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Stürmischer Tag und friedvolle Waldeinsamkeit: Musikalische Landpartie in der Konzertaula
2. Sinfoniekonzert
Vogelstimmen, Kuckucksrufe und das Geplätscher des Baches. Die Neue Philharmonie Westfalen nimmt die Zuhörer auf eine wechselvolle Landpartie in die Natur. Beeindruckend!
Die „Landpartie“ der Neuen Philharmonie Westfalen im 2. Sinfoniekonzert am vergangenen Mittwoch war alles andere als ein beiläufig kurzer Sommertag-Ausflug ins Grüne. Dafür waren die Zutaten einfach zu variantenreich und das Ergebnis zu beeindruckend.
Akzentuierte Cello-Tremoli, blitzende Violinen, heftige Bläser
Die Corona-Pandemie beschränkt leider nicht nur die Besucherzahl, sondern auch die Besetzung des Orchesters auf der Bühne. Das erscheint zunächst etwas befremdlich, hat aber den Vorteil, dass der differenzierte Orchesterklang der Wirkung der einzelnen Instrumentengruppen sehr entgegenkommt.
Für Niels Wilhelm Gades „Ein Sommertag auf dem Lande“ sehr passend zu Beginn seiner weitgehend heiteren Suite. Dieser Tag wird bald stürmisch. Akzentuierte Cello-Tremoli, blitzende Violinen, heftige Bläser künden vom Gewitter, das einfache Waldhornklänge und gedämpfte Streicher in friedvolle „Waldeinsamkeit“ verwandeln. Die kurze schalkhafte Humoreske mit „bravem“ Schluss löst behaglicher Abendfriede nach des Tages Mühen ab. Der mündet bald in ausgelassene Stimmung und ein fröhliches Hin und Her.
Wundervolle Beschäftigung mit der Natur
Rautavaaras „Dances with the winds“ op. 69 ist ebenso eine wundervolle Beschäftigung mit der Natur, wobei der finnische Komponist in diesem Konzert für Flöte und Orchester gleich vier Flöteninstrumente vorstellt: Piccolo, große Flöte, Alt- und Bassflöte. Solist Pirmin Grehl spielt alle vier mit souveräner Virtuosität und vollendetem Klang, setzt seine Instrumente in teils deutlich dissonanten Kontrast zum manchmal schroffen Orchester, dessen Blechbläser Fanfarenklänge assoziieren. Archaisch schöne Klänge der Altflöte und die sanfte Bassflöte gegen die Flageolett-Tremoli der hohen Streicher sind nach dem teuflisch scharfen Intermezzo der Piccolo-Flöte besänftigende Botschaften des Friedens.
Vogelstimmen, Kuckucksrufe, Bach-Geplätscher
Der Höhepunkt des kontrastreichen Abends ist Beethovens 6. Sinfonie F-Dur op. 68 „Pastorale“. Mit ihren beschreibenden Satzbezeichnungen nimmt sie bereits die spätere Programmmusik vorweg. Tatsächlich lassen sich Vogelstimmen, Kuckucksrufe, das Geplätscher des Baches, das lustige Zusammensein der Landleute und der Sturm unschwer wiedererkennen. Wenn sie denn so plastisch gespielt werden wie von der Neuen Philharmonie! Wenn das hochdramatische Geschehen in erlöste, wohlklingende dankbare Freude umschlägt, haben alle Mitglieder des Orchesters unter Rasmus Baumanns „sprechendem“ Dirigat den Zuhörern eine wunderbare Landpartie geboten. Langer, stehender Applaus!