Startschuss für Sanierung des Förderturms in Kamen Wahrzeichen verschwindet hinter Folie

Neuer Glanz fürs Wahrzeichen: Startschuss für die Förderturm-Sanierung
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Ganz verschwindet das eindrucksvolle Gebilde aus wuchtigem Stahl freilich nicht – es verbirgt sich lediglich hinter einer Folie, die in Kürze um den Förderturm in Kamen gewickelt wird. Mit den jetzt sichtbar werdenden Arbeiten fällt der Startschuss für die aufwendigen Arbeiten an dem Industriedenkmal, das zu neuem Glanz kommen soll. Unmittelbar bevor steht nun der Aufbau des Baugerüsts, das im Anschluss von einer Folie umspannt wird und „das Fördergerüst somit in Gänze einhaust“, informierte am Montag (19.8.) Anna Gerhard von der Dortmunder Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Geplant sei, die Arbeiten bis Mitte 2025 abzuschließen.

Anfang des Jahres war öffentlich geworden, dass Kamens Wahrzeichen den Besitzer wechseln wird. Nach Abschluss der Arbeiten soll das Stahlgerüst an die „Bünger Parksystem GmbH“, ein Investor aus Köln, übergeben werden. Der Förderturm über Schacht Grillo 1 ist 51 Meter hoch, wurde 1966 errichtet und 1981 stillgelegt. 2,63 Millionen Euro hat die Stiftung aus Mitteln der Städtebauförderung des Landes und des Bundes für die Sanierung des Fördergerüsts erhalten.

Der Förderturm im Technopark Kamen wird sich in den kommenden Monaten hinter einer Folie verbergen. Hinter dem Schutz laufen Sanierungsarbeiten.
Ein Haufen Pflastersteine als Vorbote für die Sanierung des rostroten Förderturms an der Lünener Straße in Kamen. © Marcel Drawe

Von oben nach unten: Farbe wird per Hand abgebeizt

Die Sanierung dürfte nicht nur für Beobachter und Industrieromantiker spannend werden, sondern auch für die Bausanierer selbst, wenn sie gleich mehrere Farbschichten vom Stahl abtragen müssen. Mit der sogenannten Entschichtung, so Gerhard, habe sich die Stiftung erstmals für ein „neues, umweltschonendes Verfahren“ entschieden. „Anders als bei früheren Sanierungsmaßnahmen, bei denen vor allem Sandstrahlung zum Einsatz kam.“

Nach einem ersten Abbeizen der oberen Farbschicht erhält das gesamte Gerüst einen weiteren Beizanstrich, durch den per Hand weitere Farbe abgeschabt werden kann. „Dabei gehen die Arbeiter von oben nach unten vor“, so Gerhard. Im Vergleich zur früheren Methode entstünden auf diese Weise weniger Altlasten durch Strahlgut, die ansonsten kostenintensiv entsorgt werden müssten. Sorgfältig und zügig, so Gerhard, sollen die Arbeitsschritte aufeinander folgen. „Ein gutes Timing ist hier vonnöten – genau wie das richtige Wetter. Bei Temperaturen unter 10 Grad sind viele Arbeiten nicht mehr möglich.“

Der Förderturm im Technopark Kamen wird sich in den kommenden Monaten hinter einer Folie verbergen. Hinter dem Schutz laufen Sanierungsarbeiten.
Der Förderturm im Technopark Kamen wird sich in den kommenden Monaten hinter einer Folie verbergen. Hinter dem Schutz laufen Sanierungsarbeiten. © Marcel Drawe

Defekte Teile sollen repariert, wenn nötig ausgetauscht werden

Erst zum Abschluss der Entschichtung, so Gerhard, werde das Metall kurz gestrahlt, um auch die letzten Farbreste aus den Poren zu entfernen. „Ist das Metall blank und sauber, wird die Konstruktion nach Schadstellen überprüft.“ Defekte Teile sollen repariert, wenn nötig ausgetauscht und nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden. Auch Tempo sei gefragt. Denn blanker Stahl setze schnell Flugrost an, den es zu vermeiden gelte.

Nach Abschluss der aufwendigen Vorarbeiten erfolgt der Anstrich – laut Gerhard ein Grundanstrich sowie zwei Deckanstriche. Und dann liefert der Förderturm vermutlich jenen Anblick, wie er ihn zuletzt 1966 bot.

Die Firma aus Köln, die den Förderturm von der Stiftung übernimmt, wird auf dem früheren Zechengelände auch die denkmalgeschützte Fördermaschinenhalle übernehmen, zudem investiert sie in eigene Objekte.

Geplant ist die Errichtung eines Muster-Parkhauses in Paternoster-Bauweise und eine Werkshalle, die den postmontanen Charme der früheren Maschinenhalle aufnimmt. Vereinbart ist, dass der Förderverein Monopol 2000 das Gelände für seine Veranstaltungen nutzen darf.