor allem durch gute Ergebnisse zurück nach Schwansbell. Doch dafür müssen in den nächsten Wochen echte Westfalenliga-Schwergewichte aus dem Weg geräumt werden. Am Sonntag (9. März) geht es erst zum SV Wacker Obercastrop, wo Weltmeister Kevin Großkreutz Kapitän ist, und eine Woche später zum Tabellenführer TSG Sprockhövel.

„Obercastrop ist eine der stärken Mannschaften der Liga, aber wir müssen trotzdem daran glauben, dass wir das Spiel gewinnen können. In der letzten Woche hat Disteln zum Beispiel Sprockhövel geschlagen. Das habe ich den Jungs direkt gezeigt. In dieser Liga kann Jeder jeden schlagen“, weiß Bülent Kara.

Auswärtsspiel beim SV Wacker Obercastrop

Potenzial hat sein Team spätestens nach den hochklassigen Winter-Neuzugängen sicher, auf dem Platz zeigte sich das aber gegen Vestia Disteln und BW Alstedde kaum. „Qualität ist die eine Sache, aber dadurch funktioniert trotzdem nicht direkt alles. Die Jungs müssen bereit sein, Drecksarbeit zu leisten. Es ist völlig egal, welcher Name da auf dem Spielbericht steht. Das interessiert im Abstiegskampf nicht.“

Mit einem Sieg in Obercastrop würde Lünen zweifellos ein dickes Ausrufezeichen im Westfalenliga-Keller setzen. Weil aber parallel mit Hohenlimburg und Sodingen die ärgste Konkurrenz im direkten Duell aufeinander trifft, könnte eine Niederlage doppelt weh tun.