
Dass das Coronavirus wieder stärker grassiert, bekommen Arztpraxen zur Zeit wieder besonders stark zu spüren (Symbolbild). © picture alliance/dpa
Corona-Herbstwelle in Kamen: „Bei Erkältungssymptomen zum Arzt!”
Coronavirus in Kamen
Der Anstieg der Covid-Infektionen zur Herbstzeit überrascht niemanden, war eben dies doch bereits in den vergangenen Jahren geschehen. Dennoch stehen die Ärzte unter Druck.
Vollgestopfte Wartezimmer sind zum Ende des Jahres hin nichts seltenes – doch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind Erkältungen und grippale Infekte nicht mehr der primäre Auslöser dafür. Dass Covid immer noch umgeht, bemerken vor allem die Arztpraxen.
Auch vor dem Kreis Unna macht das Corona-Virus keinen Halt. Kamen verzeichnet eine Gesamtzahl von 15.165 mit Corona infizierten Menschen, Bergkamen sogar 19.322 seit Beginn der Pandemie (Stand: 21. Oktober). Dabei nimmt der Andrang auf die Arztpraxen zu – entweder zum Testen, für eine Behandlung oder für die Impfung, für die die Nachfrage steigt – was kaum verwunderlich ist.
Aber es mehrt sich nicht nur die Anzahl an Patienten: Auch die Wartezeiten in den Praxen werden immer länger. „Aktuell bereiten uns krankheitsbedingte Personalausfälle Sorge”, berichtet Dr. Thomas Heine, Facharzt für Innere Medizin in Kamen. Dass gerade jetzt noch mehr erkrankte Menschen kommen, sorge für eine angespannte Lage.
Ohne Unterlass Covid-Erkrankte
So wie Dr. Heine geht es vielen Ärzten. Der Allgemeinmediziner Dr. Volker Rump ist ebenfalls stark gefragt, wie er berichtet: „Seit dem Beginn der Pandemie haben wir ohne Unterlass an Covid erkrankte Patienten.” Die Zahl habe sich im Sommer recht klein gehalten, nähme jetzt aber wieder zu.
Doch zum Glück, wie er befindet, musste während des letzten halben Jahres zumindest niemand aufgrund von Corona in Krankenhaus eingeliefert werden. In den letzten Wochen änderte sich dies: Drei seiner vorerkrankten Patienten mussten wegen einer Covid-Infektion in stationäre Behandlung, allerdings keiner auf der Intensivstation.
Trotz der aktuellen Lage findet Heine: „Von einer Überbelastung soll man nicht sprechen.” Dazu trägt bei, dass schwere Verläufe einer Corona-Infektion eher selten vorkommen; die Krankheitsdauer sei jedoch länger als bei „banalen Infekten”.
Diese sind, wie in jedem Jahr zum Einbruch des Herbstes, auf dem Vormarsch. Rump erklärt, dass auch saisonale Erkältungskrankheiten einen Schnelltest auslösen können. So hatte er schon oft Patienten, die im Schnelltest positiv, bei der Nachprüfung mit einem PCR-Test dann jedoch negativ waren.
Da der umgekehrte Fall jedoch auch eintreffen kann, empfiehlt er grundsätzlich allen Patienten mit Erkältungssymptomen, einen PCR-Test in Erwägung zu ziehen. Und das zu Beginn der Krankheit. Die Notwendigkeit dafür bestimmt jedoch jeder Mediziner selbst, weshalb die Patienten Rücksprache mit ihrem Hausarzt halten sollen. Auch hierfür hat Rump eine Bitte: „Bei Erkältungssymptomen immer erst anrufen!”
Kommunikation vermehrt per Email
Heine bittet seine Patienten hingegen, vermehrt per Mail zu kommunizieren. So bleibt die Telefonverbindung für akute Fälle frei. Zudem sollten planbare Praxisbesuche auf den Nachmittag und vorzugsweise der zweiten Wochenhälfte verschoben werden, da der Anlauf gerade morgens zu Beginn der Woche groß ist.
Geimpft wird in beiden Praxen in erster Linie mit dem angepassten BA5-Impfstoff. „Das erhöht die Trefferquote”, meint Rump. Viele seiner im Schnitt 70-jährigen Patienten seien generell impf-freudig, sodass einige in den kommenden Wochen bereits ihre fünfte Impfung erhalten werden.
Doch nicht jeder zeigt sich so einsichtig. Nicht nur gibt es durchaus Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, Heine berichtet auch von „Diskussionen mit Patienten über die FFP2-Maskenpflicht in Arztpraxen”. Dabei ist der Schutz durch das Tragen einer Maske – ebenso wie das Abstandhalten – die zuverlässigste Methode, um einer Infektion vorzubeugen, wie Rump seinerseits im Gespräch betonte.
Sollte jemand dennoch erkranken, so soll er oder sie schnellstmöglich den Hausarzt kontaktieren. So kann überprüft werden, ob es sich tatsächlich um eine Covid-Infektion handelt, und nötige Schritte ergriffen werden.
In Ostfriesland geboren, im Sauerland aufgewachsen, jetzt im Ruhrpott unterwegs. Schreibt gern über kleine Leute – nicht nur wegen der eigenen geringen Körpergröße.