Besser als nichts: Unnas Modehändler öffnen ab diesem Montag für Kunden mit Terminen. Nach Wochen der Zwangsschließung ist es fast ein feierlicher Moment.

Unna

, 07.03.2021, 13:36 Uhr / Lesedauer: 3 min

Unnas Mode-Einzelhandel probiert notgedrungen wieder etwas Neues aus. Der Corona-Lockdown in seiner bisherigen Form ist vorbei. Jetzt kommt Shoppen mit vorheriger Terminvergabe. Von der Freiheit der Vor-Pandemie-Zeit ist man noch immer weit entfernt. Aber zumindest dürfen endlich wieder Kunden in den Laden.

Endlich wieder für die Kunden da sein

Gabriele Floegel hat am Freitag frisch geschnittene Blumen in ihrem Geschäft drapiert. Die Forsythien leuchten durchs Schaufenster und vermitteln Frühlingsgefühle. Die Vorbereitungen für diesen besonderen Montag, 8. März, haben schon am Donnerstag davor begonnen. Nachdem die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz bekannt waren, setzte sich eine Floegel-Mitarbeiterin ans Telefon und rief Stammkundinnen an. „Wir können endlich wieder für unsere Kundinnen da sein“, sagt Gabriele Flogel. „Und wir richten alles so ein, dass es für sie passt.“

Zahlreiche Einkaufstermine im Modehaus am Massener Hellweg sind bereits reserviert, der späteste am 15. März. „Wir können einen Privateinkauf anbieten“, sagt die Chefin. Tatsächlich werden Kundinnen ab diesem Montag nicht nur mit frischer Deko und neuer Ware empfangen, sondern auch allein. Auf 160 Quadratmetern Verkaufsfläche dürften Floegels bis zu vier Kundinnen gleichzeitig empfangen. Dieses Geschäft belässt es aber bei nur einer Person für je eine Stunde. Es soll auch größtmögliche Sicherheit durch Kontaktvermeidung herrschen.

Andreas Leiendecker hatte wie andere Händler Waren auf Bestelluung verkauft. Das war „Click and collect“. Jetzt kommt „Click and meet“. Und Leiendecker macht mit.

Andreas Leiendecker hatte wie andere Händler Waren auf Bestelluung verkauft. Das war „Click and collect“. Jetzt kommt „Click and meet“. Und Leiendecker macht mit. © Archiv

Rechnet sich das? „Das ist natürlich noch nicht das Gelbe vom Ei“, sagt Floegel. „Aber nach drei Monaten Komplettruhe ist das ein guter Schritt in die richtige Richtung.“ Die Modehändlerin aus Massen vermittelt eine Mischung aus Spannung und Vorfreude.

Verkaufsfläche setzt teils enge Grenzen

Einkaufen mit Termin – „Click and meet“: „Besser als gar nichts“, lautet der Tenor vieler Mode-Einzelhändler in Unna. Die von der Politik festgesetzten Regeln für das Handeln ab diesem 8. März sind für alle gleich, die Konzepte der Geschäfte teils unterschiedlich. Auch Hildegard Hagemann macht mit bei „Click and meet“. Sie darf in ihre Boutique an der Massener Straße zwei Kundinnen hineinlassen.

„Das ist natürlich noch nicht das Gelbe vom Ei. Aber nach drei Monaten Komplettruhe ist das ein guter Schritt in die richtige Richtung.“
Gabriele Floegel über Shopping mit Termin

Die Verkaufsfläche setzt an vielen Stellen enge Grenzen. Hosen-Spezialist-Inhaber Thomas Weber erklärt, er dürfe einen Kunden mit maximal einer Begleitperson einlassen. Er will jeweils ein Zeitfenster von eineinhalb Stunden einrichten. „Für mich ist das neue Angebot der Beratung vor Ort eine Verbesserung, da eine Beratung per Telefon und zu Hause nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist“, erklärte Weber.

