Jens Toschläger will dem Rathaus der Stadt Unna den Rücken kehren. Nach nur dreieinhalb Jahren im Dienst seiner Heimatstadt sucht er eine neue Wirkungsstätte. © HA-Archiv (Montage)
An der Spitze der Stadtverwaltung bahnt sich der nächste Abgang an. Unnas Erster Beigeordnete Jens Toschläger ist auf der Suche nach einer neuen Wirkungsstätte.
Unnas Erster Beigeordneter Jens Toschläger will sich beruflich verändern. Dem Rathaus droht damit der Verlust einer weiteren Spitzenkraft. Ob und wann der Chef der Bauverwaltung sein Büro in Unna räumt, ist zwar noch offen. Doch für seinen grundsätzlichen Wechselwillen gibt es nun einen klaren Beleg.
Toschläger zählt zum Bewerberkreis für eine vergleichbare Stelle in einer anderen Stadt. In Bergkamen beraten die Ratsfraktionen dieser Tage über eine Nachfolge für den weithin anerkannten Dr. Hans-Joachim Peters, der dort im Sommer in den Ruhestand gegangen ist. Einer der Kandidaten, dessen Bewerbung die Ratsfraktionen der Nordbergstadt nun sichten, ist Jens Toschläger, wie aus politischen Kreisen durchgesickert ist.
Wie groß Toschlägers Aussichten auf einen Zuschlag in Bergkamen sind, ist im Vorfeld nicht seriös zu bewerten. Zum einen hängt dies auch von der Stärke der Mitbewerber ab, zum anderen von seiner persönlichen Überzeugungskraft. Voraussichtlich am 2. November wird sich Toschläger persönlich vorstellen. Die Wahl des neuen Beigeordneten im Rat der Stadt Bergkamen ist für den 17. November vorgesehen.
Toschläger werden realistische Chancen eingeräumt. Der Mann aus Unna gilt gleich in mehreren Disziplinen als stark: Er ist fachlich kompetent, organisations- und führungsstark, aber auch ein Sympathieträger und guter Kommunikator. Bei seiner Wahl zum Technischen Beigeordneten in Unna wurden solche Dinge noch anerkannt. Doch nach Toschlägers Dienstantritt in seiner Heimatstadt am 1. April 2019 liefen die Dinge nicht allzu gut für ihn.
Unnas Bauverwaltung gilt als personell unterbesetzt und überlastet. Inzwischen gibt der Beigeordnete seinen Beschäftigten in der Bauordnung vor, nur noch eine Stunde in der Woche auf Bürgeranrufe zu reagieren, damit sie möglichst in Ruhe den aufgelaufenen Berg an Bauanträgen abtragen können.
Auch politisch schien der SPD-Mann nach der Kommunalwahl wenig Unterstützung zu bekommen. Fast schon auf groteske Art deutlich geworden war dies zuletzt im Streit um eine Einbahnstraßenregelung zum Schutz der Radfahrer auf dem Afferder Weg.
Toschläger galt als Befürworter dieser Idee, musste dann aber mit ansehen, wie die Politik einen bereits gefassten Beschluss aus formalen Gründen wieder aufhob. Als Toschlägers SPD vor Kurzem eine höhere Besoldung des Ersten Beigeordneten vorschlug, zeigten CDU und Grüne an, dass sie die Sache nicht mittragen würden. Die SPD zog ihren Antrag darauf in Rekordzeit wieder zurück.
Auch wenn das aktuelle Bewerbungsverfahren in Bergkamen nun erst in die entscheidende Phase geht, droht der Abschied Toschlägers möglicherweise sehr akut. Kompetente Kräfte für Beigeordnetenstellen sind derzeit gesucht. Wie schnell ein entsprechender Wechsel klappen kann, zeigte erst im Sommer der Abschied von Achim Thomae: Der Unnaer Kämmerer ist inzwischen Erster Beigeordneter in Dinslaken. Sein Wechsel nach 34 Dienstjahren im Rathaus der Stadt Unna galt als Reaktion auf die politische Entscheidung, eine vakante Beigeordnetenstelle in Unna nicht mehr zu besetzen.
Thomae galt als Opfer einer Revanchehandlung, mit der CDU und Grüne die SPD treffen wollten. Sie zählte zuvor zu den Kritikern einer Kandidatur der grünen Fraktionsvorsitzenden Claudia Keuchel für die Beigeordnetenstelle im Dezernat 2, trug die anschließende Wahl ihres Parteifreundes Sandro Wiggerich allerdings mit.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.