Corona-Hilfen gibt es in vielfältiger Form. Familien haben 2020 schon einmal 300 Euro Kinderbonus pro Kind bekommen, in diesen Tagen gibt es nochmal 150 Euro. Aber: Nicht jeder braucht das Geld.
Die Spendenaktion von Caritas und Dekanat Unna richtet sich auch gegen das Gießkannenprinzip bei der Unterstützung von Familien. „Umfairteilen“ soll gezielte und konkrete Hilfsmaßnahmen möglich machen. © dpa
Es mag zunächst seltsam klingen: Eltern sollen das Extra-Kindergeld, den sogenannten Kinderbonus, den sie in diesen Tagen bekommen, gleich wieder abgeben – und zwar an die, die dieses Geld wirklich brauchen.
Die Idee, die das Dekanat Unna und der Caritasverband im Kreis Unna mit der Spendenaktion „Umfairteilen“ gemeinsam umsetzen, regt vor allem zum Nachdenken an. Warum sollen Familien Geld abgeben, das sie in der Corona-Krise als Unterstützung brauchen? „Weil sie nicht auf dieses Geld angewiesen sind“, sagt Ludger Büngener, Dekanat-Referent und einer der Initiatoren der Kampagne. Der Mann weiß, wovon er spricht. Er ist selbst Familienvater, seine Frau ist in Kurzarbeit. „Trotzdem bin ich auf dieses Extra-Kindergeld nicht angewiesen“, sagt Büngener.
Als der zweite Corona-Kinderbonus angekündigt wurde, unterhielt er sich mit anderen darüber. Aus dem kurzen Gedanken „Auf das Geld bin ich nicht wirklich angewiesen“ ist ein Spendenprojekt geworden. „Umfairteilen“ hat zum Ziel, dass die Familien, die den Bonus abgeben können, ihn an die weitergeben, die ihn wirklich brauchen.
Die 150 Euro werden an den Caritasverband gespendet. Dieser schafft davon Hardware für das Home-Schooling und Outdoor-Gemeinschaftsspiel an. Die Verteilung erfolgt dann über das im gesamten Kreis Unna tätige „Schwerter Netz“. Der Kinder- und Jugendhilfeträger kennt die Familien, die die Hilfe brauchen. „Und das sind nicht die, die Hartz IV bekommen, sondern die, die knapp über dem Sozialhilfesatz liegen“, sagt Büngener.
Das Logo zur Aktion "Umfairteilen" zeigt, worum es geht: Besser situierte Familien sollen anderen helfen, indem sie ihr Corona-Extra-Kindergeld spenden. © Caritasverband Kreis Unna
Er hofft, dass sich viele Familien dafür entscheiden, auf diese Art ihre Nächstenliebe zu zeigen. Und natürlich dürfen auch alle etwas spenden, die selbst gar keinen Kinderbonus bekommen, weil sie kinderlos sind oder ihr Nachwuchs schon erwachsen ist.
„Der Staat kann leider gar nicht zielgerichtet unterstützen. Kindergeld steht immer allen zu, auch reiche Familien bekommen es“, macht Büngener deutlich, dass es sich um ein staatliches Gießkannen-Prinzip handelt. Dem kann „Fairteilen“ etwas entgegen setzen. Und tatsächlich sind die ersten Gelder bereits eingegangen.
Ursprünglich als Osteraktion gedacht, erlebt die Spendenaktion nun rund um Pfingsten ihren Höhepunkt. Der Dekanat-Referent verweist auf die Pfingstpredigt des Petrus aus der Apostelgeschichte. Darin geht es auch um den Gedanken des Teilens.
„Ich würde mich freuen, wenn sich viele Menschen mit diesem Gedanken intensiver befassen“, sagt Büngener. Bis zum 1. Juni läuft die Spendenaktion „Fairteilen“ noch. Neben der Überweisung auf das Konto des Caritasverbandes (IBAN: DE58 4726 0307 0010 0802 00) steht unter www.caritas-unna.de auch ein Spendentool zur Verfügung, das Überweisungen per Paypal, Paydirect und Sepa ermöglicht. Spendenbescheinigungen können ausgestellt werden.