Kaum Bus-Fahrgäste im Unnaer Osten Wie geht es weiter mit dem Nahverkehr?

Im Schnitt drei Menschen im Bus – Stadt prüft ÖPNV-Lösung für Hemmerde
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Kein großer Linienbus, sondern eher ein Auto würde ausreichen, um den Bedarf auf der Buslinie C45 im Osten von Unna zu decken. Zu diesem Schluss könnte man beim Blick auf Fahrgastzahlen kommen, die jetzt öffentlich werden.

C45 endet Mitte 2026

Wie der Beigeordnete Markus von der Heide bestätigte, geht man davon aus, dass die Buslinie C45 ab Mitte 2026 nicht mehr bis Hemmerde fährt. Das ist die Folge eines Beschlusses des Kreistags zum neuen Nahverkehrsplan (NVP) für den Kreis Unna.

Dieser Plan sieht unter anderem vor, dass die Buslinie nur noch bis Lünern verkehrt. Bisher verbindet sie Unna-Mitte und Hemmerde. Vor dem NVP-Beschluss hatte die Stadt Unna ebenso wie andere Kommunen versucht, diese Kürzung zu verhindern, aber ohne Erfolg.

Im Schnitt drei Leute pro Bus

Was bisher aus den Reihen der Unnaer Politik mitunter kritisiert wurde, ist das Fehlen von Daten, um diese Buslinie bewerten zu können. Jetzt gibt es welche. Die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna (VKU) hat im November 2024 Fahrgäste zählen lassen. Die Ergebnisse zeigte von der Heide kürzlich in Unna im Mobilitätsausschuss (ASM). Demnach ist ein C45-Bus zwischen Stockum und Hemmerde im Durchschnitt mit gerade einmal 3,8 Fahrgästen besetzt. Werden die Schüler herausgerechnet, sind es 2,9 Fahrgäste – also knapp drei Leute pro Bus; den Fahrer nicht mitgerechnet.

Zwei Leute steigen in Unna-Hemmerde in einen VKU-Bus.
Zwei Leute steigen in Hemmerde in einen VKU-Bus. Dies entspricht schon beinahe der durchschnittlichen Fahrgastzahl. © Archiv

Zählung nur an einem Tag

Nicht klar ist, welches Verhältnis zwischen Kosten und Auslastung überhaupt gelten soll, damit der Betrieb einer Buslinie beim Kreis Unna beziehungsweise bei der VKU als sinnvoll bewertet wird. Von der Heide verriet dazu nur so viel: „2,9 reicht nicht aus.“

Der städtische Beigeordnete zieht allerdings auch die Datengrundlage in Zweifel. Es wurden die Fahrgastzahlen an einem Tag erhoben, bei je zwölf Busfahrten in die eine und zwölf in die andere Richtung. Insgesamt 90 Menschen haben die VKU-Zähler an jenem Tag im November notiert. Es sei fraglich, so von der Heide, ob das repräsentativ ist.

Stadt prüft Bus-Konzept für Hemmerde

Die Unnaer CDU-Fraktion hatte im Februar beantragt, die Stadt solle Fahrgastzahlen für die C45 erheben lassen. Diesen Auftrag sieht von der Heide nun zunächst erfüllt.

Zum weiteren Vorgehen erklärt er, man sei „in der Prüfung“: Die Christdemokraten forderten, dass die Stadt Unna basierend auf den Zahlen ein Konzept zur Fortführung der Busverbindung gegebenenfalls mit reduziertem Angebot entwickelt. Und: Der Bürgermeister soll mit der VKU sprechen, um eine Lösung zur Weiterführung der C45 zu finden.

Der Prüfauftrag der Politik werde jetzt umgesetzt, so von der Heide. Mit Ergebnissen sei nach den Sommerferien zu rechnen. Dann wird es nach seiner Einschätzung darum gehen, ob es ein neues ÖPNV-Angebot gibt, das die Stadt Unna finanzieren müsste. „Am Ende des Tages wird es Geld kosten“, sagt der Beigeordnete. Man werde vor der Frage stehen, ob die Stadt bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen. „Aber das entscheidet dann die Politik.“

Grüne: Widerspruch zum Mobilitätskonzept

Auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen fordert die Stadt zum Handeln auf. Die Verwaltung wird in einem Antrag aufgefordert, eine detaillierte Auflistung der konkreten Nachteile vorzulegen, die durch den neu aufgelegten Nahverkehrsplan des Kreises Unna für das Stadtgebiet der Kreisstadt Unna entstehen“. In Schritt 2 soll die Verwaltung „Vorschläge machen, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die erfassten Nachteile zu kompensieren“.

Ein Bus fährt ab vom Busbahnhof in Unna.
Von Unna aus fahren regelmäßig VKU-Busse bis Hemmerde (Symbolbild). Das soll 2026 aber aus Kostengründen aufhören © Archiv

Die Grünen sehen im NVP „erhebliche Nachteile, insbesondere durch den Wegfall der Buslinie C45 nach Hemmerde“. Die Fraktionsvorsitzenden Claudia Keuchel und Karl Dittrich erinnern in ihrem Antrag an Unnas Mobilitätskonzept, in dem die flächendeckende und gut ausgebaute öffentliche Verkehrsanbindung für die nachhaltige Mobilität der Bürger von zentraler Bedeutung sei. „Der beschlossene Abbau des Angebots steht dieser Zielsetzung diametral entgegen und gefährdet die Anbindung vieler Menschen an den öffentlichen Nahverkehr.“

Claudia Keuchel kritisiert das bisherige Verfahren zur Neuaufstellung des NVP, in Unna werde man „vor vollendete Tatsachen gestellt“.