Um ihre Mitarbeiter vor aggressiven Bürgern zu schützen, plant die Stadt Unna Veränderungen im Rathaus. Auch Jobcenter und Arbeitsagentur haben immer wieder mit Menschen zu tun, die mit Maßnahmen nicht einverstanden sind - und mitunter einen rauen Ton anschlagen. Inhaltlich und räumlich sind diese Behörden anders aufgestellt als die Stadtverwaltung. Aber das Thema Sicherheit spielt eine große Rolle.
Sorge vor Aggression in Behörden
Nach dem Kreis Unna kündigte nun auch die Stadt Unna an, aufgrund von bedrohlichen Vorfällen ihre Mitarbeiter besser vor Übergriffen schützen zu wollen. Eine Grundfrage ist, wie frei sich Besucher im Gebäude bewegen sollen.
Diese beiden Kommunalverwaltungen bieten mehrere verschiedene Dienstleistungen an und werden von Menschen mit unterschiedlichsten Anliegen besucht. Bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter ist der Kundenkreis inhaltlich recht klar definiert. Auch räumlich sind die Behörden in Unna übersichtlicher als Kreishaus und Rathaus. Dennoch gibt es dort auch Sicherheitskonzepte und im Fall des Jobcenters auch die Chance, vieles neu zu denken, was nicht unbedingt nur auf Sicherheit abzielt.
Konzept für neues Jobcenter
Das Jobcenter in Unna bekommt an der Viktoriastraße/Ecke Hammer Straße einen Neubau, der in diesem Jahr bezogen werden soll. Ein Konzept für den Zugangspunkt für Kunden sei derzeit in der Planung, erklärte Jobcenter-Sprecherin Antonia Mega. Sehr wahrscheinlich sollen in dem neuen Gebäude alle Beratungen im Erdgeschoss stattfinden. In den vier Stockwerken darüber sollen sich nur Mitarbeiterbüros befinden, in denen es keine Besuche von Externen gibt. Mehr Überblick und Kontrolle über Kundenbesuche dürfte dieses Konzept begünstigen. Laut Sprecherin Mega liegen der Idee aber vor allem pragmatische Überlegungen zugrunde. Sprich: Wer nur ins Erdgeschoss muss, hat kürzere Wege.

Sicherheitspersonal längst Standard
Was für die 120 Mitarbeiter am alten wie am neuen Standort gilt, ist ein Sicherheitskonzept, das laut Mega alle möglichen kritischen Situationen berücksichtige. Handlungsanweisungen etwa für den Fall, dass Personen bedrohlich oder gar handgreiflich werden, seien abgestimmt mit der Polizei und würden in Schulungen geübt, etwa in Form von Deeskalationstraining. Schon seit Langem beschäftige das Jobcenter zudem Sicherheitspersonal.
Wer das Bürogebäude betreten möchte, muss sich am Eingang melden und seinen Namen angeben, um dann gezielt zur richtigen Etage und dem richtigen Raum geleitet zu werden. Besucher können sich also frei im Gebäude bewegen. „Aber wir wissen immer, wer von unseren Kunden wo im Haus ist“, sagt Antonia Mega.
Erinnerung an Mord in Neuss
Auch die Arbeitsagentur bestätigt ein Sicherheitskonzept zum Schutz der Mitarbeiter. Sprecher Ulrich Brauer erinnert an einen tragischen Vorfall, aufgrund dessen in Behörden vieles auf den Prüfstand gestellt worden sei: 2012 erstach ein Mann im Jobcenter in Neuss eine Mitarbeiterin. Aus dem Anlass habe es in vielen Dienststellen architektonische und organisatorische Anpassungen gegeben, die zum Beispiel Fluchttüren oder die Anordnung von Möbeln betrafen. „Es soll auch niemand mehr allein auf einem Flur arbeiten“, erklärt Brauer.
Kundbesuche gut organisieren
Auch die Arbeitsagentur versucht, Kundenbesuche möglichst gut zu organisieren. „Das kommt auch dem Thema Sicherheit sehr zugute“, so Brauer. Besucher müssten in der Regel nicht mehr lange auf Beratungsgespräche warten. Im April dieses Jahres wurde ein System für die Terminbuchung per Internet eingeführt, das von Kunden gut angenommen werde, so Brauer. Während sich früher Besucher vor allem am späten Vormittag „gedrubbelt“ hätten, könne das Geschehen nun entzerrt werden, indem Kunden Gesprächstermine digital nach ihren Wünschen buchen. Terminkapazitäten seien verdreifacht, Kundenvorsprachen ohne Termin reduziert worden.

Zudem könnten viele Angelegenheiten, für die man früher persönlich erscheinen musste, digital erledigt werden. Über www.arbeitsagentur.de oder eine App namens „BA-Mobil“ können sich Personen arbeitssuchend oder arbeitslos melden oder Leistungen wie Arbeitslosengeld beantragen.
Jobcenter-Sprecherin Antonia Mega verweist ebenfalls auf Möglichkeiten für Kunden, Dinge von zu Hause aus zu regeln. Sie empfiehlt, anzurufen unter (02303) 2538-2222. Auch eine Videoberatung könne vereinbart werden.
Kurzer Draht zur Polizei
Jobcenter und Arbeitsagentur sehen sich „gut aufgestellt“, was den Schutz vor etwaigen Bedrohungen angeht. Die Lage scheint in beiden Behörden ähnlich eingeschätzt zu werden. Sie könne keine Zunahme der Aggression bestätigen, erklärte Jobcenter-Sprecherin Antonia Mega, aber durchaus „Einzelfälle mit einer Tendenz zu einer verbal eher aggressiveren Art“. An einen Übergriff könne sich bei der Arbeitsagentur in Unna niemand erinnern, so Sprecher Ulrich Brauer. „Aber verbale Eskalationen kommen immer mal wieder vor.“ Allzu viel gefallen lassen will man sich offenbar nicht. „Wenn sich jemand ungebührlich verhält, wird jedes Mal Strafanzeige erstattet“, so Brauer. Eine „Gefährderansprache“ durch die Polizei gilt als wirkungsvoll, wenn sie nötig ist. „Es kann bis zum Hausverbot gehen, wobei der Kontakt zur Behörde natürlich möglich bleibt.“
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