Es ist der derzeit wohl meistdiskutierte Werbespot Deutschlands: Der Autohersteller Citroën benennt sich in „Zitrön“ um. Hinter dem Marketing-Gag steckt auch die Arbeit eines jungen Unnaers.

Unna

, 26.07.2019, 16:29 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Citroën-Autohändler Michael, der auf der Händlertagung seines Arbeitgebers erfährt, dass er künftig für „Zitrön“ Autos verkauft – über 200.000 Menschen haben sich dieses Marketing-Video des französischen Autohändlers auf der Video-Plattform YouTube in dieser Woche angesehen. Mit beteiligt an dem Marketing-Coup war mit Jan Scharfenberg ein junger Mann aus Unna.

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Zusammen mit Felix Eller führt Scharfenberg die Produktionsfirma „Lost Tape“. Seit diesem Jahr werden die beiden Filmemacher durch ein Stipendium des Mediengründerzentrum NRW finanziell gefördert und durch Mentoren betreut. Das Netzwerk, das auf diese Weise zu anderen Machern der Branche entsteht, hat sich jetzt ausgezahlt. „Ich war auf dem Weg in den Urlaub, als ich von Cinehype angerufen und gefragt wurde, ob ich bei einem Dreh für Citroën die Tontechnik machen könnte“, erzählt Jan Scharfenberg.

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Zitrön-Kampagne

Die aus Duisburg stammende Produktionsfirma „Cinehype“ wird ebenso wie „Lost Tape“ durch das Mediengründerzentrum gefördert – daher kannte man sich. Und als klar war, dass „Cinehype“ an der Produktion des Citroën-Spots beteiligt sein würde, fehlte ihnen noch ein Mann für den Ton. Der wurde Jan Scharfenberg – der bis kurz vor Drehbeginn tatsächlich davon ausging, dass Citroën sich in „Zitrön“ umbenennen würde.

Der „Zitrön“-Dreh war eine Großproduktion. Etliche Kameramänner waren involviert, aber nur ein Tonfachmann: Jan Scharfenberg (rechts).

Der „Zitrön“-Dreh war eine Großproduktion. Etliche Kameramänner waren involviert, aber nur ein Tonfachmann: Jan Scharfenberg (rechts). © Rene Strahl / Agentur Havas

„Das wurde geheim gehalten, weil wir ja auf der echten Mitarbeiterversammlung zum 100. Geburtstag von Citroën drehen wollten. Erst kurz vor dem Dreh wurde mir gesagt, dass es sich um einen Gag handelt“, erzählt Scharfenberg. Umso größer für ihn die Herausforderung, seine Mikrofone so zu platzieren, dass die anwesenden echten Autohändler nichts davon mitbekamen, dass einer von ihnen ein Schauspieler war.

Jan Scharfenberg verkabelt eine Darstellerin des „Zitrön“-Werbespots für die Tonaufnahmen.

Jan Scharfenberg verkabelt eine Darstellerin des „Zitrön“-Werbespots für die Tonaufnahmen. © Rene Strahl / Agentur Havas

Den vermeintlichen Autohändler Michael, der in dem Spot die Versammlung aufgebracht verlässt, stattete Jan Scharfenberg mit einem Mikro aus, ebenso die weiteren Darsteller. „Das war eine unglaublich spannende Situation, weil dort ja knapp 100 Autohaus-Betreiber saßen, die nicht wussten, dass das ein Marketing-Gag ist. Man konnte ja nicht vorausahnen, wie sie reagieren würde, ob es beispielsweise Tumulte gibt“, schildert der Unnaer die Bedingungen des Drehs.

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Zitrön-Kampagne Aufklärung

Mitte der Woche löste Citroën das Geheimnis auf: Citroën bleibt Citroën. Dann erst durfte auch Jan Scharfenberg seiner Familie und Freunden erzählen, was dahinter steckte. Für „Lost Tape“ ist seine Mitarbeit an einem der wohl meistdiskutierten Werbespots eindeutig ein Gewinn: „Das ist die größte Marketing-Nummer, die wie je gemacht haben“, sagt Scharfenberg, „und definitiv ein Super-Aushängeschild, weil alle darüber reden.“