In einer möglichen Konfliktsituation zwischen einem Unternehmen und einem geplanten Neubaugebiet in Unna ist eine wichtige Entscheidung gefallen: Die Firma Westermann darf ihre Betriebszeiten ausweiten. Auf der anderen Straßenseite sollen einmal 260 neue Wohnungen entstehen.
Betrieb rund um die Uhr genehmigt
Die Firma Wilhelm Westermann ist ein Traditionsbetrieb in Unna, der nun grünes Licht bekommt für die Umsetzung von Expansionsplänen. Der Kondensatorenhersteller mit Sitz an der Viktoriastraße hatte beantragt, seine Betriebszeiten auszuweiten von werktags 6 bis 22 Uhr auf werktags 0 bis 24 Uhr. Dieser Dreischichtbetrieb ist nur möglich mit einer Genehmigung gemäß Bundes-Immissionsschutzgesetz. Die zuständige Behörde ist die Bezirksregierung Arnsberg, die die Genehmigung nun erteilt hat.
Behörden machen Verfahren öffentlich
Die Stadt Unna informierte jetzt über den Vorgang. Sie ist an dem Genehmigungsverfahren als betroffene Gemeinde beteiligt. Und sie ermöglicht der Bezirksregierung, die Unterlagen zu dem Verfahren vor Ort in Unna öffentlich zu machen. Die Bezirksregierung legt den Genehmigungsbescheid zur Einsicht aus, und die Stadt Unna tut es im Rahmen der Amtshilfe genauso. Bürger sollen die Gelegenheit haben, den Bescheid und die dazugehörigen Unterlagen einzusehen.
Unterlagen einsehbar
- Die Unterlagen zur Betriebserweiterung der Firma Westermann liegen bis 24. Juni beim Stadtplanungsamt aus: Zimmer 315 im Rathaus der Stadt Unna.
- Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8.30 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.45 Uhr, Freitag 8.30 bis 12.30 Uhr
- Wer die Dokumente einsehen möchte, muss einen Termin vereinbaren: Tel. (02303) 103-6101 oder per E-Mail an bauleitplanung@stadt-unna.de
Sorge: Lärm gegenüber neuem Wohngebiet
Welche Auswirkungen längere Betriebszeiten des Unternehmens auf das Umfeld hätten, war im Vorfeld diskutiert worden. Es stand die Sorge im Raum, dass Lärm zu Nachtzeiten störend wäre für ein neues Wohngebiet in direkter Nachbarschaft: Auf der südlichen Seite der Viktoriastraße liegt die Victoria-Brache. Diese war einst auch ein Firmengelände und soll inzwischen der Ort sein, wo Unnas größtes Wohnbauprojekt umgesetzt wird.
Die Viktoria Grundstücks GmbH plant ein modernes Mischgebiet mit 260 Wohnungen sowie Platz für Gewerbe und Dienstleister. Das Projekt würde praktisch anschließen an den Neubau für das Jobcenter, der am Westrand der Fläche bereits in die Höhe gewachsen ist.

Das Planverfahren für die Victoria-Fläche befindet sich laut Stadt Unna noch im Anfangsstadium. Zurzeit werde ein städtebaulicher Entwurf ausgearbeitet, Auswirkungen auf den Verkehr sowie Belange der Entwässerung, Altlasten etc. würden geprüft, heißt es aus der Pressestelle im Rathaus.
Wohnbebauung trotzdem möglich
Die Westermann-Betriebserweiterung habe nur bedingt Einfluss auf die Planungen für die Victoria-Fläche und schließe eine zukünftige Wohnnutzung grundsätzlich nicht aus, erklärte die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion. Auswirkungen der Betriebserweiterung auf mögliche Wohnbebauung südlich der Viktoriastraße schätzt die Stadt als gering ein.
Teil der Fläche nachts betroffen
Das Stadtplanungsamt beruft sich auf ein Lärmgutachten, das im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens vorgelegt wurde. Damit sei nachgewiesen worden, „dass zur Tagzeit die Immissionswerte für ein Mischgebiet (60 dB(A)) flächendeckend eingehalten werden“. Lediglich ein Teil der Fläche sei „in einer maximalen Tiefe von 15m nachts von einer geringfügigen Überschreitung der Lärmwerte betroffen“, so die Stadt. Dieser Teilbereich liege gegenüber der Stellplatzanlage im Innenhof des Betriebsgeländes.

Schlafzimmer zur anderen Seite
Als Tages-Immissionswert für dieses Mischgebiet gibt die Stadt einen Lärmpegel von maximal 60 dB(A) an. Nachts gelten 45 dB(A). Die Prognose für die nächtliche Belastung laut Lärmgutachten: 45 bis 50 dB(A).
Die Stadt Unna sieht hier ein lösbares Lärmproblem. Sie erklärt: „Dieser räumlich begrenzten Überschreitung kann in der Planung zum Beispiel durch die Anordnung lärmunempfindlicher Nutzungen in diesem Bereich wie z.B. Gewerbe und Dienstleistungen, oder durch die Ausgestaltung der Grundrisse begegnet werden, indem die lärmempfindlichen Räume wie Schlafzimmer und Wohnzimmer an der lärmabgewandten Seite vorgesehen werden.“
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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 12. Juni 2024.