So oder so ähnlich könnte der Zwischentrakt der Fröndenberger Rathausgebäude einmal aussehen. Der Entwurf von Architektin Sabine Bensmann-Wagner ist ein Vorschlag, der bei weiteren Planungen noch verändert werden könnte.

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Millionen-Anbau an Fröndenberger Rathaus soll prekäre Zustände beenden

dzHaushalt 2022

Überraschender Nachtrag im Haushaltsentwurf für 2022: Die Fröndenberger Stadtverwaltung schlägt dem Rat einen Millionen-Anbau an die bestehenden Rathausgebäude vor.

Fröndenberg

, 14.12.2021, 13:21 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Millioneninvestitionen in Schulen, Feuerwehr und Sportpark Ruhr schienen das Finanzvermögen der Stadt in den kommenden Jahren schon ausgereizt zu haben. Doch wie erst jetzt bekannt wird, soll es auch für die Verwaltung einen Neubau geben.

Auf Anfrage dieser Redaktion stellte Bürgermeisterin Sabina Müller am Dienstagvormittag die Pläne für einen Zwischentrakt in der Mitte von Rathaus I und Rathaus II an der Bahnhofstraße vor.

Investition von 1,2 Millionen Euro

Für das Gebäude müssten eine ohnehin baufällige Doppelgarage und ein kleiner Anbau am Rathaus-Altbau aus den 1980er-Jahren abgerissen werden. Die Stadtverwaltung kalkuliert mit Kosten für Planung, Abriss und Hochbau von insgesamt 1,2 Millionen Euro.

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Bürgermeisterin Sabina Müller, Personalratsvorsitzender Stefan Neuhaus und Sabine Bensmann-Wagner, Architektin der Stadt, stehen vor dem Gelände, auf dem künftig ein Zwischentrakt die beiden Rathausgebäude miteinander verbinden soll.

Bürgermeisterin Sabina Müller, Personalratsvorsitzender Stefan Neuhaus und Sabine Bensmann-Wagner, Architektin der Stadt, stehen vor dem Gelände, auf dem künftig ein Zwischentrakt die beiden Rathausgebäude miteinander verbinden soll. © Marcus Land

Noch befinde man sich in der Phase der Vorplanungen, betonte Müller am Dienstag. Das Vorhaben ist allerdings Teil der sogenannten Änderungsliste der Verwaltung zum Haushaltsentwurf für das Jahr 2022.

Müller nennt vier Probleme, die mit einem Anbau mit einem Schlag gelöst werden könnten: den mangelhaften Brandschutz, die besonders im Altbau nicht gegebene Barrierefreiheit, fehlende Raumkapazitäten und die veraltete Sanitäreinrichtung.

Neuer zentraler Eingang mit Bürgerservice

Der Zwischentrakt solle aber auch künftig einen besseren Bürgerservice möglich machen. Im Einzelnen plant die Verwaltung mehrere Bereiche im Neubau:

Künftig soll der Zwischentrakt den zentralen Eingang ins Rathaus bilden. Besucher kommen in ein großzügiges Entree und werden dort bereits von Mitarbeitern empfangen. Weil im Erdgeschoss auch Büros für flexibles Arbeiten entstehen sollen, können Anliegen bereits auf dieser Ebene geklärt werden. „Das ist ein besserer Kundenservice“, so Müller, „wie bei einer Bank oder Sparkasse.“

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Für den geplanten Zwischenbau der Rathäuser müssten die Doppelgarage und der im Hintergrund erkennbare kleine Anbau weichen.

Für den geplanten Zwischenbau der Rathäuser müssten die Doppelgarage und der im Hintergrund erkennbare kleine Anbau weichen. © Udo Hennes

Ein – bislang fehlender – Aufzug in der Mitte des Gebäudes dient als Verteiler auch in die beiden Bestandsbauten: Rathaus I und Rathaus II sind auf sämtlichen Geschossen mit dem Zwischentrakt über gläserne Quergänge baulich verbunden.

