Es rumort in der Sportschule Kaiserau FLVW trennt sich von Verbandsdirektor

Es rumort im Sportcentrum Kaiserau: Verbandsdirektor muss gehen
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Paukenschlag beim zweitgrößten Landesverband des Deutschen Fußballbunds (DFB): Wilfried Busch (54) ist nicht länger Direktor des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen (FLVW). Nach acht Jahren gehen der Chef der Verbandszentrale in der Sportschule Kaiserau und das Präsidium um Manfred Schnieders (70) getrennte Wege.

Die Entscheidung wurde am Dienstag (29.4.) bei einer Belegschaftsversammlung im Sportcentrum Kaiserau in Kamen bekannt gegeben. Seit Tagen brodelte bereits die Gerüchteküche. Das Präsidium wolle Busch loswerden, sogar zum Sündenbock für vom Präsidium verantwortete Fehlentwicklungen machen, hieß es.

Zuerst ergriff FLVW-Präsident Manfred Schnieders vor versammelter Mannschaft das Wort, erläuterte die Situation und dankte Busch für die geleistete intensive Arbeit. In einer später verschicken Pressemitteilung wird Schnieders mit den Worten zitiert: „Wir waren unterschiedlicher Meinung, wie wir den Herausforderungen der kommenden Jahre begegnen wollen. Darum haben wir uns einvernehmlich dazu entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden.“

Wilfried Busch war 2017 als Geschäftsführer an die Verwaltungsspitze in Kaiserau gewechselt. Zuvor kümmerte er sich bei Bayer Leverkusen ums Marketing. In seiner Ära wurde der FLVW zu einem Dienstleistungsunternehmen für die angeschlossenen Vereine umgebaut, einhergehend mit einer verstärkten Team-Struktur in der Verwaltung mit Abteilungsleitern auf Augenhöhe.

Die Zentrale des Fußball- und Leichtathletikverbands an der Jakob-Koenen-Straße in Kamen-Kaiserau: Es rumort im Verband.
Die Zentrale des Fußball- und Leichtathletikverbands an der Jakob-Koenen-Straße in Kaiserau: Es rumort im Verband. © Stefan Milk

„Es waren spannende acht Jahre beim Verband. Höhepunkt war sicherlich die Organisation der Euro 2024 in unseren beiden Host-Citys Dortmund und Gelsenkirchen. Danke an dieser Stelle an alle Mitarbeitenden im Haupt- und Ehrenamt. Wir haben zusammen viel bewirkt“, sagte Busch laut der Verbandsmitteilung.

Die Initiative für die Trennung ging laut Verbandskreisen vom Präsidium aus. Gerungen wird um die künftige Ausrichtung des Verbands, bei der man sich uneinig war. Es geht auch um Einsparungen beim Personal, die für Unruhe sorgen. Es soll in der Belegschaft und im Verband so sehr rumoren, dass für den Vizepräsidenten-Posten für Vereine und Verbandsstruktur beim anstehenden Verbandstag am 14. Juni in der Stadthalle Kamen eine Gegenkandidatur angekündigt wurde.

Standing Ovations zum Abschied

Der Abgang von Busch ist dabei völlig anders gelagert als der seines Vorgängers. Dieser war 2016 infolge eines Sexskandals mit goldenem Handschlag verabschiedet worden. Das Präsidium um den damaligen Präsidenten Gundolf Walaschewski verschleierte zunächst die wahren Hintergründe und belastete dadurch das Verhältnis zur Belegschaft stark.

Als Busch 2017 kam, musste er das Team der 150 FLVW-Mitarbeiter wieder zusammenschweißen. Verabschiedet wurde der von seinen Mitarbeitern hochgeschätzte Direktor, der über einen unbefristeten Vertrag verfügte, nun mit Standing Ovations.

Im FLVW sind nach eigenen Angaben 2079 Fußball- und 539 Leichtathletik-Vereine organisiert (Stand: 2023). Zusammen kommen die westfälischen Clubs auf rund 1,1 Millionen Mitglieder. Mit Buschs Abgang übernimmt sein bisheriger Stellvertreter Thomas Berndsen die kommissarische Leitung der Verbandsgeschäftsstelle in Kamen.

Deren Sitz in Kaiserau ist auch bundesweit ein Begriff – als Trainingsquartier der deutschen Fußballnationalmannschaft. Zur Europameisterschaft 2024 war das albanische Nationalteam im dortigen Sporthotel zu Gast.

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