Ulrich Schmidt hat an der Bahnhofstraße mehr Platz: Zwölf Kunden könnten bei ihm sicher und mit nötigem Abstand einkaufen. „Wir freuen uns, dass wir endlich wieder loslegen können und für unsere Kunden im Einsatz sind“, sagt Schmidt.

Die neuen Regelungen betreffen auch Gebrauchtwarenhändler. So hat der Second-Hand-Laden Bommbino in Massen „Click and meet“ eingerichtet: Über seine Facebookseite können 30-Minuten-Termine vereinbart werden. Inhaberin Petra Große erklärt, sie könne damit „prima planen“. Sie kritisiert allerdings einen Mangel bei der Informationspolitik. „Diese ganzen Maßnahmen musste ich mir selbst erarbeiten.“

Höchstens 60 Kunden im Riesen-Kaufhaus

Mit 6500 Quadratmetern gehört das Kaufhaus Schnückel in Unna zu den Großen. Inhaberin Silke Krischer kündigte aber nun die Wiedereröffnung mit Sicherheitspuffer an: Maximal 60 Kunden dürfen ins Geschäft, nachdem sie telefonisch oder über die Schnückel-Homepage einen Termin vereinbart haben. Shoppingzeit hier: 60 Minuten. „Es ist ein Lernprozess“, erklärt Krischer. „Wir werden sehen, ob vielleicht auch eine halbstündige Taktung funktionieren würde.“

„Es ist ein Lernprozess.“
Schnückel-Chefin Silke Krischer

Die Kauffrau vermutet für die erste Zeit eher ein gezieltes Kaufverhalten. „Die Menschen werden vermutlich kommen, um einen konkreten Bedarf zu decken, nicht zum Bummeln.“ Schnäppchenjäger hätten keinen Grund, jetzt die Läden zu stürmen: Mit Konzepten wie der „Überraschungstüte“ sei es auch im Lockdown gelungen, Waren abzusetzen. „Wir werden mehr als sonst aufs Lager packen und natürlich auch was Reduziertes auf der Fläche stehen haben. Aber es ist nicht so, dass die Geschäfte überquellen vor Wintersachen. Wir haben sogar schon sehr viel Frühjahrsware erhalten und einsortiert.“

Die Terminvergabe für das Einkaufen im Modehaus Sinn erfolgt ab dem 8. März denkbar einfach: Kunden melden sich am Eingang und hinterlassen ihre Daten. Fertig ist der Shopping-Termin.

Die Terminvergabe für das Einkaufen im Modehaus Sinn erfolgt ab dem 8. März denkbar einfach: Kunden melden sich am Eingang und hinterlassen ihre Daten. Fertig ist der Shopping-Termin. © Archiv

Auch bei Intersport Leiendecker wurden Ende der vergangenen Woche bereits für die Zeit ab 8. März Einkaufstermine vergeben. Da das Geschäft mit über 1000 Quadratmetern recht groß ist, könne die Terminvergabe auch sehr kurzfristig erfolgen, erklärte Andreas Leiendecker. Es dürften mehr als 25 Kunden gleichzeitig empfangen werden. „Tatsächlich planen wir aber nicht, die maximale Kundenzahl voll auszuschöpfen“, so Leiendecker. „Wir haben auch Zweifel, ob dieses im Sinne des Infektionsschutzes wäre.“

Oder so: Spontantermine an der Ladentür

Friedrich-Wilhelm Goebel, Generalbevollmächtigter der Sinn-Gruppe, macht unumwunden deutlich, was er von „Click and meet“ hält: „Gar nichts.“ Auch das Sinn-Modehaus in Unna ist aber freilich an die aktuellen Regelungen gebunden. Die Terminvergabe funktioniert ab diesem Montag so: Der Kunde kommt zum Geschäft und trägt am Empfang seine Daten ein. Dann hat er seinen Termin und darf für eine Stunde shoppen. Gemessen an der Verkaufsfläche dürfen laut Goebel 62 Kunden ins Geschäft. „Das rechnet sich nicht. Aber es ist besser als vorher.“