Vor über zwei Monaten schloss Wirt Michael Wilde das „Kümpers“. Nun wird es wieder öffnen. Sandra Herstell, die neun Jahre hier als Angestellte arbeitete, wird am Freitag (8. November) erstmalig ihre Gäste als Chefin begrüßen.
„Im Laufe der Jahre ist das Kümpers zu meinem zweiten Zuhause geworden. Als Michael im August ankündigte, schließen zu müssen, war mein erster Gedanke: Nee, das muss weitergehen“, erzählt die engagierte Gastronomin. Oft genug hatte sie die Schichten in dem Lokal in Kamen geleitet, kannte alle Stammgäste und deren Vorlieben und Marotten. Dennoch machte sie sich den Entschluss nicht leicht, beriet sich mit Vertrauten und der Familie. Dann stand die Entscheidung; aus „Kümpers“ wird „Kümpers bei Sandra“.
Wie es sich in einem über 100 Jahre alten Traditionslokal gehört, bleibt vieles, was sich bewährt hat. Dazu gehören Gerichte wie das berühmte „Braumeisterschnitzel“ oder „Himmel und Äd“, also gebratene Blutwurst mit Kartoffelstampf und Apfelscheiben. Auch das beliebte „Krüstchen“ steht auf der Speisekarte, genau wie eine Auswahl von Salaten und Steakgerichten.
Küchenchef ist Sascha Zindel, der bereits seit sechs Jahren hier kocht und sich freut, dass es jetzt weitergeht: „Zukünftig werden wir hausgemachten Kartoffelsalat nach einem Spezialrezept zu Frikadellen oder Würsten anbieten. Natürlich werden wir auch weiterhin saisonale Angebote wie zum Beispiel Grünkohl oder im Frühjahr Spargel zubereiten.“

Fünfte Biersorte vom Fass
Alte Kamener kennen „Kümpers“ noch als „Altdeutsche Bier- und Weinstuben“. In wenigen Kamener Gaststätten gab es eine größere Auswahl an Fassbieren. Auch diese Tradition wird Sandra Herstell mit ihrem Team fortführen. „Bitburger, Benediktiner Hell, Guinness und Köstritzer Kellerbier zapfen wir immer, zusätzlich haben wir eine fünfte Sorte vom Fass, unser sogenanntes Gastbier. Das wird die ersten Wochen Pilsner Urquell sein“, verrät die Wirtin, die in den letzten Wochen viel Zuspruch von Stammgästen erfahren hat.
Denen ist sie ebenso dankbar, wie ihren früheren Kolleginnen und Kollegen, die nun ihre Mitarbeiter werden und all jenen, die sie beraten und unterstützt haben. Eine Einschränkung kündigt die neue Chefin für die Startphase an: „Leider werden wir es nicht schaffen, bis zur Eröffnung am Freitag das Kartenlesegerät in Betrieb zu nehmen. Die ersten Tage wird nur Barzahlung möglich sein.“

Vieles von dem, was Michael Wilde im „Kümpers“ etabliert hat, will die Gastronomin fortführen. Dazu gehören die regelmäßigen Whiskey Tastings und Veranstaltungen mit Livemusik. Den Anfang macht Lucas Rieger mit seiner Band „Rice Marganfield and Delta Blues“ bereits am Samstag (9. November) im Rahmen der Kamener Kneipennacht 2024.
Familie Kamps, Eigentümerin der Immobilie an der Bahnhofstraße, freut sich über die neue Pächterin. „Wir sind sehr froh, dass Sandra Herstell sich entschieden hat, das Lokal weiterzuführen, denn es liegt uns wirklich am Herzen. Sie ist diejenige, die einerseits die Stammgäste des Hauses gut kennt und andererseits in der Lage ist, aus ihrer Erfahrung auch neue Ideen zu entwickeln. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und die Neueröffnung dieser wirklich traditionsreichen Gaststätte“, sagt Tristan Kamps.

„Sir Helge“ im Ruhestand
„Einen alten Weggefährten werde ich allerdings in den Ruhestand schicken“, erzählt Sandra Herstell schmunzelnd. Dabei handelt es sich um „Sir Helge“, einen ausgestopften Wildschweinkopf von beachtlichem Ausmaß, der jahrzehntelang im Schankraum über dem Kamin hing. Vor einigen Jahren wurde er in den Flur verbannt. Dass er nun ganz aus dem Lokal verschwindet, werden die Stammgäste aushalten. Jedenfalls einfacher als sie es zwei Monate ohne „Kümpers“ aushielten.