Nein, danke – ich trinke diesen Monat keinen Alkohol. Diesen Vorsatz dürften nach dem Jahresabschluss 2024 und den Feiertagen auch viele Menschen in Kamen kennen. In Großbritannien gibt es dazu seit 2013 eine Gesundheitskampagne, den sogenannten „Dry January“.
Dieser wurde von der britischen Organisation „Alcohol Change UK“ ins Leben gerufen und soll Menschen ermutigen, ab Neujahr für den gesamten Januar auf Alkohol zu verzichten. Dabei geht es nicht um dauerhaften Verzicht, sondern um eine bewusste Auszeit, die vereinzelt auch den Verzicht auf Fleisch und Süßigkeiten einschließt.
Dass es die Kamener im Januar etwas langsamer angehen lassen, ist auch Nicole Schulte aufgefallen. Die Geschäftsführerin des Weinhauses Schulte kennt den Begriff „Dry January“ und kann den Trend bestätigen: Die Nachfrage nach Wein habe in ihrem Geschäft im neuen Jahr spürbar abgenommen. „Viele achten im neuen Jahr auf ihren Konsum“, sagt sie.
Darin sieht die Händlerin aber auch eine Chance. „Wir merken auch, dass die Nachfrage nach alkoholfreiem Wein stark gestiegen ist“, sagt Schulte. Das liegt am „Dry January“, aber auch an der gestiegenen Qualität alkoholfreier Weine. „Es hat etwas gedauert, bis der alkoholfreie Wein genießbar war“, erklärt sie. Inzwischen hätten sich viele Winzer auf die erhöhte Nachfrage eingestellt.
Alkoholfreie Weine sind im Trend
Der „Dry January“ beschäftigt Nicole Schulte auch online. Seit einiger Zeit produziert sie zusammen mit Henry Dickgreber die „Wein Show“, ein Social-Media-Werbeformat, in dem die beiden gemeinsam Weine besprechen. In der Folge, die Ende Januar erscheinen soll, geht es ausschließlich um alkoholfreie Weine. „Wir merken ja, dass das mittlerweile ein Thema ist“, so Schulte.

Kümpers-Wirtin spürt keinen Effekt
Wer den „Dry January“-Trend hingegen nicht bestätigen kann, ist Sandra Herstell. Die neue Wirtin des Traditionsgasthauses „Kümpers bei Sandra“. Um die Gaststätte scheint die Kampagne einen Bogen zu machen. „Ich verkaufe genauso viel Bier wie vorher“, stellt die Wirtin fest.
Auch eine verstärkte Nachfrage nach alkoholfreien Getränken habe sie nicht bemerkt. „Höchstens bei Gästen, die ich kenne“, schränkt sie ein. Zudem scheint der Verzicht auf Fleisch und Süßigkeiten, wie er manchmal im Zusammenhang mit dem „Dry January“ beobachtet wird, in ihrem Gasthaus keine Rolle zu spielen. „Das entspricht nicht den Bestellungen im Januar“, sagt Herstell. Einen Grund zur Besorgnis sieht die Wirtin insgesamt also nicht.