Im November begann das Unternehmen Lekkerland in Kamen ein spannendes Experiment. In den Räumlichkeiten des ehemaligen Mini-Markts am Kamener Karree sollte einer der ersten Smart-Stores der Unternehmensgruppe eröffnen. Ein Supermarkt ohne Personal.
Doch ein Wasserschaden und technische Probleme verhinderten eine großflächige Publikumsöffnung und der Store wurde vorübergehend wieder geschlossen. Anfang Dezember soll es nun weitergehen. Zwar wird die Nutzung der Giropay-Funktion weiterhin nicht möglich sein, doch die Probleme vor Ort möchte das Unternehmen bis dahin im Griff haben.
Aber wie genau funktioniert der smarte Mini-Supermarkt? Klaus Albus, Manager Smart Stores bei Lekkerland in Frechen, arbeitet seit mehr als zwei Jahren am Kamener Modell des Smart-Stores. „Ein unbemannter Shop, das ist die Königsdisziplin“, erklärt er. Während andere Supermärkte der Rewe-Gruppe mit SB-Kassen einzelne Mitarbeiter einsparen, ist im Smart-Store in Kamen wirklich niemand vor Ort.
Eine im Hintergrund aktive Software erkennt jeden Schritt der registrierten Kunden. Bezahlen an der Kasse ist nicht nötig, da die Kunden den Store einfach verlassen können und die Rechnung im Nachgang aufs Handy erhalten. „Computer Vision, nennen wir dieses Konzept“, erklärt Albus.

Künstliche Intelligenz als Einkaufshelfer
Das KI-Programm, das für den reibungslosen Ablauf sorgt, wurde von Klaus Albus mitentwickelt. Kerndaten liefern mehrere Kameras, die jeden Winkel des Ladens überwachen. „Die Software macht im Prinzip nichts anderes, als das Verhalten der Kunden genau zu analysieren“, erläutert der Entwickler.
Der Prozess beginnt bereits vor dem Betreten des Ladens. Kunden müssen vorab einen Betrag von zehn Euro per Kreditkarte oder über eine andere digitale Zahlungsmethode hinterlegen. Girocards sind deshalb nicht erlaubt, da dieses Bezahlsystem das Nachbuchen von Beträgen, im Falle, dass der Einkauf die zehn Euro überschreitet, nicht unterstützt. Nach der Anmeldung können Kunden den Markt betreten und die Produkte in Ruhe anschauen.
Maximal fünf registrierte Kunden gleichzeitig
Ein Run auf den Store wird nicht entstehen. Eine eingebaute Begrenzung erlaubt maximal fünf registrierten Kunden gleichzeitig das Einkaufen. Begleitpersonen, die den Shop zusammen mit den Kunden betreten, werden dabei nicht mitgezählt. Das Unternehmen begründet diese Begrenzung mit dem Wunsch, Kunden ein angenehmes Einkaufen ermöglichen zu können – ohne Gedränge.
Sobald Kunden die Türschwelle übertreten, befinden sie sich unter KI-Beobachtung. Kameras registrieren alle Bewegungen im Laden. Die KI hat im Blick, wie der Kunde mit der Ware agiert. Nimmt er sie in die Hand und verlässt dann den Laden? Oder überlegt er es sich kurz vorher anders und legt die Ware wieder zurück? In diesem Fall zieht die KI den Artikel wieder von der Einkaufsliste ab. Natürlich muss nur das bezahlt werden, was der Kunde auch mitnimmt. Dabei wird auch der Datenschutz der Kunden gewahrt wird. „Die Personen im Laden sind für das System wie Strichmännchen“, so Albus.

Zwei weitere Besonderheiten im Kamener Smart-Store sind ein angeschlossener Kaffee- und ein Zigarettenautomat. Diese Extrakomponenten stellen eine zusätzliche Herausforderung für die Software dar. „Das macht es für das System nicht einfacher“, räumt Albus ein.
Mit dieser Technologie nimmt Lekkerland eine Vorreiterrolle bei Smart-Stores in Deutschland ein. Laut Unternehmensangaben sind sie die Ersten, die mit dieser Technologie bald einen öffentlichen Standort betreiben werden. Ob das Unternehmen die eigenen Erwartungen erfüllen kann, wird sich Anfang Dezember zeigen.