Handverlesene Solisten und ein Orchester, das sich durch große Spielfreunde auszeichnet. Wenn die Neue Philharmonie in die neue Spielzeit geht, gibt es neue Abo-Formen und erstmals Online-Tickets.
Wenn Sophie Pacini die Tasten anschlägt, dann geraten Zuhörer in Verzückung. Die 28-jährige deutsch-italienische Pianistin ist eine von zahlreichen Stars, die in der neuen Saison der Sinfonischen Reihe des Kreises Unna auftritt. Hochglanz-Klassik mit Star-Charakter: Die Neue Philharmonie Westfalen, durch hervorragende Leistungen fast immer mit Standing Ovations bedacht, hat virtuose Solisten für die neun Konzerte verpflichtet. Auftakt ist am Mittwoch, 9. September, 19.30 Uhr in der Konzertaula Kamen.
Generalmusikdirektor Rasmus Baumann startet mit seiner Neuen Philharmonie Westfalen im Herbst in die nächste Saison. Bis zum Sommer 2021 werden in der Kamener Konzertaula neun Konzerte stattfinden. © Pedro Malinowski
Landrat Michael Makiolla, der das Programm am Freitag zusammen mit Generalmusikdirektor Rasmus Baumann und Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke vorstellte, ist zuversichtlich, dass die Corona-Pandemie dann kein Thema mehr ist. „Ja, wir befinden uns in schwierigen Zeiten. Aber es ist wichtig, dass wir uns auch mit Musik beschäftigen und Optimismus verbreiten.“
Spielort für den Kreis Unna ist und bleibt die Konzertaula Kamen, Beginn der überwiegend mittwochs stattfindenden Konzerte ist um 19.30 Uhr. Ab 19 Uhr gibt es in der Regel eine Einführung in die Werke.
Einzelkarten können zur neuen Saison erstmals über eine neue Online-Ticket-Plattform erworben werden. Mit neuen Formen des Abonnements können neben dem Voll-Abo auch drei oder sechs Konzerte nach Wahl im Paket gebucht werden.
Doch zurück zu den Stars, von denen Baumann viele kennt, als sie noch keine Stars waren, aber schon Mengen begeisterten. Wie Sophie Pacini, auf die er vor 14 Jahren als Dirigent beim Fernsehkonzert „Klassikhits im ZDF“ traf, moderiert von Andrea Kiewel. „Unglaublich, was Pacini da schon spielte. Seitdem habe ich ihre Karriere verfolgt.“ Pacini spiele jetzt mit allen großen Orchestern und in großen Sälen.
Beim 4. Sinfoniekonzert am Mittwoch, 9. Dezember, greift sie nun in Kamen in die Tasten. Und spielt Beethovens fünftes Klavierkonzert. Pacinis Pate beim Klassikhit-Konzert war im Übrigen niemand anders als der chinesische Star-Pianist Lang Lang.
Weitere Künstler geben in Kamen ihre musikalische Visitenkarte ab: Wie die preisgekrönte Pianistin Claire Huangci, die beim 5. Sinfoniekonzert Chopins Konzert Nr. 1 spielen wird. Oder wie der als Ausnahmemusiker geltende Cellist Maximilian Hornung, der seinen Auftritt beim 7. Konzert-Termin am 10. März hat. Hinweise auf diese und weitere Konzerte in Unna und Holzwickede gibt es unter www.neue-philharmonie-westfalen.de. Es gibt zahlreiche Kinder- und Jugendkonzerte, Sonderkonzerte und Crossover-Konzerte.
Im Mittelpunkt der Konzerte steht freilich ein weiterer Star seiner Zeit: Ludwig van Beethoven. Im 250. Geburtstagsjahr des großen Komponisten sind seine Werke immer wieder zu hören, aber nicht inflationär, wie Rasmus Baumann betont. „Beethoven ist ein Teil unserer Bibel, aber wir wollen ihn nicht verheizen, indem wir alles auf einmal spielen“, sagt er. Deswegen soll der Komponist auch von anderen Seiten beleuchtet werden, mit Werken anderer Komponisten, die mit Beethoven in Beziehung stehen. Für Baumann ist derlei Programm-Komposition jahrelange Arbeit. „Die Ideen dazu trage ich lange in mir herum, das ist ein Prozess der Monate und Jahre dauert.“ Schon jetzt habe er skizzenhaft im Kopf, was in der Spielzeit 22/23 gespielt werden könnte.
Der als Ausnahmemusiker geltende Cellist Maximilian Hornung hat in Kamen seinen Auftritt beim 7. Konzert-Termin am 10. März kommenden Jahres. © NPW
Auch wenn zuletzt einige Konzerte wegen Corona abgesagt werden mussten und wegen der Kontaktsperre bis Ende August auch die großen Klassik-Open-Airs in Unna und Kamen nicht stattfinden, ist das Orchester von der Krise weitgehend verschont geblieben, wie Baumann sagt. „Wir erwirtschaften einen Teil unseres Budgets über Gastkonzerte und waren da sehr erfolgreich.“
Zudem konnten ausgefallene Termine zu 80 Prozent in eine hoffentlich coronafreie Zukunft verlegt werden. „Im Moment haben wir keinen großen finanziellen Nachteil“, teilte er mit.
Die Abozahlen in Kamen sinken zwar jährlich um durchschnittlich etwa 20. Dafür werden Einzelkarten besser verkauft. Im Schnitt besuchen etwa 500 Zuhörer ein Konzert. Den Negativtrend bei den Abos sollen die neuen Aboformen mit den T-Shirt-Größen „M“ (sechs Konzerte) und „S“ (drei Konzerte) und zudem der Online-Ticket-Verkauf stoppen. „Man kann sich die Termine dann aussuchen“, schildert Janke. Die Hoffnung, mit dem klangvollen Programm neues Publikum zu gewinnen, ist groß.
Dass man in Kamen durchaus Emotionen erleben kann, davon weiß Baumann zu berichten. „Ich bin stolz auf die Kamener. Sie verstehen, was wir machen, fast immer gibt es Standing Ovation, die Solisten werden minutenlang gefeiert, das ist toll!“
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.