Im ersten Obergeschoss ist „ein großer Besprechungsraum zur City von Fröndenberg hin“ vorgesehen, so Sabine Bensmann-Wagner, die als Architektin der Stadt die Pläne entworfen hat. Sie spricht gar von einem „Leuchturmprojekt“. Die Front des Baus soll großflächige Fenster erhalten.

Fluchtgerüst hinter dem Altbau soll überflüssig werden

Zwei Büros dort und vier weitere Büros im zweiten Obergeschoss sollen den Raummangel der Verwaltung beheben. Im Altbau des Rathauses fallen zugleich drei Büros weg, sodass effektiv sechs neue Räume gewonnen werden.

Stefan Neuhaus, Personalratsvorsitzender im Rathaus, geht mit den Plänen konform. „Viele Büros sind eng und doppelt besetzt“, so Neuhaus. Nicht nur Bürger, auch Mitarbeiter seien wegen Behinderungen auf einen Aufzug angewiesen. Besonders misslich: Eine größere Toilettenanlage gibt es bislang nur im Rathaus II. Den Beschäftigten im Rathaus I gehe das „seit geraumer Zeit auf den Keks“, so Neuhaus.

Der wohl heikelste Aspekt: Seit 2017 steht auf der Rückseite des Altbaus ein Baugerüst mit Treppen, weil es nicht für alle Büros ausreichende Fluchtwege im Brandfall gibt. Auch dieser prekäre Zustand soll künftig ein Ende haben.

Bereits seit 2017 steht auf der Rückseite des Rathaus-Altbaus ein Fluchtgerüst, weil nicht alle Büros im Brandfall schnell genug verlassen werden könnten.

Bereits seit 2017 steht auf der Rückseite des Rathaus-Altbaus ein Fluchtgerüst, weil nicht alle Büros im Brandfall schnell genug verlassen werden könnten. © Udo Hennes

»Wir warten nun darauf, ob der Rat die Mitarbeitenden der Stadt bedenkt.«
Bürgermeisterin Sabina Müller

„Wir warten nun darauf, ob der Rat die Mitarbeitenden der Stadt bedenkt“, sagt die Bürgermeisterin mit Blick auf die am Mittwoch – 15. Dezember, um 16 Uhr in der Aula der Gesamtschule – anstehende Verabschiedung des Haushalts für 2022.

Der Anbau für das Rathaus war bislang noch kein Thema in der öffentlichen politischen Debatte, in der Ratssitzung muss sich die Politik positionieren.

Im Vorfeld wurden indes bereits Stimmen laut, die das Bauvorhaben kritisch sehen. Es würden nur wenige zusätzliche Büros zu einem hohen Preis entstehen, so einer der Kritikpunkte.

Sabina Müller argumentiert dagegen mit dem Anspruch, als Verwaltung ein moderner Arbeitgeber sein zu wollen, um den Wettbewerb auch mit der Wirtschaft zu bestehen. Angesichts der Investitionen in Schulen und Feuerwehr „wäre es fair, wenn auch die Verwaltung auf den neuesten Stand gebracht wird“.

Hintergrund

Recyclebare Baumaterialien

  • Holz, Glas, recyclebare Baumaterialien – die Stadt will beim Rathausanbau zeitgemäßen Standards folgen. Ein schlichter Baukörper soll eine Grünfassade erhalten, außerdem sollen alle Flachdächer, auch auf den Bestandsbauten, ebenfalls begrünt werden
  • Entstehen wird nach ersten Planungen eine nutzbare Gesamtfläche von rund 350 Quadratmetern. Die Investition von circa 1,2 Millionen Euro verteilt sich auf die Jahre 2022 bis 2024 mit 85.000, 750.000 bzw. 365.000 Euro.
  • Die Stadt verspricht sich eine Senkung des Eigenanteils durch Fördermittel aus Töpfen für klimagerechtes Bauen.