Hochstraßen-Brücke auf Hohlstellen abgeklopft Sanierungsbedürftiges Bauwerk wird geprüft

Brückenprüfung unter der Hochstraße: Fachleute suchen Hohlstellen
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Abreißen, grundhaft sanieren oder nur die durchlöcherte Fahrbahndecke erneuern? Keine andere Straße stand im vergangenen Jahr in Kamen so im Fokus wie die Hochstraße, genauer: Die kaputte Fahrbahn und das sanierungsbedürftige Bauwerk, auf dem sie liegt.

Wie sehr diese Brücke, die sich in mehreren Bauteilen über hunderte Meter zwischen dem Sesekepark und der Koppelstraße erstreckt, geschädigt ist, untersuchten am Mittwoch (30.4.) Fachleute des Landesbetriebs Straßen NRW. „Wir klopfen die Betonflächen ab auf Hohlstellen und suchen nach Abplatzungen“, sagte Florian Tschöpe, der bei Straßen NRW als Koordinator für Bauwerksprüfungen fungiert.

Schwere Technik zieht im Sesekepark Blick auf sich

Bei der Brückenprüfung setzten die vier Ingenieure jene schwere Technik ein, die Blicke auf sich zog sowohl auf der Hochstraße als auch im darunter liegenden Sesekepark.

Bei der etwa 40 Tonnen schweren Anlage der Firma Kramer aus Hagen handelt es sich um ein sogenanntes Brückenuntersichtsgerät. Dieses war an einem Lastwagen befestigt, der auf der Hochstraße stand, und wurde seitlich zu Brücke mit einem ausfahrbaren Hydraulikarm in die Tiefe gefahren. Über einen schwenkbaren Steg, der sich unter die Hochstraße klappte, schwebten die Fachleute direkt unter dem schweren Beton. Zentimeter für Zentimeter suchten sie das Bauwerk nach Schäden ab, indem sie es mit einem Geologenhammer abklopften.

Bei der Brückenprüfung, so Tschöpe, handelte es sich um eine turnusmäßige Hauptuntersuchung, die alle sechs Jahre stattfindet. Alle drei Jahre gibt es zusätzlich eine einfache Prüfung. Unmittelbare Gefahren gehen von dem Bauwerk offenbar nicht aus.

Ein Spezialgerät kontrolliert den Zustand der Hochstraßenbrücke
Das so genannte Brückenuntersichtgerät wiegt um die 40 Tonnen. © Stefan Milk

Hochstraße: Weit entfernt von einer Sperrung

Ein Hin und Her über die Frage, wie die Hochstraße für die kommenden Jahre fit gemacht werden kann, sorgte in jüngster Vergangenheit für viel Verwirrung. Nachdem Straßen NRW voriges Jahr aufwendige Sanierungspläne in der Stadthalle vorgestellt hatte, gab es später eine Änderung des Vorhabens mit abgespeckten Plänen. Aktueller Stand ist, die Fahrbahndecke in zwei Bauabschnitten zu sanieren und solange zu ertüchtigen, bis das Bauwerk in ca. 15 Jahren möglicherweise ganz abgerissen werden muss.

Von einem Abriss oder einer Fahrbahnsperrung, so Tschöpe, sei man zurzeit aber ganz weit entfernt. „Bisher haben wir keine nennenswerten Schäden entdeckt, die uns nicht bekannt wären.“ Die Brücke, deren Zustand auf einer Skala von 0 bis 4 bewertet wird, werde nicht die schlechteste Note erhalten. Ein Ergebnis lag an dem Mittwoch noch nicht vor.

Schwenkbarer Steg bis auf 20 Meter ausfahrbar

Mit dem Brückenuntersichtsgerät erreichen die Bauingenieure auch die unwegsamste Stelle unterhalb der Brücke. Durch die mobile Anlage müssen keine Baugerüste aufgestellt und verschoben werden. „Und wir kommen damit über das Gewässer“, sagt Tschöpe mit Blick auf die Seseke. Der schwenkbare Steg kann bis auf 20 Meter ausgefahren werden, sodass die gesamte Breite des Brückenbauwerks untersucht werden kann. „Der Lastwagen auf der Hochstraße sorgt für das entsprechende Gegengewicht“, erläutert der Fachmann aus Gelsenkirchen.

Bei der Untersuchung bekannter Schäden und neuen Verdachtsstellen kommt vor allem der Hammer zu Einsatz. „Mögliche Hohlstellen kann man nicht sehen, aber man kann sie hören“, sagt Tschöpe. Wer einmal den Klang einer Hohlstelle vernommen habe, wisse sofort, wenn er auf eine stoße. Mit einer weiteren Überraschung rechnete er nicht. „Dazu prüfen wir zu regelmäßig.“

Brückenprüfung auf der Hochstraße mit einer teilweise gesperrten Fahrbahn.
Der Landesbetrieb unterzog die Hochstraße am Mittwoch einer Prüfung. Von der Hochstraße aus war die große Hebebühne, die von dort aus abgesenkt wurde, nicht zu erkennen. © Carsten Fischer